„Ach mach‘ dir nichts daraus!“ – das ist viel leichter gesagt als getan. Wenn sich jemand über etwas ärgert, dann haben wir gut beschwichtigen und reden. Es betrifft uns ja nicht, und von unserem Standpunkt aus mag die Angelegenheit wirklich unwichtig sein. Wenn sie uns selbst beträfe, würden wir vermutlich anders darüber denken. Leider ist es nun einmal so, dass wir schnell zu kränken sind, dass unser Selbstbewusstsein auch durch geringe Pannen in unserem Alltag erheblich beeinträchtigt werden kann. Wir beziehen immer alles auf uns: Da ist am Morgen der Chef oder der Meister brummig; wir heben einen Bekannten um seine Hilfeleistung gebeten und sind abgewiesen worden – sofort ärgern wir uns und fühlen uns schlecht behandelt. Oder wir werden womöglich selbst grob und glauben, man wolle sich über uns lustig machen. Natürlich können wir nicht wissen, dass der Chef gerade eine geschäftliche Niederlage erlitten hat, als wir ihn sprechen wollten, und seine Verstimmung nicht so schnell überwinden konnte. Wir haben auch keine Ahnung davon, dass der so ungefällig scheinende Bekannte im Moment schwere familiäre Sorgen mit seinem Sohn hat und unsere Bitte beim besten Willen nicht erfüllen konnte. Wir ahnen dies alles nicht, denn dann würden wir ihr Verhalten wesentlich besser verstehen können und es auch entschuldigen. Aber sollten wird nicht doch, ehe wir uns ärgern, eine solche Möglichkeit erwägen? Dann fiele es uns bestimmt leichter, mit einem Lächeln über eine Unfreundlichkeit hinwegzugehen und uns selbst zu sagen, dass es besser wäre, wir würden uns nichts daraus machen...