In alten Zeitungen geblättert

von Harald König

1899 – verheerendes Großfeuer in der Tuchfabrik der Gebrüder Haas

In alten Zeitungen blättern und entdecken, was einst geschah – das weckt Neugier und öffnet ein Fenster in längst vergangene Zeiten. Doch es geht nicht um die Nachrichten von gestern, sondern um wirklich alte Berichte, um Ereignisse die mehr als 100 Jahre zurückliegen. Welche Begebenheiten prägten damals unsere Talgemeinden?

Unsere Reise führt uns diesmal ins Jahr 1899 nach Lambrecht. In der Münchner Neueste Nachrichten vom 21. Oktober 1899 wird von einem verheerendem Großfeuer in Lambrecht berichtet. Betroffen war die Tuchfabrik der Gebrüder Haas.

Transkription

Lambrecht, 19 Oktober. Ein verherrendes Großfeuer äscherte verflossene Nacht die Tuchfabrik der Gebrüder Haas, eines der größten Etablissements unserer Weberstadt, ein. In den Trockenräumen brach das Feuer aus, sprang mit unheimlicher Schnelligkeit auf das Maschinenhaus und von da auf das Hauptgebäude über. Bei dem Übergreifen auf die Spinnereilokalitäten, wo lauter ölige Räume mit Maschinen sich befanden, bestand große Gefahr für die Nachbargebäude, die aber bald mit den Herhabsturze und dem Zusammenbruche des Mauerwerkes schwand. Den am Platze erschienen Feuerwehren unserer Stadt, sowie der Nachbarschaft gelang nach mehrstündiger Arbeit die Lokalisirung des Feuers. Der Schaden wird auf eine Viertelmillion Mark geschätzt.

Ergänzend berichtet die Speierer Zeitung in ihrer Ausgabe vom 19. Oktober 1899, dass der Brand am 17. Oktober gegen 6 Uhr am Abend ausbrach. Trotz aller Anstrengungen der Lambrechter Feuerwehr sowie der Unterstützung durch die Wehren aus Frankeneck und Neidenfels gelang es nicht, das verheerende Feuer einzudämmen. Die Einsatzkräfte mussten sich daher darauf beschränken, die angrenzenden Gebäude zu schützen. Erst gegen 11 Uhr konnte das Feuer soweit unter Kontrolle gebracht werden, dass ein Großteil der Feuerwehrmannschaften abrücken konnte.

Die Allgemeine Zeitung vom 22.10.1899 schreibt kurz und bündig: „In Lambrecht (Pfalz) ist die Tuchfabrik der Gebrüder Haas, eine der bedeutendsten Fabrikanlagen der Stadt, ganz niedergebrannt“.

In ihrem wunderschönen Gedicht über die Klostergartenstraße hat sich Elisabeth Schneckenburger in einem Detail geirrt: Der Großbrand bei der Firma Haas ereignete sich nicht 1898, sondern 1899:

„....Doch im Herbscht s‘ Johr „achtundneunzig“,

schwerer Schlag unn Schrecke war’s,

wie e Großbrand faschd vernichtet

die Fabrik Gebrüder Haas....“

Leider konnte ich zum Brand keinen Eintrag in der Stadtchronik finden.

Es existieren auch nur wenige Fotos der alten Fabrik der Gebrüder Haas.

Von Lars Mattil, dem Geschäftsleiter der Jola Spezialschalter GmbH & Co. KG in Lambrecht, die sich als Nachfolgefirma in den Räumen der ehemaligen Tuchfabrik Gebrüder Haas befindet, erhielt ich jedoch Informationen sowie zwei Fotografien: eine vor und eine nach dem Brand. Auf den Bildern ist das Gebäude in zweiter Reihe zur Klostergartenstraße zu sehen – jenes, das damals abbrannte und im Jahr 1900 als dreistöckiger Bau wiedererrichtet wurde. Die Bilder wurden vermutlich Albert Haas (1877-1936) aufgenommen, dem späteren Chef der Tuchfabrik.

Fotos im Vergleich – Fabrikgebäude vor und nach dem Brand