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Nachrichtenblatt der VG Bodenheim
Ausgabe 46/2025
Amtlicher Teil
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Der Schatz im Garten

Auf einem Quadratmeter humoser Gartenerde wimmelt es in einer Schicht von zehn Zentimetern Dicke nur so von Leben. Fünf Milliarden Bakterien, bis zu einer Million Pilze, hunderttausende Nematoden, tausende Springschwänze, bis zu eintausend Regenwürmer und hunderte Asseln, Spinnen und Hundertfüßer, leben dort. Käfer finden dort nicht nur Unterschlupf und Futter, sondern auch die Möglichkeit, ihre Eier abzulegen.

In einem Laub- und Reisighaufen kommen weitere Tiere hinzu. Dazu zählt der Igel, der das organische Material nicht nur als Winterquartier nutzt, sondern ganzjährig als Unterschlupf und auch als Nest für den Nachwuchs.

Kein Wunder: Er findet hier Wohnraum und Speisekammer zugleich. Besonders stehen Käfer und ihre Larven auf seinem Speiseplan. Durch den Rückgang der Bestände findet der Igel immer seltener passende Beutetiere. Er frisst in der Not Schnecken und Regenwürmer, die Eier von Parasiten enthalten. Somit infiziert sich der stachelige Bewohner mit verschiedenen Würmern, die Darm, Lunge und Herz befallen und ihn somit krank und schwach machen. Davor schützen ihn auch seine bis zu 8.000 Stacheln recht wenig.

Umso wichtiger ist es, im Garten kleine Laub- und Reisighaufen anzulegen. Denn leider steht der Igel inzwischen auf der Roten Liste. Im Jahr 2024 wurde er von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als „potentiell gefährdet“ eingestuft.

Auch andere Tiere nutzen diese „Hotspots des Lebens“. Vögel wie Rotkehlchen oder Schwarzamseln finden dort ihr Futter, Amphibien wie Frösche, Kröten und Salamander nutzen ganzjährig diesen Bereich. Reptilien wie Blindschleichen und Eidechsen nutzen ihn als Wärmeplatz. Spitzmäuse und Maulwürfe, die keine Wurzeln anfressen, sondern wie die Igel zu den Insektenfressern gehören, finden dort ebenso jede Menge zu Futtern.

Wichtig ist, dass der Laub- und Reisighaufen dauerhaft erhalten wird, und nicht im Frühjahr abtransportiert. Denn mit dem Laub landen auch die Lebewesen in der Kompostierung – dem sicheren Tod.

Solches organisches Material ist zudem das „Gold des Gartens“. Es ist Dünger, den man ansonsten teuer kaufen muss. Warum ihn daher nicht nutzen? Zum Wohl des Gartens und der Natur.

Torsten Jäger
Umwelt- und Artenschutzbeauftragter der Ortsgemeinde
Kontakt: torsten.jaeger@bodenheim.de