„Erst in der Mitte des Mai ist der Winter vorbei“ warnen alte Bauernweisheiten und man sollte sich wirklich nicht zu früh freuen, wenn die Tage, an denen die Eisheiligen im Kalender stehen, glücklich vorüber gegangen sind, denn auch noch Tage nach dem 15. Mai sind mit Recht wegen der Kälte gefürchtet. Und die fromme Sophia, zu deren Gedenken dieser heutige Donnerstag seinen Namen trägt, muss es sich gefallen lassen, überall im Volksmund als „Kalte Sophie“ zu gelten. Man tut der frommen Frau ebenso Unrecht wie den ihr vorangegangenen Heiligen, denn sie haben mit den Kälteeinbrüchen im Wonnemonat, die sich in jedem Jahr mit erschreckender Pünktlichkeit wiederholen, nicht das Geringste zu tun. Sie können nichts dafür, dass ihre Namen gerade an jenen Tagen in den Kalendern stehen, an denen sich der Frost noch einmal unliebsam bemerkbar macht. Und die Leute meinen es auch nicht ganz ernst, wenn sie auf die Eismänner und die kalte Frau schimpfen, denn trotz aller Rückschläge bleibt doch die Gewissheit, dass es einmal richtig Frühling werden muss! Das Leben ist Kampf, ist immer Wechsel und bleibt sich niemals gleich, aber in diesem Wechsel liegt auch das Glück des Daseins. Wir kommen durch jede Nacht zu einem neuen Morgen, durch jeden Winter findet die Erde einen neuen Lenz. Manchmal müssen wir freilich lange auf ihn warten und werden dann leicht ungeduldig und missgestimmt. Aber auch wenn er sich mal verspätet, so ist der Frühling in jedem Jahr gekommen. Sorgen wir dafür, dass es nun auch in unseren Herzen richtig Frühling werden kann, werfen wir die Sorgen und den Kummer über Bord und freuen wir uns an allem Schönen, was jetzt die Natur da draußen vor uns ausbreitet!