Zur großen Prunk- und Galasitzung hat der KV Ruck Zuck am vergangenen Samstag geladen. Und alle sind gekommen. Der Tisch der Ehrengäste musste angebaut werden, stehen doch Kommunalwahlen an und alle wollten sich sehen lassen bei der festlichen Jubiläumsgala. Karnevalspräsident Jörg Hartig ließ es sich nicht nehmen, die Gäste zu ihren Plätzen zu führen. Die Saaldekoration und das Bühnenbild waren in der Art einer Ahnengalerie gestaltet. So wurde die 66jährige Vereinsgeschichte auf bildliche Weise gewürdigt. Für die Gäste und Aktiven eine schöne Art, in Erinnerungen zu schwelgen.
Um 20 Uhr 11 starteten die 80 Gardemädchen ihren Einzug durch die festlich geschmückte Hochwaldhalle. Allein vier Garden in allen Altersstufen zählt der KV Ruck Zuck aktuell. Sie bereicherten das Programm mit ihren Tänzen. Auch das Solomariechen Lucy Huwer stellte mit einer ausgereiften Gardechoreografie ihr Können unter Beweis. Das Tanzpaar Luana Weber und Celina Hütter tanzten zu Melodien von Dirty Dancing und brachten den Saal zum Grooven. Einen Höhepunkt bot die Showtanzgruppe NO LIMIT, die mit 32 Mitwirkenden das beliebte Motiv vom Räuber und Gendarm neu interpretierte und zu Michael Jackson einen Moonwalk hinlegte. Den krönenden Abschluss der Tanzeinlagen bildete zum Jubiläum das Männerballett des KV Ruck Zuck, dass in diesem Jahr erstmals von Beate Weber trainiert wurde. Wie Peter Nickels später verriet, war die Gruppe erst zur Generalprobe vollständig zusammengekommen. Mit einem Intro von Stevie Wonder und Marilyn Monroe (Siggi Haag) verwiesen sie auf das Geburtstagsjubiläum. Zu Ben Zucker und Robbie Williams „Let me entertain you“ brachten sie die Freude am Tanzen und der Akrobatik auf die Bühne. Wohlverdient forderte das Publikum die einzige Zugabe des Abends. Erich und Lena Jakobi führten gekonnt durchs abwechslungsreiche Programm. Imke Nolden startete als unwissender Fußballfan den Reigen der Büttenreden. Ihre wiederkehrende Frage: „Wer ist wer?“ auf dem Platz animierte das Publikum angemessen zum Mitmachen. Siggi Haag berichtete als Hausmeister launig vom Alltag in der Schule, wo er Lehrern, Schülern und dem Direktor den richtigen Weg weist. Denn er ist der „Praktiker unter den handwerklichen Tieffliegern im Lehrerzimmer“.
Gratulanten sangen „Mit 66 Jahren“
Franz und Steffi Müller kamen als Gratulanten und brachten den umgedichteten Song von Udo Jürgens „Mit 66 Jahren“ mit und eine Rede über die wichtigen Ereignisse im Jahr 1958. Dass die Gründung des KV Ruck Zuck mit der Gründung der NASA zusammenfällt und der Geburt von Olaf Scholz, ist jetzt kein Zufall mehr. Auch der Elvis Presley-Song „In the Ghetto“ ist im winterlich-frostigen Hermeskeil entstanden. Dominic Winter, Björn Diemer und Alex Weber nahmen als Müllmänner sich selbst und den Elferrat aufs Korn. Sie meinten, dass es selbst einigen Steinen im Kirchturm zu weit ginge und sie den Kirchenaustritt geprobt hätten. Zur Umnutzung der Kirche kamen auch ein paar Ideen: von AfA 2.0 über göttliche Kletterhalle bis zu neuen Räumen für die aus allen Nähten platzende Stadtbücherei war für alle etwas dabei. Die Schokoholics (Ute Scherer, Carmen Nickels, Lena und Susanne Jacobi) bewiesen Mut mit einem Beitrag über die sich entwickelnde Körperfülle bei Frauen und Männern ab einem gewissen Alter. Ihr Song „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“ hat Hitcharakter.
Brandwache
Max Schmitt und Lucas Borresch legten als Brandwache den Finger in jede städtische Wunde. Die Lumartinée im letzten Winter dichteten sie zur „Trümmerfeldbeleuchtung“ von St. Martinus um. Sie sahen eher in der ehemaligen Feuerpatsche den Raum für die Stadtbücherei. Dem neuen Italiener wünschten sie viel Glück, denn „Massimos Fußstapfen sind sehr groß“. Sie beklagten den zunehmenden Leerstand mit den Worten: „Der Blumenladen wird frei, Platz für Tedi Nr. 3.“ Und ernteten einige Lacher. Ihr Fazit: „Hermeskeil gibt Rätsel auf.“ Lena Weber, Stadtbürgermeisterin und ehemalige Kinderprinzessin des KV Ruck Zuck, von allen nur als „Die Lena“ bezeichnet, bereicherte die Bütt mit einem politischen Beitrag über die Beschwernisse eines SPD-Mitglieds in der aktuellen Zeit. Mit Jürgen von der Lippes „Guten Morgen, liebe Sorgen“ ermunterte sie das Publikum zum Mitmachen. Den Vogel abgeschossen in der Bütt hat kurz vor Mitternacht der als Miraculix verkleidete Pastor Christian Heinz. Er griff sein Motto „sich die Kirche schön trinken“ auf und kredenzte sich und anderen Narren einen Zaubertrank, der wahre Wunder vollbrachte: volle Kirchenbänke, renovierte Kirchenräume, kirchlich verheiratete Ehepaare, sanierte Hochwaldhallen und die erste weibliche Päpstin. Der Klamauk mit Tiefsinn kam sehr gut an und wird den ein oder anderen Zweifelnden vielleicht zurück in den Schoß der Kirche führen.
Ehrenorden für Marion Adams
Den Ehrenorden des KV Ruck Zuck, der „außerordentliches Engagement und Ehrenamt“ fördert, wurde dieses Jahr an Marion Adams verliehen. Die Verwaltungsfachangestellte hat seit 1988 die Stadtbücherei zu einem wichtigen Treffpunkt für die Hochwälder gemacht. Daniel Justinger hat in seiner Laudatio insbesondere ihre Schaffenskraft und ihre Bescheidenheit hervorgehoben. Sichtlich gerührt betonte Adams, dass sie fast alle Aktiven in den Garden und auf der Bühne persönlich kenne und sie der Ehrenorden sehr freue. Verbunden wurde die Verleihung mit einer klaren Forderung an die Politik: der Stadtbücherei mit mehr als 45.000 Ausleihen im Jahr angemessene Räume zur Verfügung zu stellen für ihre wichtige Bildungsarbeit.
Nicht fehlen dürfen in jeder Kappensitzung die Reden des Kinderprinzen- und Prinzenpaares sowie die Schlüsselübergabe der Macht von der Politik an die Narren. Lena Weber hatte das Geschenk der Stadt in einem Umschlag dabei. Hartmut Heck, der das Geschenk der VG erst am Fetten Donnerstag im Rathaus überreicht, machte aus der Not eine Tugend und bot sich selbst als Geschenk an. Er sei jetzt 66 Jahre alt und könne sich noch genau an die Gründung erinnern, scherzte er. Vereinspräsident Jörg Hartig nutzte den Moment, um den aus dem Amt scheidenden VG-Bürgermeister zu verabschieden. Heck sei ein „Politiker mit Charakter“, mit dem man viele schöne Stunden verbracht habe. Das Prinzenpaar Benni I. und Marie I. betonten in ihrer Rede, dass „dann und wann aus Fastnacht Liebe werden kann“. Das Prinzenpaar, auch im echten Leben verbandelt, hat am 11.11.23 um 11 Uhr 11 geheiratet und abends seine Proklamation und Hochzeit gefeiert. „Ein turbulenter Tag“, wie beide zugaben. „Wir sind die Zukunft, ihr das Jetzt. Drum denkt auch an uns, wenn ihr eure Ziele setzt.“, betonte das Kinderprinzenpaar Nils I. und Lotta I. unser aller Verantwortung. Zum Finale dankten die Narren und Närrinnen auf der Bühne für 66 Jahre Treue zum Verein mit dem umgedichteten Flippers Song „Wir sagen Dankeschön, Ruck Zuck wird 66“, den alle Gäste via QR-Code auf ihre Handys laden und mitsingen konnten. (TB)
Zwei weitere Fotos für die Seite 2:
Pastor Christian Heinz als Miraculix mit der „ersten Päpstin“ Luisa Maurer.
Marion Adams erhält den diesjährigen Ehrenorden der KV Ruck Zuck.