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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 6/2025
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Hiobsbotschaft für Hermeskeil

Schlechte Nachrichten für die Martinuskirche überbrachten Dekan Christian Heinz und Hermann Condné vom Bischöflichen Generalvikariat.

Hiobsbotschaft für Hermeskeil:

Martinuskirche kann nicht saniert werden

Dekan Christian Heinz: „Aktuell weder zu verantworten noch zu stemmen“

Nachdem im vergangenen Jahr die Kunde von einem eventuellen Verkauf der Hermeskeiler Pfarrkirche St. Martinus öffentlich wurde, hatte es mehrere Informationsabende im Johanneshaus gegeben, die auf große Resonanz in der Bürgerschaft gestoßen waren. Dabei erfuhr die Öffentlichkeit Einzelheiten über den schlechten baulichen Zustand der Kirche; insbesondere das Dach müsste eigentlich komplett erneuert werden. Die voraussichtlichen Kosten waren mit 1,7 Mio. Euro beziffert worden, wobei Pfarrer Heinz schon damals von „eher 2 Mio.“ ausging.

In einem Pressegespräch am Dienstag der letzten Woche erklärte nun Hermann Condné, beim Bistum verantwortlich für den Bereich Bau und Immobilien, seinerzeit sei der Vorwurf aufgekommen, der Bistumsarchitekt habe „die Kirche totgerechnet“. Das Generalvikariat habe deshalb ein externes Architekturbüro beauftragt, die Kosten genauer zu ermitteln. Das Ergebnis, das Condné und Heinz nun präsentierten, ist ernüchternd: Nicht 1,7, nicht 2, sondern - nach aktuellem Stand, Preissteigerungen nicht berücksichtigt - ziemlich genau 2,875 Mio. Euro würde allein die Dacherneuerung der Kirche kosten. Hinzu kämen etwa 1 Mio. für die Innensanierung und 0,5 Mio. für Baunebenkosten, zusammen also rund 4,3 Mio. Euro.

Der Diözesanverwaltungsrat ist, so Condné, nach eingehender Beratung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Kosten für die Maßnahmen unverhältnismäßig hoch sind. Deshalb hat er beschlossen, den sonst für Kirchensanierungen üblichen Zuschuss des Bistums von 60 % in diesem Fall nicht zur Verfügung zu stellen. Im Bistum gebe es 1900 Kirchen, die zum Teil ebenfalls sanierungsbedürftig seien. Das Bistum könne daher nicht 25 % seiner Verfügungsmasse allein für die Kirche in Hermeskeil bereitstellen.

„Diese Nachricht ist nicht nur für die Katholikinnen und Katholiken, sondern auch für viele Bürgerinnen und Bürger von Hermeskeil ein Schock, dessen bin ich mir bewusst”, erklärt Christian Heinz. Aber der Verwaltungsrat der ehemaligen Pfarrei St. Franziskus Hermeskeil und die Verantwortlichen im Bischöflichen Generalvikariat Trier hätten diese Entscheidung fällen müssen, sagt er und fügt hinzu: „Die Kosten sind derart hoch, dass eine Renovierung aktuell weder zu verantworten noch zu stemmen ist.“

Besonders schmerzlich sei für ihn, so Heinz, dass sich so viele Menschen in den vergangenen Monaten für die Sanierung der Kirche eingesetzt hätten, nicht zuletzt in Aktionen wie „Die Kirche schön trinken“ oder die „Verschenkekirche“ und nun in ihren Hoffnungen enttäuscht würden. „Aber auch unsere Bemühungen, ausreichend Spenden zu sammeln oder Sponsoren oder Förderungen zu generieren, sind nicht erfolgreich gewesen. Nirgendwo sitzt im Moment das Geld locker.“

Bis vor kurzem seien auch Sonderzuschüsse für Sanierungsmaßnahmen gewährt worden, doch im Rahmen des Haushaltsicherungsprozesses des Bistums und der dort beschlossenen Reduzierung der Baukostenzuschüsse von 28 auf 20 Millionen Euro jährlich würden zukünftig keine Sonderzuschüsse zu Baumaßnahmen mehr genehmigt, fasst Hermann Condné zusammen. Aufwendungen für „Notmaßnahmen“ wie erforderliche Reparaturen würden aber weiter mit 60 % bezuschusst. So müsse z.B. das Dach der Martinuskirche auf jeden Fall „durchrepariert“ werden, d.h. alle losen Platten müssten erneuert werden. Anschließend müsse man zweimal im Jahr kontrollieren, ob weitere Reparaturen nötig seien.

Wie sieht die Zukunft der Kirche, die ja - praktisch als Wahrzeichen von Hermeskeil - das Stadtbild maßgeblich prägt, aus? „Aktuell wird überprüft, ob die Kirche bedenkenlos genutzt werden kann“, sagt Dekan Heinz. Denn das sei neben der Zukunftsfrage das Hauptanliegen des Rates, dass keine Gefahr für Besucher und Passanten von der Martinuskirche ausgehe. Dafür sei eine regelmäßige Überwachung des Gebäudes wichtig. „Sollten die anstehenden Begutachtungen zu dem Ergebnis kommen, dass die Kirche im Moment gefahrenlos genutzt werden kann, werden wir das auch tun und weiter dort Gottesdienste feiern. Sollte das Ergebnis anders ausfallen und die Kirche nicht sicher sein, haben wir Alternativen: Die Klosterkirche und die ehemalige Krankenhauskirche im Marienhaus-Campus Hermeskeil (ehemals Krankenhaus St. Josef) stehen uns kostenfrei zur Verfügung.“

Solange geheizt werden muss, wird die Pfarrei wohl ohnehin nach Möglichkeit auf diese Alternativen zugreifen. Denn die große Martinuskirche ein einziges Mal aufzuheizen kostet, wie Christian Heinz erklärt, rund 800 Euro - ein Mehrfaches dessen, was die Pfarrgemeinde als Nebenkostenanteil für die Klosterkirche zahlen muss. (WIL-)