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Talpost Lambrecht
Ausgabe 12/2025
Elmstein
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In alten Zeitungen gestöbert

Die Schlimbach-Orgel in der katholischen Kirche Mariä Heimsuchung

von Harald König

Orgelbaukunst in Perfektion

In alten Zeitungen blättern und entdecken, was einst geschah – das weckt Neugier und öffnet ein Fenster in längst vergangene Zeiten. Doch es geht nicht um die Nachrichten von gestern, sondern um wirklich alte Berichte, um Ereignisse die mehr als 100 Jahre zurückliegen. Welche Begebenheiten prägten damals unsere Talgemeinden?

Unsere Reise führt uns diesmal ins Jahr 1887 nach Elmstein. In der Speyerer Zeitung vom 29. Juni 1887 erscheint eine Anzeige des Katholischen Fabrikrates. Sie verkündet den erfolgreichen Bau der Orgel durch Orgelbaumeister Hermann Schlimbach in der katholischen Kirche sowie deren abschließende Abnahme durch Professor Metz.

Transkription

Zeugnis und Empfehlung

Der Orgelbaumeister Herr Hermann Schlimbach aus Speier hat im Mai d.J. in die hiesige katholische Kirche eine neue Orgel geliefert mit 12 Registern.

Der Revisionsbericht, welchen Herr Professor Metz aus Speier als kgl. Expert auf grund einer eingehenden Prüfung am 21. Mai d.J. aufgestellt hat, besagt, daß

  1. die Orgel die im Vertrag festgesetzten Stimmen besitze; daß
  2. dieselben alle dem Wunsche des Unterzeichneten entsprechen ausgeführt, sehr kräftig gearbeitet und fein und edel im Tone seien, ohne der nötigen Kraft zu entbehren. Tonfarbe sei bei allen Registern reizend und schön, ohne matt zu sein; daß
  3. alle Teile des Werkes ohne Ausnahme solid und zweckmäßig ausgeführt, daß
  4. die Orgel eine wahre Zierde der Kirche bilde; und daß
  5. der Gemeinde von Herzen nur gratuliert werden könne.

Vorstehendes Urteil des kgl. Experten als Sachverständigien macht eine Empfehlung des Meisters durch den Fabrikrat überflüssig.

Das Werke selbst lobt den Meister!

Doch kann der Fabrikrat nicht umhin, es hier öffentlich auszusprechen, daß die kath. Pfarrgemeinde Elmstein mit der Aequisirion (= Erwerb) dieses herrlichen Werkes, namentlich in Ansehung der von Herrn Professor Metz so glücklich zusammengestellten und vom Erbauer bis ins Detail äußerst sorgfältig ausgeführten Disposition, des vorzüglichen Materials und des äußerst mäßigen Preises sehr wohl zufrieden ist.

Elmstein, den 19.Juni 1887

Der kathol. Fabrikrat:

Christ, Pfarrer, Andr. Dahl, Präsident.

Haag. Riedel. Leising.

Ein Fabrikrat in Elmstein?

Meine erste Verwunderung galt dem Namen "Fabrikrat". Was hat ein Fabrikrat in Elmstein zu suchen? Dieser Frage ging ich natürlich nach – und wurde im Internet fündig:

„Der katholische Fabrikrat war besonders im 19. und frühen 20. Jahrhundert ein kirchliches Gremium, das für den Bau, die Instandhaltung und die Finanzierung von Kirchengebäuden sowie soziale Aufgaben zuständig war. Im Gegensatz zu politischen Fabrikräten hatte er keinen gewerkschaftlichen Charakter“.

Ein historisches Klangdenkmal

Die Schlimbach-Orgel in der katholischen Kirche Mariä Heimsuchung in Elmstein ist ein bedeutendes historisches Instrument. Die Kirche selbst wurde 1765 als barocker Saalbau errichtet. Im Jahr 1887 installierten die Orgelbauer Gustav und sein Sohn Hermann Schlimbach eine neue Orgel hinter dem barocken Prospekt aus dem 18. Jahrhundert. Dieses spätromantische Werk gilt als das einzige vollständig erhaltene Instrument von Hermann Schlimbach. Im Jahr 2002 wurde die Orgel durch die Firma Gerhard Kuhn Orgelbau restauriert. Die Orgel ist für ihren opulenten Dekor aus Akanthuslaubwerk bekannt und wird regelmäßig in Konzerten präsentiert.