Karfreitag

Der Schatten des Kreuzes von Golgatha fällt auf den morgigen Freitag, lässt die Stunden dunkel sein und macht die Herzen der Christen traurig: Karfreitag … Der Leidensweg des Gottessohnes, der durch Jerusalem hinauf nach Golgatha führte, tritt in allen seinen Stationen vor die Seelen der Gläubigen. Was vor über zwei Jahrtausenden geschah, ist uns plötzlich nahe, als wäre es heute geschehen. Und diese Nähe lässt uns mehr und stärker als sonst um das Opfer wissen, das Jesus von Nazareth brachte, um die Welt zu erlösen. Hat sich die Menschheit dieses Opfers wert erwiesen? Dies ist die Frage, die viele Geistliche von der Kanzel ihren Gemeinden stellen werden. Und jeder einzelne Christ, wenn er es mit seinem Glauben ernst nimmt, wird angesichts des Kreuzes von Golgatha seine Sünden bekennen müssen. Aber es ist nicht allein mit dem Gedenken der Trauer und dem Bekenntnis der Sünde am Karfreitag getan. Erst dann werden wir den Opfertod von Golgatha im tiefsten begreifen, wenn das Sterben des Heilandes uns ganz ergriffen hat. Nicht mit Worten lässt sich das Geschehen auf Golgatha erfassen. Der Mensch muss selbst das Kreuz auf sich nehmen, muss seinem Heiland nachfolgen, nicht nur an Karfreitag, sondern immerdar. Dann wird auch ihm zu fester Gewissheit, dass hinter dem Dunkel von Golgatha das gnadenvolle Licht der Ostern die Auferstehung verheißt.