Eine neunköpfige Familie aus USA, teilweise in New York, teilweise in New Jersey wohnhaft, besuchte unlängst Winnweiler und sein Jüdisches Museum. Eigentlich die Hauptperson dabei war Frau Sharon Hammerman geb. Freiberg, deren Vater Curt Freiberg 1906 in Winnweiler geboren wurde. Sie wurde begleitet von ihrem Ehemann, Rabbi Richard Hammerman, der Tochter, Rabbinerin Yael Hammermann, dem Sohn, Rabbi Eytan Hammerman und seiner Frau Rebecca Hammerman, Rektorin einer jüdischen Schule, sowie von vier Enkelinnen. Yaels Ehemann, ebenfalls Rabbiner, betreute währenddessen zuhause zwei kleinere Kinder. Das Jüdische Museum in Winnweiler, das Sharon und Richard bereits vor 15 Jahren schon einmal besucht hatten, war die erste Anlaufstelle hier in Winnweiler. Großes Interesse brachten die Besucher im Museum einem kurzen Vortrag mit zahlreichen Bildern entgegen, in dem der Museumsleiter Werner Rasche das vorstellte, was hier über Familie Freiberg bekannt ist. Der Urgroßvater von Sharon, Karl Freiberg, stammte übrigens aus Steinbach/Dbg. und hatte 1874 die Jüdin Henriette Neugass, Tochter von Lazarus Neugass aus Winnweiler geheiratet. Aus dieser Ehe war unter anderem der Sohn Benno Freiberg hervorgegangen, der dann der Vater von Curt Freiberg wurde. Die Familie betrieb Leder- und Pferdehandel und gehörte damals zu den begütertsten jüdischen Familien Winnweilers. Sie wohnte in der Jakobstraße und besaß das Haus, dass dann später im Eigentum der Winnweilerer Milchlieferungsgenossenschaft stand. Die genannte Familie Neugass wohnte in dem Anwesen direkt links davon. 1923 war Familie Freiberg, damals der Sohn Benno Freiberg, seine Frau und deren gemeinsamer Sohn Curt Freiberg, nach Kaiserslautern verzogen. Sehr interessiert zeigte sich die „Rabbinerfamilie“ auch an einem bebilderten Exkurs über die Entwicklungsgeschichte der israelitischen Kultusgemeinde Winnweiler und ihrer Einrichtungen, wie Synagogen, Schule, Friedhof, Mikwe. Diese Einrichtungen spielten einst ja auch für Familie Freiberg eine wichtige Rolle.
Obligatorisch war natürlich der Besuch des früheren Standortes der Häuser von Familie Freiberg und des einst unmittelbar benachbarten Hauses von Familie Neugass. Beide Häuser bestehen ja nicht mehr, konnten aber auf alten Fotos gezeigt werden. Auf dem jüdischen Friedhof konnte schon im Vorfeld der Grabstein von Carl Freiberg ausfindig gemacht werden, der infolge Verwitterung und wohl teilweiser Zerstörung nur noch schwer zu erkennen ist. Wie im Judentum üblich, legte die Familie am Grab - als Zeichen ihres Besuchs und ihres Gedenkens - auch einige kleine Steine nieder. Ein hebräisches Gebet, gesungen von gleich drei Rabbinern, war ein würdiger Abschluss des Friedhofsbesuchs und ist wohl in dieser Form für den seit 1721 bestehenden jüdischen Friedhof einmalig. Rabbinerin Yael Hammerman hat inzwischen mitgeteilt, dass sie am Fest Rosch haSchana, dem jüdischen Neujahrsfest, das in diesem Jahr auf den 3. Oktober fällt, in ihrer Synagoge über ihren Besuch in Winnweiler sprechen wird. Dies ist sicher ein Zeichen dafür, dass man von dem Besuch am Ort der Vorfahren alles andere als enttäuscht war.
Interessante Gespräche gab es übrigens auch um das eine oder andere Ausstellungsobjekt des jüdischen Museums. Dankenswerter Weise hatte Silke Rasche-Walther an diesem Tag das Dolmetschen übernommen.