So soll die neue Kita am Labachweg in Hermeskeil aussehen.
Eigentlich hatte Stadtbürgermeister Christoph König an diesem Abend vorgehabt, zum geplanten Bau der neuen Kindertagesstätte „Am Labach“ einen Grundsatzbeschluss herbeizuführen und die weitere Vorgehensweise zu beraten. Weil aber manche Ratsfrauen und -herren in Anbetracht der voraussichtlichen Kosten von 11,762 Mio. Euro, von denen die Stadt ca. 7,5 Mio. selbst stemmen muss, wohl noch Bauchweh hatten, wurde auf Antrag der Fraktionen von CDU und FWG die endgültige Entscheidung auf die nächste Stadtratssitzung, die am kommenden Dienstag stattfinden wird, verschoben. „Auf die zwei Wochen kommt es jetzt auch nicht mehr an“, so der lapidare Kommentar des Stadtbürgermeisters.
Allein sechs der acht Tagesordnungspunkte der letzten Stadtratssitzung betrafen die größte Baumaßnahme, die die Stadt Hermeskeil jemals geplant hat. Weil die Kitas „Adolph Kolping“ und „Rosa Flesch“ nicht mehr den Anforderungen entsprächen, sei ein Neubau mit acht Gruppen beschlossen worden, so König. Um alle Ratsmitglieder, auch diejenigen, die in der letzten Legislatur noch nicht dabei waren, über alle bisherigen Planungen zu informieren, hatte er verschiedene Fachleute zur Sitzung eingeladen.
Zuerst rekapitulierte Andreas Schmitt von der VG-Verwaltung die Pläne für die Starkregenvorsorge, die in Anbetracht der Lage in einem relativ schmalen Tal eine große Rolle spielt. Das Konzept, das Mulden und einen Damm zur Umleitung von Oberflächenwasser vorsieht, ist laut Schmitt von der SGD Nord für gut befunden worden.
Von CDU und FWG waren im vergangenen Jahr die Möglichkeiten eingebracht worden, die Kita vielleicht kostengünstiger mit einem Generalunternehmer oder von einem Investor bauen zu lassen und anschließend anzumieten. Dem erteilte die designierte Bauamtsleiterin der VG, Stefanie Schömer, eine klare Absage. Ein Mietmodell für ein spezifisches Gebäude wie eine Kita, die auf die Bedürfnisses des Auftraggebers zugeschnitten sei, sei vergaberechtlich grundsätzlich nicht möglich. Der Bau durch einen Generalunternehmer sei nur dann sinnvoll, wenn er „in hohem Maße wirtschaftlicher“ sei als bei Einzelvergabe, was aber erfahrungsgemäß nicht der Fall sei. Außerdem bestehe ein hohes Risiko z.B. im Falle einer Insolvenz des Generalunternehmers.
Vorgestellt von den zuständigen Büros wurden auch Pläne für die verkehrsmäßige Anbindung, die Parkplätze, den Wendeplatz für Busse, eine umfangreiche Präsentation der technischen Ausstattung und erstmals eine mögliche Ansicht für die Außenanlagen, wo u.a. eine Rasenrampe und eine Rutsche vom Obergeschoss in den unteren Bereich und mehrere altersgerechte Spielbereiche entstehen sollen.
Schließlich gab Architektin Gudrun Dillig-Raab einen Überblick über die nun genauer berechneten voraussichtlichen Kosten für den Neubau. Der Neubau soll mit allem Drum und Dran ca. 11,762 Mio. Euro kosten. Hinzu kommen rund 1,2 Mio. Euro für Straße, Zuwegung und Parkplätze. Nach Einsparmöglichkeiten gefragt, winkte die Planerin ab: „Die gibt es eigentlich nicht“, sagte sie. Nur bei Abstrichen bei der Qualität, ergänzte sie und betonte, die Kita sei „ein Durchschnittsprojekt, nicht das Schlechteste, aber auch nicht das Maximum“.
Beate Hüttenrauch von der VG-Verwaltung informierte über die bestehenden Fördermöglichkeiten. Durch den Neubau werden im Vergleich zu den bestehenden Kitas lediglich 20 neue Plätze geschaffen, die das Land mit jeweils 8500 Euro, zusammen also 170000 Euro, fördert. Der Kreis schießt 40 % der restlichen Kosten zu, wobei bestimmte einzelne Räume und Ausstattungen allerdings nicht förderfähig sind. „Grob gerechnet“ fließen dann Zuschüsse von 4,3 Mio. Euro. Der Eigenanteil von 7.5 Mio. Euro würde die Stadt mit einem jährlichen Schuldendienst von 310000 Euro belasten, so Kämmerer Stefan Gorges. Da sei „ein Brocken, über den man sich bewusst sein“ müsse. Denn weitere „dicke Maßnahmen“ wie die Stadtsanierung und die Hochwaldhalle kämen hinzu.
Uneinig war man sich anschließend im Rat, ob die Entscheidung heute oder erst in zwei Wochen fallen sollte. Während der Stadtbürgermeister noch „jede Menge Redebedarf“ sah, erklärte Sophie Schäfer (SPD), die Kita „Adolph Kolping“ sei eine tickende Zeitbombe. „Wenn da etwas passiert, wodurch die Betriebserlaubnis wegfällt - was machen wir dann mit den Kindern?“, fragte sie. Ihre Fraktionskollegin Lena Weber meinte, man ziehe sich schon seit Monaten mit der Entscheidung und in den nächsten zwei Wochen werde sich vermutlich auch nichts mehr ändern, weshalb man genauso gut heute beschließen könne. Nach einer „Auszeit“, in der sie sich berieten, erklärten schließlich CDU und FWG, dass sie dabei bleiben wollten, erst in zwei Wochen zu entscheiden. Bei zwei Gegenstimmen und einigen Enthaltungen wurde das mehrheitlich bestätigt. (WIL-)