Hier: Darlegung der Auffassung der Bürgerinitiative gemäß § 17 a Abs. 6 Gemeindeordnung
Die geplante Umbenennung der Straßennamen steht unserer Erachtens in keinem Verhältnis zu deren Lebensleistungen.
Karl Räder bereute es, dass er während der NS-Zeit „irrte“, den Versprechungen Hitlers Glauben schenkte. Ist ihm zu vergeben? Dies entscheiden die Bürger u.a. am 24.09.23. Alfred Gropp, der SPD-Bürgermeister, der ihn auch als Ehrenbürger nach dem Krieg würdigte, tat dies. Und er hätte allen Grund gehabt, Räder zu verdammen: Gropp hatte seine Weinhandlung in Bad Dürkheim verloren, weil er eine jüdische Frau hatte; sein Sohn durfte daher in der NS-Zeit nicht studieren; zeitweise musste er seine Frau verstecken; Gropp hatte zudem eine halbjüdische Schwiegertochter, deren Mutter in Auschwitz ermordet wurde. Wir vertrauen der Einschätzung dieses Mannes. Räders Einstellung war selbstverständlich dem Nachkriegsstadtrat bekannt und dennoch ehrte dieser Räder mit einem Straßennamen und der Ehrenbürgerwürde, dies sollte man heute respektieren. Dass der Räder-Gutachter 77 Jahre später zu einem anderen Ergebnis kommt und Räders Reue als „er entpuppte sich als Wendehals“ bezeichnete und damit die erfolgten Ehrungen durch den unter den Nazis drangsalierten Bürgermeisters Gropp damit in Frage stellt, können wir nur mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen.
Bei Maler Ernst gab es keinen externen Gutachter, die Bewertung hat die Stadt selbst vorgenommen. Ernst hat sich nie öffentlich im Sinne des NS-Regimes geäußert, solche Gedanken hat er ausschließlich seinem Tagebuch anvertraut. Wir fragen uns zuerst: ist ein Tagebuch nicht ein zutiefst intimer, privater und vor allem geschützter „Rückzugsort der Gedanken“? Zudem: Ernst war bettelarm. Hätte ein „überzeugter Nazi“ sich nicht öffentlich im Sinne des NS-Regimes geäußert, um damit mehr Bilder zu verkaufen und seine prekäre finanzielle Situation zu verbessern. Nichts dergleichen tat Ernst!
Bei Philipp Fauth schrieb der Gutachter, dass dieser Mitglied der NSDAP gewesen wäre. Für diese Behauptung konnte kein Beweis vorgelegt werden. Von Seiten der Stadt wird darauf verwiesen, dass es „Anhaltspunkte“ dafür geben würde.
Der Fauth-Gutachter wirft ihm zudem vor, „Nationalist“ gewesen zu sein. Was war sein „Vergehen?“ Fauth hat dem Aufruf der SPD-geführten Berliner Reichsregierung nach dem 1. Weltkrieg Folge geleistet und passiven Widerstand gegen die französische Besetzung der Pfalz geleistet. Wir sind stolz auf diese mutige Haltung von Philipp Fauth!
Fauth, der bereits im Jan. 41 starb, hat bereits 1899, lange, bevor es die Nazis gab, sein Forschungsgebiet „Mondforschung“ gefunden; dies hat er auch nicht verändert, als er Mitglied im Ahnenerbe wurde. Da das gesamte Dritte Reich „gleichgeschaltet“ war, musste er sich diesem zur Fortführung seiner Studien anschließen.
Die Bürgerinitiative für die Straßennamenbeibehaltung, August 2023