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Talpost Lambrecht
Ausgabe 20/2024
Lokalspitze
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Wenn ihr glaubet wie die Kinder …

An einem Pfingstmorgen vor einigen Jahrzehnten saß der Dichter Paul Ernst an seinem Schreibtisch und schrieb unter dem Klang der Pfingst-Glocken, die durch das offene Fenster zu ihm herüberklangen, die folgenden Sätze: „Heute ist die Zeit, welche die tiefsinnige Sage vom Turmbau zu Babel darstellt. Die Menschen haben durch die Wissenschaft ein ungeheures Gebäude aufgerichtet... Die Verwirrung der Sprachen wird immer schlimmer. Noch immer wird an dem Turm gebaut... Wir feiern heute das Pfingstfest. Wo in der Welt wird es heute verstanden, dass die Apostel ihre Sprache sprachen, und jedes Volk zuhörte, seine eigene Sprache hörte? Pfingsten ist das Fest des Frühlings; aber die Welt lebt heute nicht im Frühling, sondern sie lebt im Winter. Die Völker sind verstreut, und eines versteht das andere nicht. Nichts können wir tun, als an Gott glauben, in dessen Weltplan es so eingerichtet ist, dass auf den Winter wieder ein Frühling folgt“.

Viele Jahre sind vergangen, seit diese Worte niedergeschrieben wurden, viele Jahre mehr, die am Turm Babel gebaut wurden. Und nun ist wieder Pfingsten. Auch in der heutigen Verbandsgemeinde Lambrecht rüsten sich die Menschen zum Feiertag. Aber die Worte des Dichters stehen auch heute noch zwischen uns und dem großen Wunder der Pfingsten. Wir sprechen immer davon, wie herrlich weit wir es doch gebracht haben und schauen voller Nachsicht auf die Vergangenheit. Haben wir aber wirklich etwas dazugelernt? Können wir auch nur ein Wort, das Paul Ernst damals schrieb, auslöschen, oder müssen wir nicht vielmehr dieses oder jenes unterstreichen?

Die Verheißung des Pfingstfestes: die Ausgießung des Heiligen Geistes kann sich nicht an einer Welt erfüllen, die sich weit von Gott entfernt hat, die über dem Wissenwollen verlernt hat, zu glauben.

Ein anderer Dichter, Hermann Burte, schrieb als Bekenntnis zum Pfingstfest: Nicht in Äußerlichkeiten, den gefegten Straßen, den festlichen Kleidern, dem friedlichen Spaziergang, liegt die Feier der Pfingsten, in uns selbst muss sich das Wunder erfüllen, in jedem von uns in Millionen und Millionen Menschen überall auf der Welt. Dann werden die Feuer des Hasses und Gewalt, der Sorge und Not verlöschen, und die Flamme des christlichen Glaubens den Menschen zu Glück und Frieden leuchten.