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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 9/2024
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Der Wolf ist wieder auf dem Hochwald angekommen

Große Sorgen bei den Nutztierhaltern – Die Frage ist: Was tun?

Bekanntlich wurde im Jahr 1879 der letzte Wolf auf dem Hochwald erlegt. Seither war unsere Region Wolf frei. In den deutschen Ostgebieten war der Wolf immer schon heimisch, er war aus Polen eingewandert. Nach Westdeutschland gelang das Raubtier hingeben nicht, die Grenzbefestigungen der ehemaligen DDR mit Stacheldraht, hohen Zäunen und Laufhunden waren eine unüberwindliche Barriere. Nach der Wiedervereinigung 1989 und der Beseitigung der Grenzanlagen änderte sich die Lage, in Norddeutschland siedelten sich in den folgenden Jahren die ersten Wölfe an. 2021 hatte er dann auch den Westerwald erreicht, auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Stegskopf wurde er gesichtet. Und auch der Rhein stellte offensichtlich kein Hindernis dar, in den Jahren 2022 und 2023 hatte er auch den westlichen Teil unserer Republik erobert. Vor einigen Wochen erfasste eine Wildkamera einen Wolf am Dollberg bei Neuhütten, im Nationalpark Hunsrück-Hochwald erfolgten weitere Sichtungen. Und es war damit auch nur eine Frage der Zeit, bis dieses Raubtier auf seiner nächtlichen Futtersuche Weidetiere anfallen würde, im Oktober 2023 waren es erstmals Schafe auf einer Weide bei Thalfang.

Nun geht unter den Nutztierhaltern im Hochwald die Angst um. Viele stellen sich die Frage, wann der Wolf mit der Bezeichnung GW3609m auch auf ihren Weiden zuschlagen wird. Was kann dagegen getan werden, lautet die Frage. Aus diesem Anlass hatte das Koordinationszentraum Luchs und Wolf Rheinland-Pfalz (KLUWO) aus Tripstadt zu einer Informationsveranstaltung mit dem Titel „Laufende Etablierung des Wolfes und der Ausweisung des Wolfs-Präventionsgebiets im westlichen Hunsrück“ am vergangenen Mittwoch ins Bürgerhaus nach Bäsch bei Thalfang eingeladen. Mehr als 60 Frauen und Männer, darunter viele Nutztierhalter waren gekommen, sie wurden zu Beginn der Veranstaltung von Ortsvorsteher Werner Breit begrüßt. Julian Sandrini und Ina Brüggenmeier vom KLUWO informierten über die Themen „Monitoring, Schadensbegutachtung und Schadensabwicklung, Herdenschutzberatung, Bewilligung von Fördergeldern und Ausgleichszahlungen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes RLP richtete ein Grußwort an die Anwesenden und brachte zum Ausdruck, dass der Wolf in der Nutztierhaltung keinen Platz hat. Er sei aber nicht mehr wegzudenken, vielmehr nehme die Population jährlich um 30 % zu. In der Bevölkerung herrsche eine gewisse Angst, der Bestand müsse reguliert bzw. bei Bedarf reduziert werden. Eine schnelle Änderung müsse her, ansonsten könne die Stimmung in der Bevölkerung kippen, so Horper.

Im Anschluss übernahm Julian Sandrini das Wort. Er habe für den Unmut der Nutztierhalter Verständnis, die EU und die nationale Gesetzgebung stelle den Wolf aber unter strengen Naturschutz, damit müsse man leben. Man könne nur versuchen, die Schäden, die der Wolf evtl. unter den Nutztieren verursacht, zu minimieren. Er könne keine politische Diskussion führen, vielmehr sei er u. a. für den Herdenschutz zuständig.

Das Monitoring, so Sandrini, hat zum Ziel, die Wolfsbestände zu erfassen, diese zu überwachen und die Population zu dokumentieren. Aufgabe des KLUWO sei es, Hinweisen aus der Bevölkerung nachzugehen, zu überprüfen, zu sammeln und auszuwerten. Die Bevölkerung sei aufgerufen, alle Beobachtungen dem KLUWO zu melden, dazu zählen Sichtungen von Wölfen, gerissenen Tieren und Kotungen. Der Wolf, so Sandrini, kann nicht machen, was er will, bei extremen Verhaltensweisen könne ein Wolf auch entnommen (geschossen) werden. Das sei aber oft sehr schwierig, was das Beispiel von GW1896m in NRW zeige. Dieser habe bis jetzt nachweislich mehr als 60 Risse verursacht, sei aber bisher aufgrund von Einwänden verschiedenen Naturschutzorganisationen nicht entnommen worden. Deshalb sei es notwendig, Schadensreduzierung durch Herdenschutz zu betreiben, d. h, es müssen wirksame Weidezäune errichtet werden, die der Wolf nur sehr schwer überwinden könne. Bei der Beschaffung dieser Elektrozäune, die Sandrini vorstellte, werden die Nutztierhalter vom KLUWO beraten, die Anschaffung wird bis zu 100 % gefördert. Die Förderung umfasst die Haltung von Schafen, Ziegen, Gehegewild, Lamas, Alpakas und Jungtiere bis zu einem Jahr bei Rindern, Pferden und Eseln.

Bei Schäden an Nutztieren durch den Wolf erfolgt durch das KLUWO eine rasche Schadensbegutachtung und zeitnahe Schadensregulierung. In 2023 hat es, so Sandrini, in RLP 17 Nutztierübergriffe durch den Wolf gegeben, GW 3609m habe einmal zugeschlagen. In der BRD gibt es offiziell 184 Rudel, 47 Paare, 22 Einzeltiere, die in 253 Territorien erfasst sind, davon 4 in RLP. Jeder Wolf oder jedes Rudel/Paar habe einen Bewegungsbereich von rd. 200 bis 250 qkm. Wer Fragen hat, beraten werden will, oder eine Beobachtung gemacht hat, kann sich an das KLUWO wenden, Telefon 06131 884268- 180, Email kluwo@wald-rlp.de. Während der Veranstaltung gab es zahlreiche Fragen von Zuhörern, es gab auch emotionale und teilweise unsachliche Einwände, die Julian Sandrini aber souverän entschärfte. Zurzeit sei es sehr ruhig in der Region, trotzdem sei man auf der Hut, es werde gefördert und beraten, so der Fachmann vom KLUWO. Bb

„Isegrim“ schleicht wieder durch die Wälder des Hochwaldes. Foto: BUND