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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 9/2023
Aus der Heimatgeschichte
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40 Jahre „Troubadour für Gott“

Die Geschichte des Klosterensembles ist auch ein Stück Geschichte des Klösterchens

Das Hermeskeiler Klosterensemble feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen. Es handelt sich dabei um einen lockeren Zusammenschluss von Menschen, die Freude an moderner geistlicher Musik haben. Alles basiert auf Freiwilligkeit, es gibt keine Zwänge, keine Hierarchie, keine vereinsmäßige Struktur, nur eine zentrale Person: Conny Degenhardt, musikalischer Leiter, Komponist, Arrangeur, Dirigent…

Über 40 Jahre hieß das Prinzip: Wer zur Messe kommt, singt und spielt mit, wer nicht da ist, ist halt nicht da. Dass so etwas funktionieren kann, ist daran zu erkennen, dass das Ensemble auch nach 40 Jahren immer noch existiert und aktiv ist.

Die Wurzeln des Klosterensembles gehen weit in die Vergangenheit zurück. Es war das Jahr 1977, als der junge Hans Mittmann zwischen Ende seines Wehrdienstes und Beginn des Studiums im Klösterchen in Hermeskeil auf einen neuen Pater traf, der durch zwei Merkmale auffiel: Erstens stand er auf schwachen Beinen hinter dem Altar und sprach mit brüchiger Stimme, er war also erkennbar krank. Zweitens versuchte er, neues Liedgut in der Klostergemeinde zu etablieren. Dazu bediente er sich einiger Kinder aus der Nachbarschaft, mit deren Unterstützung er montags in der Abendmesse mit Flötenbegleitung neue Lieder unters Volk brachte.

Bei der Begegnung mit ihm fiel – seinem Gesundheitszustand zum Trotz – eine fröhliche Unbekümmertheit auf. Die Distanz, mit der die hohe Geistlichkeit sich sonst so gerne umgibt, fehlte bei ihm völlig. So bot er geschwind das Du an und wehrte sich nicht dagegen, dass aus seinem Ordensnamen „Pater Ladislaus“ rasch der Spitzname „Lausi“ wurde.

Hans Mittmann betrachtete die Neuerungen zunächst skeptisch und mit Distanz. Als er aber einmal mit dem neuen Pater ins Gespräch gekommen war, erkannte er einen den Menschen zugewandten Seelsorger, der alte Barrieren überwinden wollte und für Neues in der Kirche offen war. Gemeinsamer Anknüpfungspunkt zwischen Alt und Jung war eine klassische musikalische Vorausbildung mit Klavierspiel und das Interesse, den bis dahin todlangweiligen Gemeindegesang zu beleben und damit den Kirchenbesuch wieder interessanter zu gestalten. Darauf besorgte sich Mittmann eine Blockflöte und war binnen weniger Wochen in der Lage, die neuen Lieder mit der Melodiestimme anzuführen.

Weil sich gleichzeitig in Hermeskeil zu dieser Zeit eine katholische Jugendgruppe herausgebildet hatte und einer der Gruppenleiter über gutes Gitarrenspiel verfügte, fand sich schnell eine instrumentelle Basis zur klangvollen Begleitung des neuen Gemeindegesangs. Die Zahl der Gottesdienstbesucher begann zu wachsen. Der Montag als Tag der Jugendmesse mit besonders progressiven Liedern wurde zur Institution. Da half es, dass Pater Ladislaus den Jugendlichen im Anschluss den Klosterkeller öffnete und anschließendes geselliges Beisammensein ermöglichte. Für die Kleinen gab es „Klümpchen“, das niederrheinische Wort für Bonbons, für die Größeren „Askese“, das Codewort für Stubbis, die der alte Pater zuvor besorgt hatte.

Etwa ein oder zwei Jahre später – Pater Ladislaus‘ Gesundheitszustand war mal besser, mal schlechter – erfuhr die Gemeinschaft der Patres einen Neuzugang, der vor Jahren schon mal in Hermeskeil tätig gewesen war: Pater Matthias. Auch er ein kranker Mann, der aber trotz vielfältiger körperlicher Gebrechen (oder vielleicht genau deswegen) eine überaus charismatische und einnehmende Persönlichkeit war. Die Zahl der Gottesdienstbesucher stieg steil an. Pater Matthias traf einen Nerv der Menschen, war für Jeden ansprechbar und wirkte weit über die Grenzen des Klösterchens hinaus.

Auch unter den Musikern gab es Neuzugänge. Die „erste Gitarre“ fiel nun Michael Schiafone zu, einem jungen Handwerker aus der Nachbarschaft. Pater Matthias sprach von einem Lehrer, der den Kreis ebenfalls ergänzen wollte. Allerdings habe der ein Zeitproblem, da er vielfältige sportliche Aktivitäten entfalte, die häufig mit den Gottesdienstzeiten kollidierten. Das muss die Zeit so Anfang der achtziger Jahre gewesen sein. Damals wurden die Sonntagsmessen von Pater Matthias auf Musik-Kassette aufgenommen und zusammen mit den musikalischen Beiträgen deutschlandweit versandt, denn er hatte seine Fans nicht nur auf dem Hochwald, sein Ruf war mittlerweile überregional verbreitet. Der neu hinzukommende Gitarrist war Konrad Degenhardt, von dem Pater Matthias anfangs wegen dessen zeitlichen Überschneidungen mit sportlichen Aktivitäten sagte: „Der Conny, der bringt sich um das Beste.“

Es war im September 1983, als Manfred Meyer die „Kirchturmspatzen“, einen Kinderchor aus Osburg unter der Leitung von Conny Degenhardt, zu einem Konzert ins Kloster einlud und da Pater Matthias davon begeistert war, wurde der Chor sofort für ein Weihnachtskonzert verpflichtet. Bei dieser Gelegenheit lernten sich Hans Mittmann und Conny Degenhardt kennen und der Name „Klosterensemble“ wurde für die vielen unterschiedlichen Gruppen im Kloster gefunden. Degenhardt brachte über den 8-jährigen Gitarrenschüler Thomas Serwene aus Neuhütten die ganze Familie Serwene ins Kloster und so gab es den ersten Chor mit Mutter Ruth, Tochter Sandra am Akkordeon, Thomas an der Gitarre und Jugendlichen vom Hermeskeiler Gymnasium und der Klosterumgebung, die unter Degenhardts Regie ein Streichorchester gründeten und im Chor mitsangen. Zu dieser Zeit stieß darüber hinaus der Realschullehrer Wolfgang Anlauff, ein begnadeter Geiger, zum Instrumentalkreis.

Mit Gerhard Blasius, Organist des Klosters, Frank Bender und Bernd Willems gesellten sich hervorragende Musiker an Flöte und Gitarre hinzu und nicht nur die Gemeinde wurde immer größer, sondern auch das Ensemble, das in den ersten 20 Jahren seines Bestehens nicht nur den Freitags- und Sonntagsgottesdienst im Kloster mitgestaltete, sondern auch viele Auftritte besonders bei Hochzeiten hatte. Es wurden viele Ausflüge gemacht, besonders zu den Patres, die das Kloster verlassen hatten. So besuchte man Pater Franz Peter, Elias und Raphael in Düsseldorf, Pater Johannes einige Male am Hülfensberg und in Katzvey und Pater Theresius im Kloster in Belgien. Mit über 50 Personen wurde ein Ausflug zum Erzbischof nach Luxemburg mit einer Schifffahrt auf der Mosel gemacht und vielen anderen Unternehmungen.

Mit Andreas Malburg, Organist und Chorleiter in der evangelischen Kirche, seiner Frau Sabrina, seinen Eltern Hermann und Rosi, seiner Schwester Monika an der Oboe gehört dem aktuellen Ensemble - neben den Serwenes mit Ruth (Gesang), Sandra (Gesang und Akkordeon), Thomas, Lars und Peter (Gitarre) und Johannes (Geige) - eine weitere komplette Familie an. Und mit Dietmar Schabbach fand sich ein hervorragender und engagierter Bassgitarrist, der den Ensemblesound schon seit einigen Jahren vervollständigt.

Im aktuellen Chor sangen beim Konzert mit: Ingrid Barbian und Tina Michels im Alt, Ute Horf, Heidi Hans-Sadowsky und Andra Becker (beide auch mit Flöte), Pia Sloykowski, Sr. Dorothea, Christina Eli im Sopran und im Tenor Hermann Steinheuer mit. Der evangelische Kirchenchor und zwei Aktive aus Trier ergänzten und verstärkten die Stimmen.

Mit dem vergangenen Sonntag endete nun die jahrzehntelange Tradition der Abendmessen im Klösterchen, das am kommenden Samstag nach genau 100 Jahren endgültig seine Pforten schließen wird.

Anmerkung zur Überschrift: Der „Troubadour für Gott“ ist ein Buch mit modernen geistlichen Liedern, aus dem das Klosterensemble über viele Jahre sein Repertoire für die Gottesdienstgestaltung zusammenstellte.