Titel Logo
Rhein-Nahe aktuell
Ausgabe 34/2025
Kirchliche Nachrichten
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Organist feiert sein 70-jähriges "Dienstjubiläum"

70 Jahre nach dem Ja-Wort steht die Gnadenhochzeit an. Was zwischen Ehepartnern nur in absoluten Ausnahmefällen gefeiert werden kann, trifft auf Heinz Theis und seine Zeit als Organist in der Oberheimbacher Kirche St. Margaretha zu. Am 17. August feiert der im Mai 90 Jahre alt gewordene Musiker mit Leib und Seele hier sein 70-jähriges Jubiläum. Und, ganz klar, er fungiert dann auch noch als Chorleiter. Zum Chor stoßen noch drei Solistinnen: Tochter Manuela Graßmann, außerdem Elke Waßmann und Tanja Muders.

Die Musik hatte es ihm schon als kleines Kind angetan. Drei Jahre alt war Heinz, als er sich nach einem Umzug in den Zehnthof, ein altes Winzerhaus, erstmals ans Klavier setzte. Wenn er erzählt, schwingen viele Erinnerungen mit. Auch die an den Krieg, in dem in Oberheimbach sieben Bomben gefallen waren, die Familie deshalb viele „Ausgebombte“, auch Kriegsgefangene auf dem Heimweg aufnahm. Für ihn bedeutete das, dass dass weitere Instrumente im Haus waren, die er auch spielen wollte. Ziehharmonika, Akkordeon, Schlagzeug, Zither, Gitarre und Mundharmonika. Mit 14 Jahren kam er mit allen gut zurecht, schon vorher bekam er erst vom Dorfschullehrer Marx ein Jahr lang seine ersten Klavierstunden, nach einer kurzen Pause dann weitere von Fräulein Ackermann in Bacharach.

Die Musik bestimmte einen Großteil seines Lebens. Als Jugendlicher trat er dem Kirchenchor bei, später spielte er in der Theatergruppe und engagierte sich in der Fastnacht, vertonte Unterhaltsames aus dem Dorfgeschehen und trug dies mit sechs Männern in den Sitzungen vor. Seine Kompositionen, die „Oberheimbach-Hits“, sind legendär und auch heute noch bekannt. Heinz Theis war immer Autodidakt, brachte sich das meiste selbst bei. Die Gene und der Wille kamen zum außergewöhnlichen Talent hinzu. „Zu 90 Prozent habe ich mir alles selbst beigebracht“, sagt er. Bescheiden, aber ein bisschen berechtigter Stolz schwingt in der Stimme mit. Die Musik war für den gelernten Maurer, der nach 12 Jahren in diesem Beruf auf Schreiner umsattelte und hier mehr als 30 Jahre arbeitete, eben immer mehr als nur ein Ausgleich: „Sie ist mein zweites Leben.“

Wir schreiben das Jahr 1954. Die Mutter schickte ihn in die Kirche, um Orgel zu lernen. „Ich habe geübt, und irgendwie habe ich es hingekriegt“, sagt er heute. Zwölf Monate später heiratete er seine Hella, das erste von fünf Kindern wurde geboren, und der 20-Jährige bekam den „Job“ als Oberheimbacher Organist und Chorleiter. An der Stumm-Orgel fühlte er sich von Beginn an zuhause. 1971 übernahm er auch noch das Orgelspielen in Niederheimbach, 2005 dann auch noch in Trechtingshausen. „Da habe ich aber aufgehört, weil der Weg zur Kirche mittlerweile zu beschwerlich ist“, sagt er mit Bedauern. Längst spielt er fast alle Stücke auswendig, ob in der Kirche oder am Klavier im Wohnzimmer im eigenen Heim, das er in den 1960ern in Angriff nahm und mit seinem Geschick und Können sowie der Hilfe von Freunden mit eigenen Händen aufbaute.

Theis erzählt gern von den legendären Reisen mit seinen beiden Chören bis nach Rom, wo er 1980 im Petersdom die Silberne Hochzeit feierte. Überhaupt standen damals alle zwei Jahre größere Fahrten an, nach Frankreich, Italien, Ungarn, an die Ostsee oder nach Prag. Überall gab es Konzerte, die ihm und allen Chormitgliedern viel mitgaben. Heinz schmunzelt, wenn er an das Lied vom „Achmed“ zurückdenkt, beim Aufstieg durch die Kuppel auf die Spitze des Petersdoms. Von seinen allwöchentlichen Auftritten in den Kirchen hatte er schon vor zehn Jahren einmal gesagt: „Ich bin kein großer Orgelspieler, eher guter Durchschnitt. Aber die Menschen sind zufrieden.“ Und das spricht eindeutig für ihn.

Dass er auch beim Häuserbau seiner Kinder anpackte, verstand sich von selbst. Genauso, dass er sich nach der Berufszeit bei den Heimatfreunden engagierte. „Ich war immer unterwegs. Die Frau musste sich zuhause um alles kümmern und die Kinder großziehen“, sagt er heute. Nach mehr als sechseinhalb gemeinsamen Jahrzehnten hat ihn seine Hella verlassen. Danach „erwischte“ es den Witwer noch einmal. Jetzt unterstützt ihn Lebensgefährtin Elisabeth bei seinen Aktivitäten, zu denen auch das monatliche Gemeinschaftssingen im Pfarrsaal oder im Freien gehört. Damit sorgt Heinz Theis für die Gemeinschaft der Senioren und tritt für das musikalische Leben in Oberheimbach ein. Die Kinder unterstützen ihn, wo es geht, freuen sich mit ihrem „Väterchen“ und loben dessen „bemerkenswerte Fähigkeit, Menschen jeden Alters zu begeistern und zu verbinden.“