Nur glückliche Gesichter bot das Siegerbild des Eierpickens 2023 in Lambrecht. Insgesamt neun gespendete Pokale wurden in drei Disziplinen samt Urkunden vergeben.
Das Zeremoniell gibt vor, dass erst nach dem offiziellen Anpicken um Punkt 7 Uhr die „Eierschlacht“ mit dem Ruf „Ganzes“ beginnen darf. In diesem Jahr hießen die „Anpicker“ Annika und Luca Bartl.
Einmal im Jahr für gut eine Stunde steht der Pickplatz in Lambrecht im Mittelpunkt eines fröhlichen Wettkampfes mit hartgekochten Eiern.
Zwei jugendliche Nachwuchspicker prüfen ihr Kampfobjekt, um anschließend die Härte der Eier zu testen.
Auch das Picken will erlernt sein: dem Steppken wird die Hand zum richtigen Halten des Eies zum Picken gezeigt.
(ve) Einmal im Jahr und gerade für eine Stunde am Ostermontag frühmorgens zwischen 7 und 8 Uhr steht die Straßenkreuzung Karl-Marx-Straße - Walkstraße und Wallonenstraße in Alt-Lambrecht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Der kleine Straßenabschnitt von wenigen Quadratmetern beim Zusammentreffen der drei Straßen ist im eigentlichen Sinne gar kein „Platz“ und dennoch ist er als „Pickplatz“ allen Einheimischen geläufig, selbst wenn ihm die offizielle Namensnennung verwehrt blieb. Der Platz stand nach nun dreijähriger Corona-Unterbrechung wieder im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses, denn das Eierpicken, das wohl drittälteste Traditionsfest in Lambrecht, lockte zahlreiche Frühaufsteher auf das Plätzchen im alten Lambrechter Stadtteil. An zwei Eierverkaufsstellen konnten die in diesem Jahr bordeauxrot gefärbten Eier erworben werden, zu einem Euro für drei Stück oder eine Palette mit 30 Eiern für zehn Euro. Insgesamt hatte der Verkehrsverein 2.500 Eier geordert, die in weniger als einer Stunde „verpickt“ waren.
Verkehrsvereins-Vorsitzender Hans-Joachim Hinrichs hatte am frühen Morgen die Uhr im Blick, die ersten Picker hatten sich bereits mit Munition eingedeckt und warteten auf den Befehl des „Anpickens“. Schlag 7 Uhr wurden die Picker begrüßt und Annika und Luca Bartl wurden in diesem Jahre die Ehre zuteil, „anzupicken“ und mit ihrem Ruf „Ganzes“ konnte der fröhliche Wettkampf beginnen. Im Nu gab es ein dichtes Gedränge, die Rufe „Ganzes“, „Spitz“ oder „Arsch“ erklangen aus vielen Kehlen, ständig wechselten die Partner ihre Gegner, die Beuteeier wurden eingesammelt, entweder auf Paletten sortiert oder in den mitgebrachten Körben oder Taschen verstaut. Wem es am frühen Morgen nach einer kalten Nacht doch etwas kühl war, konnte mit einem Schnäpschen „einheizen“ und dann den Wettkampf fortsetzen. Der Eierkampf verlief äußerst fair, der Video-Assistent musste nicht einschreiten, denn die Regeln waren klar und eindeutig. Beim Kampf „Spitz gegen Spitz“ oder „Arsch gegen Arsch“ war derjenige der Verlierer, dessen Ei nach der Kollision geborsten war. Das lustige frühmorgendliche Treiben hatte Gäste aus nah und fern angelockt, die am weitest angereiste Teilnehmerin kam aus Berlin, aber auch aus Mainz und dem Schwarzwald nahmen Gäste am Picken teil.
Nach knapp einer Stunde erlahmte der Kampfeswille der Gladiatoren zumal auch keine Munition zum Nachkauf mehr vorhanden war. Der Eierkampf wurde offiziell beendet und die Akteure zogen gemeinsam in die Turnhalle der Grundschule, um das traditionelle Eier-Frühstück, das fleißige Helferinnen und Helfer aus dem Kreis des Verkehrsvereins vorbereitet hatten, einzunehmen. Zuvor waren die Beuteeier am Eingang zur Turnhalle von Maximilian Senftleben mit Unterstützung seines Vaters Gerhard, dem stellv. Vorsitzenden des Verkehrsvereins, ausgezählt und die Reihenfolge der Sieger und Platzierten nach der Computereingabe errechnet worden. Es waren drei Wettbewerbe um den Pickkönig, den Junior-Pickkönig und den Pickkönig im Mannschaftswettbewerb ausgeschrieben. Die drei Erstplatzierten jedes Wettbewerbs erhielten Urkunden und Pokale, die Platzierten wurden mit Urkunden bedacht. Sämtliche Pokale waren gespendet durch Stadt, Verkehrsverein und Geschäftsleute.
In die Ausrechnung der Sieger und Platzierten fielen 2160 Eier mit 120 Teilnehmern. Die Differenz zu den 2500 bereitgestellten Eiern erklärt sich dadurch, dass einzelne Picker nur aus „Spaß und der Freud“ mitpickten und sich nicht in die Wertung aufnehmen ließen. Die holde Weiblichkeit positionierte sich ganz vorne und stellte die Pickkönigin und die Junior-Pickkönigin. Der Trend der letzten Jahre, dass die Jugendpicker die „alten Hasen“ ablösen, setzte sich in diesem Jahr fort, denn die weitaus größte Zahl der gepickten Eier entfielen auf die Altersklasse der Kinder und Junioren. Dabei ist gerade beim Mannschaftswettbewerb zu erkennen, dass viele Beuteeier von teilnehmenden Verwandten den Kindern „beigesteuert“ wurden und das Ergebnis nicht ganz der Realität entspricht. Obwohl natürlich bei allen Teilnehmern der „Spaß an der Freud“ überwiegt, scheint eine Überarbeitung der „Spielregeln“ notwendig, denn die Computererfassung brachte es an den Tag, dass ein einjähriger Junge 128 gepickte Eier auf seiner Liste hatte. Gleiches gilt für die „Mannschaften“, die in unterschiedlicher Mannschaftsstärke antraten.
Verkehrsvereins-Vorsitzender Hans-Joachim Hinrichs und Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller nahmen die Siegerehrung vor. Pickkönigin wurde Fanny Breitwieser mit 32 gepickten Eiern, Markus Müller erzielte den zweiten Platz und Maximilian Senftleben kam auf Rang drei. Die Teilnehmer des Wettbewerbs um den Junior-Pickkönig hatten die meisten Eier gepickt, allein Pickkönigin Hanna Marie Schlöder hatte 190 Eier auf ihrer Liste erpickt. Zweiter wurde Nick Steinkönig mit 133 Eiern und dritter wurde Luka Stenglein mit 126 Eiern. Auf den Plätzen folgten Julius Gliemann, David Kubatta, Maya Glaser, Josephine Weiß und Amelie Semmelsberger. Den Mannschaftswettbewerb entschieden die „Kids“ der Feuerwehr Lambrecht mit 86 Eiern für sich, gefolgt vom Team Bartl mit 81 Eiern und der Familie Pic mit 43 Eiern. Auf den Plätzen rangierten als 4. „Die roten Socken“, 5. wurden „Peter und Theo“, 6. die SG Tal-Boys und 7. die „Pfälzer Schorletrinker“.