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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 51/2024
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Hoffnung gibt es immer

“Hoffnung gibt es immer. Selbst in Nazareth.” So ein Dialog zwischen Maria und ihrer Mutter Anna in einer Verfilmung der Weihnachtsgeschichte.

Hoffnung gibt es immer. Selbst in Hermeskeil.

Und das ist schon direkt mein Weihnachtswunsch für uns alle: Bei allem, was es an schlechten Nachrichten gibt, bei allem Klagen: Hoffnung gibt es immer und überall.

„Alle hoffen. Im Herzen eines jeden Menschen lebt die Hoffnung als Wunsch und Erwartung des Guten, auch wenn er nicht weiß, was das Morgen bringen wird.“, sagt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Heiligen Jahr 2025. Alle 25 Jahre ruft der Papst ein Jubeljahr aus.

Dass wir in ein paar Tagen das Jahr 2025 schreiben, hat mit Christi Geburt zu tun, die wir heute feiern. Die hat vor ca. 2025 Jahren stattgefunden. Das Motto für das Heilige Jahr 2025 lautet: „Pilger der Hoffnung“.

„Die Unvorhersehbarkeit der Zukunft ruft jedoch teilweise widersprüchliche Gefühle hervor: von der Zuversicht zur Angst, von der Gelassenheit zur Verzweiflung, von der Gewissheit zum Zweifel. Oft begegnen wir entmutigten Menschen, die mit Skepsis und Pessimismus in die Zukunft blicken, so als ob ihnen nichts Glück bereiten könnte. Möge das Heilige Jahr für alle eine Gelegenheit sein, die Hoffnung wieder aufleben zu lassen. Das Wort Gottes hilft uns, Gründe dafür zu finden.“

Mein Leben als Weihnachtslektüre

Gründe für die Hoffnung kann man im Wort Gottes suchen. Gerade die weihnachtlichen Bibeltexte dieser Tage sprechen ja mehr Menschen an als andere. Wort Gottes ist aber mehr als die Texte der Bibel. Für den heiligen Augustinus – einen Kirchenvater der Antike – ist der Erdkreis quasi wie ein zweites Buch. Das kann ich wie die Heilige Schrift lesen und deuten! Umberto Eco, der Autor des Romans „Der Name der Rose“, liest die ganze Welt wie ein Buch. Und in diesem Buch hat alles Bedeutung. Die Welt, mein Leben, wie ein Buch zu lesen, das könnte doch eine gute Weihnachtslektüre sein. Und in diesem Buch sind sie auch zu finden: Die Gründe zur Hoffnung.

Gründe zur Hoffnung in Hermeskeil

Ich habe mich auf die Suche bei uns in Hermeskeil gemacht. Und ich bin fündig geworden. Es gibt sie auch bei uns, die Gründe zur Hoffnung. Und ich bin überzeugt, auch bei euch.

Grund zur Hoffnung geben mir Menschen, die sich einbringen für andere. Und da fallen mir viele ein, die sich in Vereinen, Gruppen, Gemeinden, Initiativen engagieren.

In diesem Jahr muss ich besonders an den Karnevalsverein “Ruck Zuck” denken. Der hat nämlich ein Jubiläum gefeiert und gleich mehrmals im Jahr dafür gesorgt, dass Menschen miteinander feiern und Spaß haben können.

Die Suche nach Menschen, die sich im Vorstand der Vereine einbringen, ist nicht immer einfach. Dass es manchmal auch friedlich zu Generationswechseln kommt, wie beim Förderverein Haus Stertenbrink auf dem Höfchen, ist Grund zur Hoffnung.

Dass unsere evangelische Kirchengemeinde trotz der vakanten Pfarrstelle ein Presbyterium gewählt hat, freut mich ganz besonders. Menschen, die sich in Chören, Bands und Musikvereinen treffen und für andere musizieren geben mir Hoffnung. Das war eine kleine Combo der Hermeskeiler Stadtkapelle.

Grund zur Hoffnung ist für mich das Kulturkloster. Ich hatte eigentlich die Hoffnung schon längst aufgegeben, dass sich um das „Klösterchen“ in Hermeskeil, das zum Verkauf gestanden hat, noch etwas tut.

Aber es hat sich was getan und tut sich was. Menschen engagieren sich und nehmen Angebote – spirituell und kulturell – in einem solchen Maß an, wie ich es nie erträumt hätte.

Hoffnung geben mir die, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern. Ganz besonders die Kitas sind so wichtige Orte. Eine Kita hatte die Idee bei mir im Pfarrgarten Hühner unterzubringen. Kita-Kinder und ihre Erzieherinnen und Erzieher und natürlich auch ich kümmern sich um sie. Das erinnert mich tagtäglich an die Kreativität der Menschen, die in den verschiedenen Bildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche da sind.

Ein Zeichen der Hoffnung ist die Sparkasse, deren renovierten Räume ich in diesem Jahr einsegnen durfte. Und natürlich ist auch die Volksbank Hoffnungszeichen, beide zeigen ja Präsenz hier und sagen damit, dass nicht alle und alles aus Hermeskeil weggeht.

Hoffnung gibt mir das MGH Johanneshaus, dass so etwas wie das Wohnzimmer der Hermeskeiler ist, oder dienstags eher das Esszimmer. Der Mittagstisch, den Christel Roder, Helga Weiler, Renate Nickels und Jutta Irsch ehrenamtlich anbieten, erfreut sich immer größerer Beliebtheit.

Ein Grund zur Hoffnung geben mir ganz besonders die, die sich in der sogenannten Blaulichtfamilie engagieren. Das Jubiläum des Feuerwehrmusems war nicht nur ein beeindruckendes Fest, es war wirklich zu spüren, wie viel Energie in den Engagierten bei Feuerwehr und Co. steckt, die aber nicht nur Feste organisieren können, sondern ihr Leben riskieren für andere.

Hoffnung geben mir auch die Menschen, die sich für das Gemeinwohl in unseren Kommunen politisch einsetzen. Dass das auch –anders als oft behauptet – junge Menschen tun, ist wirklich ein Grund zur Hoffnung. Und dass nach einem zum Teil hitzigen Wahlkampf, es dem Stadtbürgermeister gelungen ist, die verschiedenen Gruppen in der Stadtführung zusammenzubringen, macht auch Hoffnung.

Zeichen der Hoffnung gibt es für mich aber auch gerade in den herausfordernden Situationen, da wo wir zu schnell denken, es geht bergab oder gar nicht mehr weiter.Für mich ist nämlich ein Zeichen der Hoffnung, dass Menschen sich trotz Rückschlägen und schlechten Aussichten einsetzen. Die Sehnsucht nach einer besseren Welt wird für mich deutlich, wenn Menschen sich nicht einfach damit abfinden, was mit unserem Krankenhaus passiert/passiert ist.

Ja, und das sage ich bewusst, Zeichen der Hoffnung sind auch die Menschen für mich, die mich und die Kirche kritisch hinterfragen, so schmerzlich es auch manchmal ist. Gründe gibt es dafür ja genug, sei es grundsätzlicher Natur, sei es unsere Strukturreform, sei es die nicht gute Zukunft für unsere Martinuskirche. Wer mich hinterfragt, hat ja zumindest – so hoffe ich – die Hoffnung, dass ich mich bessern kann.

Ich könnte sie endlos aufzählen die Gründe zur Hoffnung, diese Ausgabe reicht nicht dafür aus. Hoffnung gibt es immer, überall, für jede und jeden.

Jesus wurde vor über 2025 Jahren zu einer konkreten Zeit, in einer konkreten Gegend, an einem konkreten Ort geboren. Und auch damals war die Welt nicht perfekt, es gab Günde zum Jammern, Klagen, verzweifeln – aber eben auch zur Hoffnung:

Jesus selbst war und ist Grund zur Hoffnung. Seine Geburt ist die gute Nachricht, der Grund zur Freude für jede und jeden, überall, immer. Dass jeder und jedem alle Jahre wieder mit Jesus an Weihnachten ein Kind geboren wird, will Hoffnung verbreiten. Das Leben ist nicht zu Ende, es geht weiter, es gibt Entwicklung, es kann was werden – auch ich und du kann werden.

Frohe und gesegnete Weihnachten!

Hoffnung gibt es immer! Selbst in Hermeskeil!

Ihr und Euer Pastor

Dekan Christian Heinz