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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 51/2025
3 - Aus den Hochwaldgemeinden
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Erinnerung als Auftrag

Podiumsrunde zu 20 Jahre Begegnungshaus Gedenkstätte SS-Sonderlager KZ Hinzert mit Bernhard Kukatzki, Albert Hansen, Kurt Beck und Dieter Burgard (v.l.)

20 Jahre Dokumentations- und Begegnungshaus der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert

Zwei Jahrzehnte nach seiner Eröffnung wurde am Freitag das Dokumentations- und Begegnungshaus der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert feierlich gewürdigt. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, darunter der frühere Ministerpräsident Kurt Beck, nahmen an der Jubiläumsveranstaltung teil. Das Haus, 2005 am Internationalen Tag der Menschenrechte von Beck und dem damaligen luxemburgischen Premier Jean-Claude Juncker eingeweiht, gilt heute als zentraler Ort des Erinnerns und Lernens für Menschen aus aller Welt.

„Freiheit und Menschenwürde sind keine Selbstverständlichkeiten – wir müssen sie leben, stärken und immer wieder aufs Neue schützen“, betonte Ministerialdirektorin Katharina Heil (Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit) in ihrem Grußwort. Sie erinnerte daran, dass das Lager Hinzert nach 1945 lange Zeit fast vergessen war und insbesondere mit der Gründung des Fördervereins 1989 stärker ins Bewusstsein gerückt war. Mit der Eröffnung des Dokumentations- und Begegnungshauses sei dann die Grundlage für eine dauerhafte Gedenkarbeit geschaffen worden.

Bernhard Kukatzki, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz (LpB), blickte auf die lange Entwicklungsgeschichte der Gedenkstätte zurück. Schon 1992 hatte die LpB in ihrer Gedenkstättenkonzeption den Neubau und ein Informationssystem zur Dokumentation der „Stätten der Unmenschlichkeit“ vorgesehen. „Hinzert ist heute eine internationale Gedenk- und Begegnungsstätte mit wachsenden Besucherzahlen“, sagte Kukatzki.

Stimmen des Engagements

In einem Podiumsgespräch mit Albert Hansen, einem Nachkommen eines Häftlings und Mitglied der Amicale des Anciens de Hinzert Luxemburg und Kurt Beck hob Dieter Burgard, Vorsitzender des Fördervereins Gedenkstätte KZ Hinzert e.V., die symbolische Bedeutung des Ortes hervor: „Der Ort zeigt eindrucksvoll, was passiert, wenn Demokratie zerstört und Unmenschlichkeit zur Praxis wird.“ Hansen berichtete vom Schicksal seines Vaters, der infolge der Misshandlungen im Lager im Hermeskeiler Krankenhaus starb und wie er schon als kleiner Junge 1949 zum Gedenken nach Hinzert kam, als noch einige Baracken des Lagers vorhanden waren.

Beck beschrieb in seiner Rückschau, wie ihn das Thema seit seiner Jugend beschäftigt: „Als Kind konnte man nicht begreifen, was hier und an anderen Orten geschehen war – aber wir wussten, dass etwas nicht in Ordnung war.“ Als Ministerpräsident habe er die Errichtung des Dokumentationshauses unterstützt, „weil Erinnern auch politische Verantwortung bedeutet“.

Blick in die Zukunft

Die heutige Leiterin der Gedenkstätte, Dr. Sabine Arend, präsentierte ein neues Forschungsprojekt zu den ehemaligen Außenlagern Hinzerts: Bei dem Projekt, das Geschichtsvereine, Erinnerungsinitiativen, Kommunen und die Gedenkstätte gemeinsam entwickeln, handelt es sich um eine Wanderausstellung zu den sogenannten Westlagern, die dem Polizeihaftlager Hinzert unterstellt waren. Ziel ist es, Tafeln zu den einzelnen Orten zu erstellen. Die ersten drei Tafeln konnten im Rahmen der Veranstaltung gezeigt werden.

Kathrin Künstler, Referatsleiterin für Gedenkarbeit in der Landeszentrale, richtete den Blick nach vorn: Es gehe darum, „unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen neues Interesse für Geschichte, Demokratie und Menschenrechte zu wecken“.

Im Anschluss an die offizielle Veranstaltung nutzten viele Gäste die Gelegenheit zu Gesprächen und Begegnungen – unter ihnen auch Angehörige der Inhaftierten, Vertreter aus Luxemburg und Frankreich, sowie Architekt Wolfgang Lorch, dessen mehrfach ausgezeichnete Gestaltung des Hauses seit 2005 den Ort prägt. (LeWe)