Die Weitwanderer unter den Lambrechtern besuchten per Umweg auch noch das 1. Brünnel.
Schützenhaus mit Weiher um 1915
Das Lambrechter Schwimmbad um 1940
Kulturwanderung mit Grillfest im Iptestal
Lambrecht. (wk) Der PWV Lambrecht unternahm anlässlich des „Tag des Wanderns“, eine „Kulturwanderung“ von Lambrecht ins Iptestal zum traditionellen Grillfest. Diesen Tag des Wanderns gibt es seit 2016 aus der Taufe gehoben durch den Deutschen Wanderverband (DWV). Er findet jährlich am 14. Mai statt, dem Gründungsdatum des Verbandes.
Um 10.00 Uhr startete, von Wanderführer Klaus Kimmel angeführt, die Wanderschar vom Tuchmacherplatz. Über die Wiesenstraße, vorbei am ältesten Fachwerkhaus von Lambrecht, „Küfer Wolf“ in der Karl-Marx-Straße, dem Zunfthaus (Rathaus) und der ehemaligen Klosterkirche, wanderte die Gruppe ins Beerental. Entlang der Flurgrenze, durch die alten Gemarkungen „Haspler Rottfeld, vordere Haspel und hintere Haspel“ erreichte man den Spielplatz in Iptestal., Unterbrochen wurde der direkte Weg durch einen Zwischenstopp am 1. Brünnel.
In Iptestal wurden die Wanderer schon von den „Grillmeistern“ und von PWV-Mitgliedern, die nicht mehr ganz so gut zu Fuß sind, sowie Gästen, erwartet. Wie immer verköstigten die Familien Kobel und Weitzel, unterstützt von Freunden, die hungrige „PWV-Meute“ aufs Beste. Nach einem kurzweiligen und fröhlichen Aufenthalt begaben sich, zeitlich unabhängig voneinander, mehrere kleine Gruppe zwanglos auf den Rückweg nach Lambrecht. Da bisher noch keine Vermisstenmeldungen eingegangen sind, kann man davon ausgehen, dass alle wieder in ihren „Heimathafen“ eingelaufen sind.
Außer für den „Bauch“ wurde auch was für den „Kopf“ geboten
Abgerundet wurde die „Kulturwanderung“ unterwegs durch kurze Vorträge vom Kulturwart Walter Klein und dem 1. Vorsitzenden des PWV Gunther Weber. Berichtet wurde über Ereignisse bzw. Begebenheiten aus der Geschichte der beiden ehemaligen Ortschaften St. Lambrecht und Grevenhausen, der heutigen Stadt Lambrecht.
Alte Straßennamen, Grenzverläufe und Streitigkeiten um Grund und Boden
So wurde schon auf dem Weg vom Tuchmacherplatz zur Klosterkirche von alten Straßennamen, die amtlich nicht mehr geführt werden, berichtet. Wie zum Beispiel von der Hintergasse, Brunnengasse, Stadthausstraße und Klostergasse. Im Beerental am „uralten Schützenhaus“ (ehemaliges Wohnhaus Familie Roos) wurde erläutert wie der Grenzverlauf zwischen St. Lambrecht und Grevenhausen am Schorlenberg bis zur Kreuzbrücke in Frankeneck und im Bereich der heutigen Ernst-Schäfer-Siedlung verlief. Grevenhausen hatte nämlich nicht nur nördlich vom Speyerbach Grund- und Waldbesitz (Eichelberg, Luhrbachtal, Kreuzberg-Teufelsfelsen und Sommerberg), sondern auch im südlichen Bereich am Schorlenberg. Das Gebiet um die heutige Ernst-Schäfer-Siedlung, beim ehemaligen Schwimmbad, ist auf einem in den ehemaligen Grevenhausener Bann am Schorlenberg hineinragenden Zipfel erbaut.
Berichtet wurde auch über den Felsabbau im Steinbruch am Schorlenberg und die Entstehung und Bebauung der Wohnsiedlungen im unteren „Bärental“, heute Beerental geschrieben. Auch immer wieder ein Streitpunkt war die Flur „Fuchsenacker“ zwischen den beiden Ortschaften. Der „Fuchsenacker“ lag als Gebiet von St. Lambrecht auf dem Territorium von Grevenhausen und zog sich in etwa beginnend auf Höhe der ehemaligen Firma Häussling (Kuhbrücke, Beerentalstraße/Hauptstraße), rechts und links entlang der Bahnstrecke bzw. der heutigen Bundesstraße (B39) bis zur Gemarkungsgrenze an der Kreuzbrücke in Frankeneck.
Herkunft der Flurbezeichnung „Haspel“
Wie oben schon geschrieben führte die Wanderung nach Iptestal durch das Gebiet mit der Flurbezeichnung „Haspel“. Auch hier wurde über die Herkunft der Bezeichnung als Flurname berichtet, worüber in der Ortschronik „1000 Jahre Lambrecht“ auf der Seite 272 die Rede von „Dreihäspeln“, versehen mit der Fußnote 26) ist. Unter der Fußnote (Seite 305) steht dort folgender Text: hier standen die Haspeln, die für die Aufbereitung des Flachs und Hanfes benötigt wurden, der lt. Karte vom Jahre 1753 in den Tallagen des Speyerbachs angebaut wurde. Jetzt erstes und zweites Brünnel, sowie andere;
Die Haspel ist ein Werkzeug der Tuchmacher. Bis es nämlich soweit war, das man den Flachs und den Hanf der endgültigen Produktion von Tüchern zuführen konnte, waren mehrere Arbeitsschritte erforderlich. Auf dem Weg dorthin kam unter anderem auch die Haspel zum Einsatz. Die Haspel diente dazu Garn in die Form eines Stranges zu bringen, der dann in folgenden Arbeitsschritten zu Tüchern verarbeitet wurde. Die Kunst des „Tuchmachens“ brachten Wallonische Glaubensflüchtlinge, vornehmlich aus den Niederlanden, 1568 nach Lambrecht. Dadurch erlebte Lambrecht einen ansehnlichen wirtschaftlichen Aufschwung und hieß nicht zu Unrecht „Die Tuchmacherstadt“. Seit dem Jahre 1966 gehört dies aber der Vergangenheit an. In diesem Jahr schloss die letzte Tuchfabrik, die Firma F. & L. Haas, für immer ihre Pforten. Auf den Feldern und Wiesen unterhalb des Schorlen- und Haspelberg am Bachufer des Speyerbachs wurde Flachs und Hanf angebaut, die zur Herstellung von Tuch für Textilien (Leinen) gebraucht wurden. Noch heute findet man im Geoportal Rheinland-Pfalz, unterhalb von Iptestal am Speyerbach gelegen, die Flur mit der Bezeichnung „Hanfäcker“ und auf einer Karte von 1753 (Ortschronik S. 298) der Wald- und Gemarkungsgrenzen von St. Lambrecht - Grevenhausen die Bezeichnung „Flachsacker“.
Wahrscheinlich ist es also so, dass der Flurname „Haspel“ seinen Ursprung für das Gebiet vom ehemaligen Schwimmbad bis nach Iptestal und auch für den „Haspelberg“ (Erster-, Zweiter- und Dritter-Haspel) in dem Arbeitsgerät der Tuchmacher hat.
Am Rande der Wanderung, in Höhe des ehemaligen Lambrechter Schwimmbades - eröffnet am 8. Juli 1934, geschlossen im Herbst 1978 - wurde dann noch eine Anekdote aus Mitte der neunzehnhundertfünfziger Jahren zum Besten gegeben, die man nicht unterschlagen sollte.
„Als einst ein Jüngling das Schwimmen erlernte und dabei eine Begegnung mit einem Bikinimädchen hatte, was für die damalige Zeit schon etwas Besonderes war, zog sie ihn so in seinen Bann, dass er seine Blicke nicht mehr von ihr abwenden konnte und dies hat bei ihm bis heute nachhaltige Spuren hinterlassen“. Sagt man……
St. Lambrechter und Grevenhausener Geschichte lebendig erzählt
Wie schon vor vierzehntagen bei der Audio-Tour „Saladin und die Tuchmacher“ zur PWV-Jahreshauptversammlung, wurde auf dieser ausgewiesenen „Kulturwanderung“, anlässlich des „Tag des Wanderns“, einem wieder einmal vor Augen geführt und ins Gedächtnis gerufen, was Lambrecht so alles geschichtlich Interessantes zu bieten hat und nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Danke an die Organisatoren und deren Helfer
Schlussendlich gilt ein besonderer Dank der Vereinsführung den Organisatoren, samt Helfern des Grillfestes und den Kuchen- und Salatspendern. Diese engagieren sich schon seit vielen Jahren und sorgen immer wieder für eine tolle Bewirtung und machen so den Tag wieder zu einem sehr schönen Vereins-Event.