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Talpost Lambrecht
Ausgabe 17/2025
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Tradition mit Spannung, Spaß und Schlachtruf

Siegerehrung in der Grunschulturnhalle

Luisa und Nele eröffnen das historische Eierpicken mit ihrem Pick.

Chancengleichheit gewährt die vor Ort erworbenen Eier. Die Farbe wechselt von Jahr zu Jahr

Ob „Spitz“, „Arsch“ oder „Ganzes“ gerufen wird – wer verliert, überlässt sein ramponiertes Ei dem siegreichen Duellanten.

Spaß und Freude beim traditionellen Eierpicken

Historisches Eierpicken begeistert am Ostermontag rund 100 Teilnehmer

Lambrecht. (hk) Bereits um 7 Uhr am Ostermontag, dem 21. April 2024, herrschte reges Treiben auf dem Pickplatz an der Ecke Wallonen- und Karl-Marx-Straße: Rund 100 Frühaufsteher versammelten sich dort, um beim traditionellen Eierpicken mitzumachen oder dem fröhlichen Spektakel zuzusehen. Organisiert wurde die Veranstaltung wie gewohnt vom Verkehrsverein Lambrecht.

Zahlreiche einheitlich orange gefärbte, hartgekochte Eier standen bereit, als Christine Klein, Vorsitzende des Verkehrsvereins, die Teilnehmer herzlich begrüßte. Der erste offizielle Pick erfolgte durch Nele und Luisa, begleitet vom traditionellen Schlachtruf „Ganzes!“, der laut durch die kühle Morgenluft hallte.

Das Regelwerk des Eierpickens ist ebenso einfach wie unterhaltsam: Zwei Teilnehmer stoßen zunächst die spitzen Enden ihrer Eier gegeneinander. Wer dabei verliert, versucht es am stumpfen Ende erneut. Bricht das Ei an beiden Seiten, ist es verloren – andernfalls darf der Sieger mit dem intakten Ende weitermachen. Die Begriffe „Spitz“ und „Arsch“ gehören dabei ebenso zum festen Sprachgebrauch wie der Siegesjubel beim erfolgreichen „Knacken“.

Pokale, Urkunden und jede Menge gute Laune

Ein besonderer Reiz des Lambrechter Eierpickens liegt in der Vielfalt seiner Disziplinen. Neben den Einzelwettbewerben für „Junioren“ und „Aktive“ wird auch ein Mannschaftswettbewerb ausgetragen. Die erfolgreichsten Picker dürfen sich über Pokale und Urkunden freuen – eine Tradition, die das Lambrechter Eierpicken von ähnlichen Bräuchen in anderen Regionen deutlich abhebt.

Nach etwa einer Stunde war das fröhliche Pick-Treiben beendet, und die Teilnehmer stärkten sich in der Grundschulturnhalle bei einem reichhaltigen Kraftfrühstück mit belegten Brötchen und Getränken. Im Anschluss fand die feierliche Siegerehrung statt, charmant moderiert von Tanja Bundenthal-Beck. Die Ehrung der Gewinner übernahm erneut Christine Klein. Ein besonderer Dank galt den zahlreichen Unterstützern und Pokalspendern, darunter die Stadt Lambrecht (Pfalz), die Stadtwerke Lambrecht, Raumausstatter Konrad, Getränkevertrieb Glaßer, Elfi Zander, „in velo veritas – Der Radshop“, die Gemeinschaftshaus Lambrecht (Pfalz) GmbH und Hellenbrand Maschinenbau GmbH.

Die diesjährigen Sieger:

  • Pickkönigin 2025: Ramona Bartl mit beeindruckenden 182 gepickten Eiern

  • Platz 2: Celine Hübenthal (120 Eier)

  • Platz 3: Franka Donate (45 Eier)

In der Juniorenklasse sicherte sich erneut Emilia Speiger mit 161 Eiern den ersten Platz, gefolgt von Juls Schulte (122) und Janis Roth (88).

Im Mannschaftswettbewerb siegte die Feuerwehr Lambrecht vor dem Team des Forster Winzervereins und den Pfälzer Buwe.

Ein Brauch mit Geschichte – und Zukunft

Der Ursprung des Lambrechter Eierpickens liegt im Dunkel der Geschichte, vermutlich weit über 100 Jahre zurück. Man nimmt an, dass sich einst Textilarbeiter in der frühen Industrialisierungszeit am arbeitsfreien Ostermontag auf dem heutigen Pickplatz zusammenfanden, um sich mit gekochten Eiern in einem fröhlichen Wettstreit zu messen – inspiriert von Osterbräuchen aus anderen Regionen. Sogar besondere Fütterungsmethoden zur Härtung der Eierschalen und geheime Kochtechniken sollen schon damals für den entscheidenden Vorteil gesorgt haben.

In den 1960er-Jahren drohte der Brauch durch nachlassendes Interesse auszusterben. Doch einige engagierte „Ur-Picker“ aus der Boweree und der damalige Spielmannszug hielten die Tradition am Leben. 1965 übernahm schließlich der Verkehrsverein die Organisation – und führte unter anderem die Regel ein, dass nur noch mit den vom Verein angebotenen Eiern gepickt werden darf, um Fairness und Zufall zu wahren.

Bis heute wird am frühen Termin um 7 Uhr festgehalten – ein Überbleibsel aus der Zeit, als das Eierpicken sogar schon um 6 Uhr begann. Und auch wenn sich manches gewandelt hat: Die Begeisterung für das Eierpicken ist ungebrochen – und das fröhliche „Ganzes!“ wird sicher noch viele Jahre über den Pickplatz in Lambrecht schallen.