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Rund um Hermeskeil
Ausgabe 9/2025
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1001 Nacht in der Hochwaldhalle

Bis am Tag vor Aschermittwoch führt das Prinzenpaar - wenn auch nur symbolisch - das Zepter im Hermeskeiler Rathaus. Der Stadtbürgermeister meinte trocken: „Am kommenden Dienstag ist Stadtratssitzung. Da könnt ihr dann entscheiden, wo die Kita gebaut wird.“ Zu sehen sind (v.l.n.r.): Stadtbürgermeister Christoph König, Bürgermeister Stefan Ding, Dirk I., Anna II., Kinderprinzenpaar Marlon I. und Mila I., Ruck Zuck-Vorsitzender Jörg Hartig.

KV Ruck Zuck feierte eine fulminante Prunk- und Galasitzung

Tolle Dekoration, wunderschönes Bühnenbild, die Hochwaldhalle voll besetzt mit bunt kostümierten Närrinnen und Narren, großenteils als Sultane, Scheichs und Haremsdamen - in diesem Ambiente ließ sich am vergangenen Samstag in Hermeskeil gut Karneval feiern. Auf den Ruck Zuck war wie immer Verlass: Ein ebenso umfang- wie abwechslungsreiches Programm, das keine Narrenwünsche offen ließ, hatte die engagierte Mannschaft um Jörg Hartig zusammengestellt. Und der Appell von Sitzungspräsident Erich Jacobi, den Büttenrednern Respekt entgegenzubringen, zeigte tatsächlich Wirkung. Auch beim letzten Vortrag hörte das Publikum noch aufmerksam zu.

Für die richtige Einstimmung sorgten nach der Begrüßung durch das bewährte Moderatorenduo Erich und Lena Jacobi die Bambinigarde und - nachdem das Kinderprinzenpaar Mila I. und Marlon I. ihr Sessionsmotto „Frieden, Freude, Heiterkeit“ verkündet hatte - Nachwuchsmariechen Emilia Lehnen (7) mit ihrem ersten von mehreren Auftritten. Ihre Spagate, Radschläge und Pirouetten quittierte das Publikum mit begeistertem Applaus.

Es folgte ein flotter Wechsel von Büttenreden und Tanzeinlagen der zahlreichen Garden des Ruck Zuck. Die Reihe der Vorträge eröffneten die „Müllmänner“ Dominic Winter und Björn Diemer (unterstützt von Nils Winter und Alexander Weber), die wie gewohnt das Stadtgeschehen pointiert aufs Korn nahmen. Ein erstes großes Highlight: der Auftritt von Ruck Zuck-Urgestein Kurt „Franz“ Müller und Schwiegertochter Steffi als „Aladdin und Dschinni“, die keine prominente Persönlichkeit in der Stadt verschonten und mit dem Spider Murphy Gang-Song „Skandal um Rosi“, umgedichtet auf Hermeskeiler Verhältnisse, die Halle zum Toben brachten. Für seinen trockenen Humor bekannt ist ein weiterer Veteran in der Bütt: „Hausmeister“ Siggi Haag hat es in der Schule mit all den Hochbegabten und Lehrkörpern nicht mehr ausgehalten. Ins Rathaus hat er nicht gewollt („Da wäre ich mit meiner Kompetenz ja nach drei Wochen Bauamtsleiter“) und schafft jetzt im Krankenhaus. Und von dort wusste er zahlreiche Stories zu erzählen.

Dazwischen waren die Jugendgarde und die Juniorengarde mit schmissigen Gardetänzen aufgetreten, für die sie mit viel Beifall belohnt wurden. Wie schon bei der Prinzenproklamation im letzten November kam auch wieder ein Solistenmedley auf die Bühne, bestehend aus drei Paaren: Nachwuchsmariechen Emila Lehnen und Solomariechen Lucy Huwer, dem „kleinen“ Tanzpaar Luana Weber und Celina Hütter und dem „großen“ Tanzpaar Nadja Lofy und Matthias Franze zeigten jede/r auf seine Art ihr Können und steigerten die Stimmung in der Halle weiter.

Auch der Nachwuchs in der Bütt, die 16-jährige Imke Nolden, wusste nicht nur mit ihrem Kostüm, sondern auch mit ihrem Vortrag zu glänzen: Mit „Endlich 16 - jetzt wird gefeiert!“ ließ sie die Höhen und Tiefen einer Party mit geladenen und ungeladenen Gästen Revue passieren. Ihr folgte das Prinzenpaar der Session, Prinzessin Anna II. und Prinz Dirk I., die sich in amüsanter Form vorstellten und den Ruck Zuck-Vorsitzenden überraschten, indem sie ihm für seinen unermüdlichen Einsatz mit einem Präsent dankten. Jörg Hartig gab den Dank weiter an eine fantastische Mannschaft, die er für ihr großes Engagement lobte. Die obligatorische Übergabe des Rathausschlüssels verband Stadtbürgermeister Christoph König ebenfalls mit einem großen Dank an den Ruck Zuck, der mit seinem professionellen Auftreten „ein Aushängeschild und ein Botschafter für Hermeskeil“ sei. Bürgermeister Stefan Ding schloss sich dem in einem kurzen Grußwort in Reimform an.

Weiter ging es mit Vorträgen im Wechsel von Tanzeinlagen der Prinzengarde und Solomariechen Lucy Huwer. Lena und Susanne Jacobi tauschten sich im „Café Oriental“ mit teils derben und schlüpfrigen Geschichten hauptsächlich über Männer aus und fragten in Liedform, begleitet von Hansi Huwer, warum man bei Amazon und Zalando keinen Mann bestellen könne. Eine heiße Nummer legte auch in diesem Jahr wieder das Männerballett aufs Parkett, bevor Lena Weber als „Obermessdiener“ so manchem Politiker die Leviten las und es nicht versäumte, eine Retourkutsche nach Reinsfeld zu fahren, wo man eine Woche zuvor in der Kappensitzung über Hermeskeil hergezogen hatte.

Eine nette Geste bei der Begrüßung der Gastvereine: Die „Sauschder Burgbohzen“ verliehen einen Orden an Dominic Winter und Björn Diemer, weil diese sich jedes Jahr mit großem Einsatz um den Kinderkarneval kümmern. „Gockel Christian“ (Heinz) erschien in Anspielung auf die Hühner in seinem Pfarrgarten als Hahn verkleidet und beklagte, dass in Hermeskeil so vieles in Trümmern liegt. Doch schon Thomas von Aquin habe Rezepte gegen Frust gekannt. Eines davon sei die „Delectatio“, frei übersetzt „die Freude, der Spaß,“ noch freier: „Karneval“. Dass man das Wort gut als Trinkspruch verwenden kann, bewies er auch. Über die Hühner kam er zu den Enten und brachte mit dem „Ententanz“ die Halle noch einmal in Hochstimmung. In der Kirche ist unser Pastor ja ein eher ernster Prediger, doch hier zeigte er sein zweites Gesicht als echte „Stimmungskanone“.

In diese Hochstimmung hinein zeigte am Ende des Programms die Showtanzgruppe „No Limit“ erneut, was in ihr steckt. Ihr wechselvoller Showtanz zu orientalisch klingender Musik in verschiedenen Gewändern und Kostümen, die man als Sultane, Haremsdamen und Haremswächter identifizieren konnte, begeisterte das närrische Publikum noch einmal ganz besonders, ehe schließlich alle Aktiven zum Finale auf der Bühne zusammenkamen. Erich und Lena Jacobi schlossen eine Prunk- und Galasitzung, die einmal mehr einen eindrucksvollen Beweis für die Leistungsfähigkeit des KV Ruck Zuck erbracht hatte, dem die Bewahrung des Brauchtums ein Herzensanliegen ist, wie Vorsitzender Jörg Hartig zu betonen nicht müde wird. (WIL-)