Heutzutage nimmt es keiner mehr mit den guten Vorsätzen für das neue Jahr und die Zeit ist längst vorbei, da Großpapa diese Vorsätze auf die erste Seite seines Jahres-Taschenkalenders setzte. Wir nehmen uns zwar auch beim Zwölf-Uhr-Glockenschlag immer noch alles Mögliche vor, was wir besser machen wollen, aber wir blinzeln uns dabei doch immer schon verschmitzt zu, denn inzwischen wissen wir, dass eigentlich doch alles beim alten bleiben wird. Allzu sehr grämen wir uns nicht, wenn wir das Rauchen dann doch nicht eingeschränkt, unsere Briefe oder Mails doch nicht gleich beantwortet, unsere Gesundheit doch nicht pfleglicher behandelt haben. Es wäre also sinnlos, hier in diesem Brevier der guten Vorsätze eine Liste aufzuführen, von allen jenen Dingen, die man sich verbieten sollte. Man hält sich nur widerstrebend an Verbote und an Eigenverbote schon gar nicht. Darum sei hier für das neue Jahr nur die Aufforderung eines Lebenskünstlers zitiert, der sich selbst als überaus glücklich bezeichnet. Wie er in einer französischen Zeitschrift schrieb, fasst er jeweils zum Jahresbeginn den gleichen Vorsatz: „Ich will nett sein – zu mir selber!“ Es fällt diesem Herrn nach eigenen Angaben nicht schwer, nach diesem Vorsatz ohne Reue zwölf Monate zu leben...