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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 7/2023
3 - Aus den Hochwaldgemeinden
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100 Jahre Gesang zur Ehre Gottes und für die Menschen

Die Gusenburger Pfarrkirche, Heimatkirche des Chores

Kirchenchor „Cäcilia“ Gusenburg feiert rundes Jubiläum

Der Gusenburger Kirchenchor, inzwischen musikalisch in den Kirchenchor „St. Franziskus“ Hermeskeil aufgegangen, wird in diesem Jahr 100 Jahre alt, im Jahr 1923 wurde er vom damaligen Pastor Heinrich Mühlenheinrich offiziell gegründet.

Doch zuerst einen Blick in die Historie des Gusenburger Kirchengesangs. Im Bestand des Pfarrarchivs befindet sich ein altes in Leder gebundenes Buch, in dem die Kirchenrechnungen der Grendericher Kirche von 1755 bis 1788 zu finden sind. In diesem Buch gibt es Aufzeichnungen, aus denen hervorgeht, dass es schon in dieser Zeit eine Gruppe gab, die den Kirchengesang ausübte. Ob es sich um Chorgesang im heutigen Sinn handelt, ist nicht zu ersehen, die Aufzeichnungen sagen aber aus, dass von ausgewählten Sängern Choral gesungen wurde. Der vierstimmige Gesang, vermutlich nur Männerstimmen, ist ab 1870 unter dem Lehrer und Chorleiter Alten sicher, und es gibt auch schon Hinweise auf Sängerinnen. Ab 1887 ist laut Beschlussbuch der Chorgesang an Sonn- und Feiertagen üblich, weil der Lehrer Franz Arens zweimal wöchentlich Proben abhielt und den Chor leitete. Ob bereits vor 1870 mehrstimmig gesungen wurde, ist nicht nachgewiesen, obwohl es schon Hinweise gibt. Aus diesen bescheidenen Anfängen entwickelte sich der heutige Chor.

Der Chor wurde 1923 vom damaligen Pastor Heinrich Mühlenheinrich gegründet, die Leitung übernahm Hilarius Lermen, der über eine musikalische Ausbildung verfügte. Die Proben fanden in der neuen Schule statt, wegen des kläglichen elektrischen Lichtes musste man Petroleumlampen zu Hilfe nehmen. Kurze Zeit später verlegte man die Proben in den Saal der Gastwirtschaft Nikolaus Nellinger. In den folgenden vier Jahren wurde der Chor von Johann Stefan Eiden aus Sauscheid (heute Grimburg) und den Volksschullehrern Krebs, Kauer und Meyer dirigiert. 1925 nahm der Chor erstmals an einem Dekanatssingen in Hermeskeil teil. Mit Fertigstellung der neuen heutigen Kirche übernahm 1928 Alfons Weber von Niklaus Lauer, der 1926 im Alter von 47 Jahren verstorben war, die Küsterstelle. Ab 1930 war Alfons Weber fest angestellter Küster, Organist und Chorleiter. Neben den Proben und Auftritten war auch die Geselligkeit fester Bestandteil im Chor. So unternahm man in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts erstmals Ausflüge an die Mosel. Vor dem zweiten Weltkrieg durften nur unverheiratete Frauen im Chor singen, nach der Heirat mussten sie aus dem Chor ausscheiden, weil sie nicht mehr Jungfrauen, also nicht mehr „rein“ im Sinne des kirchlichen Chorgesangs waren, aus heutiger Sicht unvorstellbar!

Während der kriegsbedingten Abwesenheit von Alfons Weber übernahmen sein Vater Nikolaus und Stefan Eiden aus Grimburg die Chorleitung. Alfons Weber kehrte aus dem Krieg heim und übernahm u. a. wieder seine alte Funktion als Chorleiter. Bereits 1947 sang der Chor unter seiner Leitung an Weihnachten eine mehrstimmige Messe, fortan war der Gesang des Chores fester Bestandteil an allen kirchlichen Festtagen. Wegen Krankheit beendete Alfons Weber 1972 seine Tätigkeit als Organist und Chorleiter, 43 Jahre hatte der den Chor geleitet, er hatte diesen auch durch schwere Zeiten gebracht und sich ihm ganz verschrieben. Am 1. Januar 1973 trat Michael Waschbüsch seine Nachfolge an. Waschbüsch, gebürtiger Gusenburger, hatte bis dahin in Konz gelebt und als Chorleiter gewirkt. 1972 war er in sein neues Haus in Gusenburg gezogen und arbeitete als Musiklehrer in Hermeskeil. Unter seiner Dirigentschaft wurde der unsägliche Brauch, dass nur ledige Frauen im Chor singen durften, offiziell abgeschafft. Am 28. Oktober 1973 feierte der Chor sein 50jähriges Jubiläum, dieses wurde mit einem Festhochamt und einer anschließenden Feier mit Ehrung langjähriger Mitglieder begangen, Alfons Weber wurde zum Ehrendirigenten ernannt. Die Feierlichkeiten zum 75jährigen Bestehen fanden im September 1998 statt.

1981 gibt Michael Waschbüsch die Chorleitung auf, es folgt Heinz Lücke, dieser verlässt den Chor 1985, ihm folgt Hermann-Josef Biehl. 1995 verlässt auch er den Chor, es folgt Claudia Schichel aus Mandern, sie gibt die Chorleitung aus beruflichen Gründen wieder nach 4 Monaten auf, für drei Monate übernimmt Rudi Buhr aus Hermeskeil. Am 10. August 1996 wird Sabine Hacket aus Rappweiler neue Dirigentin. Auch sie muss aus beruflichen Gründen ihres Ehemannes die Chorleitung im Jahr 2005 abgeben, seit dieser Zeit ist Rafael Klar, Dekanatskantor in Hermeskeil, der musikalische Leiter. Im Juni 2016 wird auf Betreiben von Dechant Clemens Grünebach der neue Kirchenchor „St. Franziskus“ gegründet, die Gusenburger Sängerinnen und Sänger stellen das Gros dieses Chors, die Chöre aus Hermeskeil und Züsch-Neuhütten komplettieren die Chorformation.

In der 100jähigen Geschichte des Kirchenchors gab es unzählige Aktivitäten und Auftritte, es wurden eintägige und mehrtätige Ausflüge unternommen (z. B. 2011 nach Rom), an Dekanatssingen und größeren Chortreffen teilgenommen, bei örtlichen Vereinsjubiläen gesungen und natürlich das kirchliche Leben in der Gemeinde Gusenburg bei unzähligen Festlichkeiten gestaltet. Diese Aktivitäten bestehen auch heute weiterhin fort.

Formal wurde der Chor vor 100 Jahren gegründet. Wertet man allerdings die Nachforschungen und Belege des viel zu früh verstorbenen Kirchen-Chronisten Armin Giebel aus, so kommt man zu dem Ergebnis, dass ein Chor schon seit den Jahren 1755 ff bestanden haben muss, man könnte also in diesem Jahr das mehr als 250jährige Bestehen feiern. bb

(Daten- und Faktenquelle: Aufzeichnungen von Günter Dellwo, Gusenburger Dorfchronist)