Wenn am Montag auf dem Kalender die rote Eins erscheint, dann lesen wir darunter einen neuen Monatsnamen. Er ist der kürzeste von allen, doch in seinen drei Buchstaben sind Frühlingsglaube und Lenzeshoffen eingeschlossen. Am Montag beginnt der Maien … Mag auch im März der astronomische Frühling beginnen - im Mai ist er erst richtig da. Wir lassen uns von diesem Monat verzaubern, ob wir nun jung sind oder alt, ob wir einen künstlerischen oder ganz prosaischen Beruf haben … Man braucht nicht Dichter oder Maler zu sein, um die Schönheiten des Maien zu entdecken und zu preisen, sich daran zu freuen, wie alles grünt und blüht. „… da bleibt, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus“ - heißt es weiter in dem altbekannten Liedchen, dessen Worte übrigens von dem Dichter Emanuel Geibel stammen. Doch wer sollte wohl Lust haben, im Maien daheimzubleiben, ob mit oder ohne Sorgen - es sei denn, sein Gärtchen nähme ihn so sehr in Anspruch, dass ihm für Wanderungen keine Zeit mehr bleibt. Aber zu einem Spaziergang am Waldrand entlang wird es auch den stark Beanspruchten unter unseren Mitbürgern reichen, zu einem Dahinschlendern an einem Maienabend, wenn der Duft des blühenden Flieders aus den Gärten herüberweht … Gewiss, wir haben alle unseren Packen Sorgen mit herumzuschleppen, wir sind alle verhastet und gejagt. Und doch sollten wir einmal innehalten, den Mai als Geschenk zu empfangen mit all seinem wundersamen, blühenden Zauber. Vielleicht wird uns auf einem Weg durch blühende Wiesen, bei einer Wanderung durch den Wald oder an üppigen Gärten entlang wieder ganz bewusst, dass unser Glück nicht in der Erfüllung der Alltagswünsche, sondern in uns selbst liegt. Der Mai ist gekommen … Wir wollen ihn nicht scheiden lassen, ohne ihn wahrhaft gelebt zu haben!