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Winnweiler Rundschau
Ausgabe 15/2023
Nichtamtlicher Teil
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Die Feuerwehr VG Winnweiler informiert

Einsatz eines Höhenretters mit Polizeihubschrauber

Zahlreiche Vertreter von Feuerwehren und Hilfsorganisationen erschienen zu dem Vortrag. Auch die Besatzung des Christoph 66 nutzte die Möglichkeit des Austauschs.

Ein Höhenretter kämpft sich durch die Fluten zu einer zu rettenden Person durch.

Vortrag über Windenrettung im Ahrtal

Im Rahmen der zweiten Donnersberger Vortragsreihe, welche sich in eine Abendveranstaltung und ein Tages-Symposium aufteilte, lag der Schwerpunkt auf der Thematik der zielgerichteten Vorbereitung auf umfassendere Einsatzlagen.

Als Kick-Off vorgesehen war der Abendvortrag in der Stadthalle Kirchheimbolanden von Thomas Dörwald, Leiter der Höhenrettungsgruppe der Berufsfeuerwehr Wiesbaden, am 15.03.2023, welcher durch den Kontakt mit der Wehrleitung der Feuerwehr VG Winnweiler zustande gekommen war.

Eindrucksvoll und teilweise erschütternd wurde beschrieben, untermauert mit zahlreichen Fotos und Videos, wie der Einsatz der Höhenretter mit der Polizeifliegerstaffel Hessen in den ersten Stunden der Flutkatastrophe im Ahrtal, sowie an den Folgetagen ablief.

Es wurden sowohl Rettungen geschildert, die teilweise unter erheblicher Eigengefährdung der Einsatzkräfte stattfanden, aber auch Situationen in denen jede Hilfe zu spät kam.

Gerade die Videos veranschaulichten eindrücklich, wie dramatisch bereits in den Abendstunden des 14.07.2021 die Lage war und wie wenig diese mit der Einschätzung in den obersten Stellen übereinstimmte. Da der Polizeihubschrauber mit den Höhenrettern aus Wiesbaden der einzige Hubschrauber mit Seilwinde im Schadengebiet war, stand die Besatzung allein vor der unlösbaren Aufgabe, zu retten was irgendwie möglich war. Zwei weitere Hubschrauber hatten keine Winden und konnten nur ohnmächtig beobachten, weitere standen nicht zur Verfügung - warum auch immer. Gleichwohl bis zum letzten Sprittropfen und dem Einbruch der absoluten Dunkelheit geflogen wurde, mussten dennoch viele Hilfesuchende, erkennbar u.a. an zahlreichen Lichtsignalen, in der ersten Nacht zurückgelassen werden. Ein Umstand der für alle Einsatzkräfte ein Trauma darstellt.

Am Folgetag rollte die Hilfe dann auch mit weiteren Hubschraubern an. Ein zweiter Hubschrauber der Polizeifliegerstaffel Hessen mit einer Winde, war über Nacht noch fieberhaft einsatzbereit gemacht worden. Aber auch weitere Organisationen entsandten Hubschrauber. Etwa 270 Menschen konnten die Höhenretter per Hubschrauber retten. Vom Land Rheinland-Pfalz gab es bis heute dafür weder Dank noch Anerkennung. Nicht mal eine Einladung zur offiziellen Trauerfeier fand statt, was für viele Einsatzkräfte sehr wichtig gewesen wäre.

Der Einsatz der Höhenretter dauerte jedoch noch Wochen. Sie standen für Notfalleinsätze und logistische Aufgaben bereit.

Der Vortrag stellte eindrucksvoll und bedrückend dar, welche Auswirkungen letzten Endes mangelnde Vorbereitung auf Katastrophenlagen haben. Den Schaden einer Flutwelle, wie sie das Ahrtal heimgesucht hat, kann niemand verhindern. Sehr wohl jedoch haben nicht vorhandene Kommunikationsstrukturen, Möglichkeiten zur Lagebilderfassung und zur Informationsverarbeitung und vor allem das Nichtvorhandensein eines leistungsfähigen Führungs- und Anforderungssystem oberhalb der Landkreisebene, schnelle und effektive Hilfe für Menschen nicht ermöglicht.

Von daher ist der Vortrag vor allem auch als eindrücklicher Aufruf zu verstehen, Einsatzvorplanung - auf allen Ebenen - ernst zu nehmen und Strukturen zu bilden, welche ein solches systemisches Versagen künftig verhindern.