Es ist nun einmal leider so: des Lebens ungemischte Freude wird keinem Irdischen zuteil – wie es so schön in Schillers „Ring des Polykrates“ heißt. Und auch kein ungetrübter Wonnemond. Denn „in des Maien Mitte baut der Winter noch eine Hütte“, meint schon die Bauernweisheit, und auch diejenigen Menschen, die sich sonst nicht um alte Wetterregeln kümmern, wissen um den Kälteeinbruch der Eisheiligen im Mai. An diesem Wochenende wäre es nun – nach dem Kalender – wieder einmal so weit. An der Spitze der Eismänner erscheint Mamertus (11. Mai), dem man ein Herz von Eis nachsagt. Der 12. Mai steht im Zeichen St. Pankratius, von dem es heißt: „Pankratius hält den Nacken steif, sein Harnisch klirrt von Frost und Reif“, und am Samstag erscheint Servatius. Von ihm meint die Bauernregel: „Servatius‘ Hund der Ostwind ist, hat manchn Blüte totgeküsst!“. In manchen Gegenden beginnt man erst mit dem Heiligen Pankratius zu zählen und rechnet dann noch den Kalenderheiligen des 14. Mai, den Heiligen Bonifatius, zu den Eismännern. Ob sie nun zu dritt oder zu viert erscheinen, ob sie ihre Kalenderdaten einhalten oder nicht – ausbleiben werden die frostigen Gesellen auch in diesem Jahr nicht. Denn sie gehören zu den in jedem Jahr wiederkehrenden Wettererscheinungen. Modernen Erkenntnissen nach soll der gefürchtete Kälteeinbruch um die Maimitte mit dem Ausgleich der Temperaturunterschiede zusammenhängen, die mit dem Abziehen erwärmter und dem Eindringen kalter Luftmassen auftreten. Süd- und Westdeutschland haben im allgemeinen unter der Maikühle stärker und häufiger zu leiden als Mittel- und Norddeutschland.