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Binger R(h)einschau - Mitteilungsblatt mit den Amtlichen Bekanntmachungen der Stadt Bingen
Ausgabe 26/2025
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Doppelpunkt als Zeichen der Demütigung jüdischer Ärzte

1937 letzte Erwähnung jüdischer Ärzte Erinnerung an Binger Arzt Dr. Bloch

Der Arbeitskreis Jüdisches Bingen wurde von der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz gebeten, nach jüdischen Ärzten zu forschen, die aufgrund ihres Glaubens deportiert und ermordet wurden oder aber Deutschland verlassen/flüchten mussten. Dr. von Eyss ist auf den damals in Bingen praktizierenden jüdischen Arzt Dr. med. Otto Bloch aufmerksam geworden. Dass es sich um einen jüdischen Arzt im Medizinalkalender handelt, war an einem Doppelpunkt vor seinem Namen zu erkennen. Somit war der Doppelpunkt neben dem Davidstern, den die Juden tragen mussten, und den Zusatznamen Sara oder Israel im Pass eine weitere Demütigung dieser Menschen. Dazu kam die Untersagung der ärztlichen Betätigung und die Umbenennung vom Arzt zum Krankenbehandler. Dr. Otto Bloch praktizierte in den 30er Jahren in Bingen. Er wurde 1906 in Bühl geboren. Nach dem Medizinstudium in München erhielt er 1931 seine Approbation. Er arbeitete zunächst an der Münchner Universitäts-Hautklinik sowie am Krankenhaus der israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main. Am 02.07.1934 eröffnete er seine Praxis als praktischer Arzt in Bingen. Frau Hilde Raff berichtete nach dem Krieg, dass sich sein Patientenkreis „aus allen Schichten der Bevölkerung“ zusammensetzte. Im Sommer 1940 zog er mit seiner Frau Lieselotte nach Hannover, wo er im jüdischen Krankenhaus arbeitete. Ende März 1942 wurde Dr. Bloch in das Warschauer Ghetto deportiert. Zwischen April und Juli 1942 wurde er im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Die Lebensgeschichte von Dr. Bloch unterstreicht die Wichtigkeit der Arbeit des AKJB. Eine Arbeit für das „Nie wieder“.