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Talpost Lambrecht
Ausgabe 1/2024
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Energetische Sanierung der Grundschule Neidenfels kann beginnen

Mit der Verabschiedung des künftigen Doppelhaushaltes 2025/206 soll die Sanierung der Grundschule Neidenfels (heute gemeinsame Grundschule Neidenfels-Frankeneck) beginnen. Die Gesamtanlage am Westhang des Flurberges umfasst vier zweigeschoßige Pavillons und das Hauptgebäude, in dem sich auch die Kindertagesstätte befindet.

In den Jahren 1957-59 wurde die Schule errichtet, eine umfassende energetische Sanierung steht an, deutliche Bauschäden sind besonders an den Fenstern erkennbar.

Die Grundschule Neidenfels gehört zu den qualitätsvollsten Zeugnissen der Architektur der 50er Jahre im gesamten Landkreis.

Verbandsgemeinderat fasst Grundsatzbeschluss und erteilt Vollmacht zur Auftragsvergabe

Einmütigkeit herrschte im Verbandsgemeinderat, dass die aus den fünfziger Jahren stammenden und unter Denkmalschutz stehenden Neidenfelser Einzel-Schulpavillons „in die Jahre“ gekommen sind. Die Klassenräume sind zugig, kalt und lassen ein konzentriertes Arbeiten nicht mehr ohne weiteres zu. Die ursprünglichen Holzfenster sind undicht, verzogen und entsprechen bei Weitem nicht mehr den neuesten Anforderungen an den Wärmeschutz. Der Bodenbelag ist brüchig geworden und muss dringend ausgetauscht werden.

Die Heizung wurde mehrmals getauscht und geändert; obwohl es über das zentrale Schulgebäude (Aula) die Möglichkeit gibt, alle vier Pavillons zentral wärmetechnisch anzusteuern, wurde eine dezentrale Versorgung gewählt, was letztendlich bedeutet, dass jeder Pavillon aktuell über eine eigene Gastherme verfügt.

Ausgehend von einer zentralen Heizungsanlage, die im Hauptgebäude der Grundschule untergebracht werden kann, wird die Warmwasserbereitung der vier Schulpavillons dezentral sichergestellt werden können. Zusätzlich wird die Beheizung des Schulgebäudes über die neue geplante Zentralheizung ermöglicht. Da es in der heutigen Zeit des Klimawandels und der unsicheren Weltlage sinnvoll erscheint, auf eine Gasversorgung eher zu verzichten und regenerative Energien vorzuziehen, hatte sich die Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) zunächst auf den Brennstoff Pellet verständigt.

Pellets oder Wärmepumpe?

Die Voraussetzung für die Installation einer Pelletheizungsanlage schien ideal, da der vorhandene Heizraum im Kellergeschoss des Hauptgebäudes flächenmäßig ausreichend ist, über eine entsprechende Raumhöhe verfügt und nah an der Straße angeordnet ist, welches eine unkomplizierte Versorgung bzw. Befüllung des Pelletbunkers zulässt. Zusätzlich sind die vorhandenen Gräben, Kanäle u.ä. der damaligen Fernwärmeleitung immer noch vorhanden; zwar müssen die entsprechenden Rohrleitungen mit schadstoffbehafteter Dämmung ausgebaut und entsorgt werden, aber die eigentliche Versorgungstrasse existiert bereits. Gleichzeitig soll der energetische Standard der Pavillons verbessert werden. Dies geschieht in enger Absprache mit der Denkmalschutzbehörde. Da es sich um eine sichtbare Sandsteinfassade handelt, wird diese aus dem energetischen Konzept ausgeklammert. Auch das Schmetterlingsdach wurde im Laufe der Jahre erneuert und weist einen ausreichenden U-Wert von ca. 0,38 W/m²K aus.

Der Hauptausschuss widersprach jedoch dem Vorschlag des Planungsbüros, denn anstatt einer im Entwurf vorgesehenen Pelletheizung soll ein Wärmepumpeneinsatz zzgl. Photovoltaikanlage geprüft werden. Klimaschutzmanager Johannes Rinder hatte einen Kostenvergleich zwischen Wärmepumpe samt Photovoltaik und der Pelletheizung ausgearbeitet. Er gab zu bedenken, dass eine PV-Anlage auf den denkmalgeschützten Pavillondächern einer Baugenehmigung bedürfe. Bei einem Strompreis von 35 Cent/kWh ergeben sich je nach Sonneneinstrahlung je Pavillon jährliche Energiekosten von zwischen 1.532 und 3.507 Euro. Für die zentrale Beheizung mittels Pellets bei einem Bedarf von 8.333 kg pro Jahr und Kosten von 300 Euro pro Tonne Pellets erhält man Heizkosten von 3.200 Euro je Pavillion einschließlich 700 Euro Stromkosten je Pavillon und Jahr. Bei einer Investition in Wärmepumpen sei zu bedenken, dass weiterhin fünf Einzelheizungen zu installieren und zu warten sind.

Fensteraustausch

Hauptaugenmerk gilt dem Austausch der vorhandenen großflächigen Fenster. Aufgrund der Größe ist es allerdings unwirtschaftlich und nicht sinnvoll 3-fach verglaste Fenster einzubauen (Gewicht!), sondern es macht mehr Sinn auf 2-fach verglaste Holzfenster zurückzugreifen. Wichtig ist der luftdichte Anschluss der Fenster an benachbarte Bauteile und untereinander, da gerade hier durch die vorhandenen Luftundichtigkeiten große Wärmeverluste vorherrschen.

Eine weitere energetische Verbesserung wird über den geplanten Fußbodenaustausch erfolgen bei gleichzeitiger unterseitiger Dämmungsverkleidung. Dadurch wird nicht nur das Thema „Fußkälte“ entschärft, sondern auch durch den Einbau einer Fußbodenheizung, die die hohen Vorlauftemperaturen von mind. 60°C auf ca. 35°C reduziert.

Die beabsichtigte energetische Sanierung ist notwendig, sinnvoll, zukunftsorientiert und nutzt die vorhandenen Möglichkeiten des Gebäudebestandes sehr gut aus. Zudem wird dadurch ein wichtiger Beitrag zur Klimaverbesserung geleistet, denn nicht nur die Wärmeverluste verringern sich um ca. 60%, sondern vor allem der CO2-Ausstoß reduziert sich um mehr als 90%.

Einstimmiger Beschluss

Einstimmig wurde folgender Beschluss gefasst: 1. Die Grundschule Neidenfels wird energetisch saniert. Die erforderlichen Haushaltsmittel sind entsprechend im Doppelhaushalt 2025/2026 einzustellen. 2. Anstatt einer im Entwurf vorgesehenen Pelletheizung soll ein Wärmepumpeneinsatz zzgl. Photovoltaikanlage geprüft werden. 3. Die Verwaltung wird beauftragt mögliche Fördermöglichkeiten abzufragen. 4. Die Gremien werden über die Höhe des Finanzierungsbedarfs (Baukosten / Zuschuss) rechtzeitig informiert. 5. Die Verwaltung wird beauftragt das Vergabeverfahren über die Ingenieurleistungen durchzuführen. 6. Der Verbandsbürgermeister wird ermächtigt das Vergabeverfahren ohne weiteren Ratsbeschluss abzuschließen und damit die Ingenieurleistungen zu vergeben. Sollte das Ausschreibungsergebnis unwirtschaftlich sein sind die gemeindlichen Gremien erneut zu befassen. Um während der Sanierung die Baustelle mit LKW anfahren zu können, muss ein Waldweg ausgebaut werden. Momentan sind die Pavillons nur fußläufig zu erreichen.

Nach den Berechnungen der „radius-architekten und Ingenieure“ aus Neustadt muss für die energetische Sanierung mit Kosten von 1.187.000 Euro einschließlich einer Pelletheizung gerechnet werden.