Am Tage, da die Sonne und der Vorsommer ins Land ziehen, begeht die Christenheit das Fronleichnamsfest. Erst wenige Tage sind vergangen, da die Glocken zum Fest der Pfingsten riefen, aber diesmal wird das Gebet in vielen Gemeinden aus den Kirchen und Domen hinausgetragen in den hellen Tag, weihevolle Prozessionen ziehen durchs Land, der Herr wird gegrüßt in Straßen und Gassen, denn er ist allüberall, allüberall dort, wo wir unseren Alltag erleben.
Über siebenhundertfünfzig Jahre sind es her, seit Papst Urban IV. das Fest Christi Heiliger Leib zum ersten Male begehen hieß. In den folgenden Jahrhunderten wuchs der Fronleichnamstag zu einem der höchsten Feiertage heran, die im katholischen Kirchenjahr überhaupt begangen werden. Das Bewusstsein der Allgegenwart Gottes in unserem Leben findet an ihm seine tiefste Bestätigung. Gottesdienst soll nicht nur der sonntägliche Kirchenbesuch sein, Gottesdienst sei unser ganzes Dasein. Und so schmückt man mit den ersten Sommerblumen die Dörfer und Städte, man bereitet den Prozessionen einen Blütenteppich, über den sie schreiten, und die Menschen am Wegrand falten die Hände, und Millionen Gebete vereinen sich und klingen mit den Glocken auf zu dem hohen, sommerlichen Himmel. Allen Glanz entfalten die Fronleichnamsprozessionen, in manchen Gegenden hat sich ein eigenständiges Brauchtum entwickelt, und vielerorts wandert man über die Fluren von Altar zu Altar, bis zurück in die Gotteshäuser, seien es Kapellen, Kirchen oder Dome.