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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 7/2023
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Den Klimaschutz im Blick

Verbandsgemeinde tritt Kommunalem Klimapakt des Landes bei

Kurz und knackig, nicht aber ohne wichtige Beschlüsse, verlief die letzte Sitzung des Verbandsgemeinderates Hermeskeil ab. Ein Grund dürfte gewesen sein, dass der erste Beigeordnete Theo Palm den erkrankten Bürgermeister Hartmut Heck vertreten musste, und ersterer ist bekanntlich keiner der viele Worte macht. So musste etwa der Tagesordnungspunkt „Informationen des Bürgermeisters“ mangels der Anwesenheit eines ebensolchen entfallen. Trotzdem wurden, insbesondere für den Klimaschutz, wichtige Beschlüsse gefasst.

Flächennutzungsplan Freiflächen-Photovoltaikanlagen

In der Verbandsgemeinde sind verschiedene Projekte für den Bau oder die Erweiterung von Solarparks in Planung, wobei es allerdings unterschiedliche Planungs- und Verfahrenstände gibt. Bisher angedacht in Stadt und einzelnen Ortsgemeinden sind Flächen von 160 bis 170 ha, etwa 1,2 % der Gesamtfläche der VG.

Nachdem bereits in einigen Gremien der VG über eine mögliche Verfahrensweise beraten wurde, liegt jetzt ein Kriterienkatalog zur Fortschreibung des Flächennutzungsplans für Freiflächen-Photovoltaikanlagen vor. Demnach soll die Fläche hierfür auf 2 % der Gesamtfläche der VG, also rund 291 ha) beschränkt werden. Derzeit ist also bereits mehr als die Hälfte dieser Vorrangfläche bebaut.

Wenn keine Beschränkung der Potentialfläche vorgenommen wird, könnten also einige wenige Kommunen das Gesamtpotential der VG ausschöpfen, der Rest fiele hinten runter. Deshalb soll ein Sockelbetrag von 11,2 ha für alle Gemeinden in der Stadt berücksichtigt werden. Das entspricht einem Mittelwert von 50 % der Gesamtfläche, aufgeteilt auf alle 13 Gemeinden. Die verbleibende Fläche wird entsprechend dem prozentualen Anteil der tatsächlichen Fläche der jeweiligen Kommune an der Gesamtfläche der VG aufgeteilt. Daraus ergeben sich dann unterschiedliche flächenmäßige Anteile.

Möglich sind auch Kooperationen mehrerer Gemeinden, die dann Teile der ihnen zustehenden Flächen in einen gemeinsamen Pool einbringen können. Sollte eine Gemeinde ihr Potential nicht ausschöpfen können oder wollen, kann sie überschüssige Flächen auch an andere abtreten.

Der VG-Rat beschloss die Fortschreibung des Flächennutzungsplanes und vergab den Auftrag hierzu an das Planungsbüro Bachtler, Böhme und Partner in Kaiserslautern.

Integriertes Klimaschutzkonzept

Das Integrierte Klimaschutzkonzept der Verbandsgemeinde Hermeskeil stellte Karsten Wilhelm vom Institut für angewandtes Stoffstrommanagement des Umweltcampus in Birkenfeld vor. Anhand von sehr vielen Zahlen zeigte er die derzeitige Energie- und Treibhausgasbilanz in unserer Region auf und stellte diese in ein Verhältnis der allgemeinen.

Untersuchungs- und Handlungsfelder sind hier die privaten Handlungsfelder, das Beschaffungswesen, die erneuerbaren Energien, Gewerbe, Dienstleistungsunternehmen, Handel, Industrie, kommunale Liegenschaften, die Mobilität und die IT-Infrastruktur. Insgesamt also alle, die hier Energie verbrauchen.

Dabei zeigt sich zum Beispiel, dass in der VG Stand 2019 zwar der Gesamtstromverbrauch bei 49.200 MWh lag, der Anteil an erneuerbaren Energien aber 126 % (Bundesdurchschnitt 42 %) betrug. Im Klartext: Hier wurde mehr Strom durch erneuerbare Energien erzeugt als verbraucht. Im Wärmesektor dagegen schneidet die VG mit einem Anteil von 14 % leicht schlechter ab als der Bundesdurchschnitt (15 %). Insbesondere im Bereich Verkehr schneidet die VG beim Energieverbrauch relativ schlecht ab. Dies liegt vor allem an den beiden Bundesstraßen und der Autobahn A1, die ihr Gebiet queren und auf die sie so gut wie keinen Einfluss hat. Vorbildlich ist dagegen bereits heute der Verbrauch in den verbandsgemeindeeigenen Liegenschaften, der lediglich bei 1,5 % am Gesamtverbrauch liegt. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei den Treibhausgasemissionen.

Eine Effizienzsteigerung sieht die Studie insbesondere in der Dämmung und Sanierung von Gebäuden und dem Austausch von Heizungen. Gerade bei den Öl- und Gasheizungen sei Potential vorhanden, weil die Hälfte davon älter als 20 Jahre, ein Viertel gar älter als 30 Jahre sei. Auch der Verbrauch in öffentlichen Gebäuden, etwa der Grundschule Züsch, der KiTa Rasa Flesch Hermeskeil, dem Jugendraum Geisfeld oder dem Bürgerhaus Muhl solle überprüft werden.

Welches Potential die Sanierung von Wohngebäuden hat, demonstriert Wilhelm an zwei einfachen Beispielen. Würden jedes Jahr nur 1 % der Gebäude, das sind 37 Stück, saniert, reduzierte sich der Heizwärmebedarf von heute 107.200 MWh jährlich auf 79.200 MWh. Bei einer Sanierungsquote von 1,5 %, das wären 56 Gebäude, jährlich fiele der Verbrauch gar auf 71.400 MWh oder um 34 %. Ziel ist, 2050 so gut wie klimaneutral zu sein.

Und hier, bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen, kommt der neue Klimamanager Axel Thomas ins Spiel. Sei es die Beratung privater Haushalte, die Bildung von Netzwerken zum Klimaschutz in Handel und Gewerbe oder die Aufstellung eines Sanierungsfahrplans für kommunale Gebäude, der Aufgabenbereich ist weit gesteckt.

Wie aber geht es weiter im Fahrplan? Mitte März wird das finale Konzept des Klimaschutzkonzepts der Verbandsgemeinde im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt. Ende März kann er dann im Verbandsgemeinderat beraten und tags darauf beim Land eingereicht werden.

Kommunaler Klimapakt

Die Landesregierung Rheinland-Pfalz hat sich zum Ziel gesetzt, im Land Treibhausgasneutralität in einem Korridor zwischen 2035 und 2040 zu erreichen. Dazu bedarf es erheblicher Anstrengungen auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen. Erforderlich sind Maßnahmen zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und zur Anpassung an zu erwartende Klimawandelfolgen. Die kommunalen Spitzenverbände, der Verband kommunaler Unternehmen, die Energieagentur Rheinland-Pfalz und die Landesregierung haben sich daher darauf verständigt, gemeinsam einen Kommunalen Klimapakt (KKP) einzurichten. Vereinbart wurde er zunächst für die Jahre 2023 und 2024.

Er besteht im Endeffekt aus einem Leistungsversprechen, wonach alle beigetretenen Kommunen ihr Engagement im Klimaschutz und bei den Anpassungen an die Folgen des Klimawandels forcieren werden. Die Verbandsgemeinde Hermeskeil möchte hierzu ebenfalls ihren Beitrag leisten. Einige Maßnahmen, etwa Energieeffizienzmaßnahmen bei der Straßenbeleuchtung oder die Einrichtung eines Klimaschutzmanagements hat sie bereits getroffen.

Unmittelbare Kosten sind mit dem Beitritt zu KKP nicht verbunden. Flankierend zum KKP hat das Land allerdings einen ein Kommunales Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation in Höhe von 180 Mio. Euro aufgelegt. Davon entfallen auf die Verbandsgemeinde Hermeskeil rund 450.000 Euro.

Den Kommunen in der Verbandsgemeinde Hermeskeil will man zwar nichts aufzwingen, sie sind allerdings eingeladen, den Weg des KKP mitzugehen, den der Verbandsgemeinderat einstimmig absegnete. (PaGe)