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Talpost Lambrecht
Ausgabe 17/2023
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Gestaltungssatzung mit Fragezeichen

Das historisch wertvolle Gebäude „Becker-Fritz“ an der Hauptstraße mit dem Türmchen wurde einst leider abgerissen, eine Gestaltungssatzung soll mithelfen, dass Ähnliches heute nicht mehr passieren kann.

 

Neu gefasstes Werk durch Städteplaner Hubert L. Deubert vorgestellt - Wirksamkeit umstritten

(ve) Der Bauausschuss der Stadt Lambrecht hat die von Stadtplaner Hubert L. Deubert ausgearbeitete neue Gestaltungssatzung der Stadt Lambrecht zur Kenntnis genommen. Sie löst die alte Satzung aus dem Jahre 1995 ab. Die neue Gestaltungsfibel umfasst jedoch lediglich den alten Stadtkern, entlang der Hauptstraße werden in Sachen „Gestaltung“ keine Vorgaben gemacht, doch auch hier wäre es notwendig, mögliche Auswüchse zu verhindern. Wenn es um Gestaltung geht, kann bekanntlich sehr viel diskutiert oder gestritten werden und so kam der Ausschuss überein, die Diskussion darüber nicht zu einer Mammutsitzung ausarten zu lassen. Vielmehr sind die Ausschussmitglieder aufgefordert, zu Hause das Regelwerk zu studieren und Verbesserungs- oder Änderungsvorschläge schriftlich oder per Mail festzuhalten.

Mit der Fibel und der Satzung soll das historische Stadtbild als wertvolles Zeugnis der Vergangenheit für künftige Generationen erkannt, erhalten und gepflegt werden als Teil eines Entwicklungskonzeptes, um die Funktionsfähigkeit der Stadt unter Beibehaltung der historischen Merkmale sicherzustellen. Die Gestaltungssatzung ist kein starres Konzept, bei jeder baulichen Entwicklung müssen Funktionalität und Gestaltung in Einklang gebracht werden. Die gewachsene Gestalt soll für die Zukunft erhalten bleiben, die unverwechselbare Eigenart der Stadt soll gepflegt und die gestalterische und städtebauliche Entwicklung der Stadt festgeschrieben werden. Die Gestaltungsvorschriften sollen die Entwicklung der Stadt nicht begrenzen, sondern einen Rahmen vorgeben.

Neben der Bewahrung der historischen Stadtstruktur, sollen die Wohnmöglichkeiten verbessert, die Wirtschaftskraft im Stadtkern gestärkt und die Grün- und Freiflächen aufgewertet werden. Die bauliche Struktur mit ihrer Kleinteiligkeit soll erhalten werden, sowohl die passende Materialwahl für die äußere Hülle als auch die Gestaltung der Baukörper wird festgelegt. Die Fibel soll Architekten und Bauherren eine Anleitung geben für Neubau- und Umbaumaßnahmen sowie für Modernisierungsvorhaben.

Carsten Schindler (FWG) sprach von einem Regelwerk, das historische Gebäude vor einer Verunstaltung schützen wird. Die Stadtbeigeordnete Tanja Bundenthal-Beck (FWG) sprach von zahlreichen Ausnahmen die gemacht werden müssten bei Außendämmung oder Photovoltaik-Aufbau. Andreas Ohler (CDU) sah eine Umsetzung der Vorgaben als kritisch an, da bei der Gestaltung oft unterschiedlich bewertet werde. Dirk Hedtke (Linke) hielt einen Leitfaden für richtig, ansonsten hätte jeder einen Freiraum. Mit dem Aufbau von Photovoltaik und Wärmepumpen samt Dämmung ändere sich das das Ansehen der Gebäude, dennoch empfahl er eine Regelung. Übergroße Werbeschilder sollen seiner Meinung nach nicht gestattet werden. Der Stadtrat sei selbst schuld an Fehlentwicklungen, wenn wie an der Hauptstraße geschehen, der Einbau von vier Dachflächenfenstern in ein historisches Dach genehmigt werde. Man müsse eine Gestaltung auch „leben“, meinte Elias Hilgert (FWG).