Aufmerksame Naturbeobachtung und jahrhundertelange Bauernerfahrung haben den 15. Juni, den Tag des Heiligen Vitus, zum „Fliegentag“ gemacht. Jedenfalls verkündet eine alte Bauernregel, die überall verbreitet ist: „Sankt Vit bringt die Fliegen mit!“ Die Beobachtung der Wissenschaftler hat diese alte Weisheit wirklich bestätigt; wenn sich auch schon vor dem St. Veits-Tag Fliegen einstellen, so werden sie doch erst von der Junimitte ab zur rechten Plage. Sie schwärmen dann wie eine große Familie auf und sind plötzlich da … Überall, wo man sie nicht gerade gerne sieht. Denn angenehme Sommergäste sind sie auf keinen Fall. Und wenn es auch heute so viele Mittel zu ihrer Bekämpfung und Aussperrung gibt, halten sie sich doch hartnäckig …
Zu seinen Lebzeiten ist der Heilige Veit vermutlich von den Fliegen nicht minder belästigt worden als wir heutzutage. Und er trägt bestimmt keine Schuld daran, dass das Erscheinen der ungebetenen Insekten ausgerechnet mit seinem Namenstag zusammenfällt. Sankt Vitus gilt im Übrigen als Wetterprophet. Wenn der Bauer zufrieden sein soll, darf es an diesem Donnerstag ruhig leichte Regenschauer geben, denn „wenn Veit regnet, er alle Früchte segnet“. Freilich, lange sollte der Himmel nicht bedeckt bleiben, und es darf sich am 15. Juni keinesfalls einregnen, sonst ist nicht nur um das Sonntagswetter zu fürchten, sondern es soll auch 33 Tage lang kein Sommerwetter geben, und die Bauern müssen sich um die Ernte ernsthafte Sorgen machen. So verkündet die Wetterweisheit, die noch fordert, dass der Wein um St. Veit abgeblüht sein soll, weil dies das beste Zeichen für eine gute Lese ist. Und fest steht auch, dass die Junimitte einen wichtigen Einschnitt im Jahreslauf darstellt, denn „der Wind, der dreht sich um Sankt Veit, da legt sich das Laub auf die andere Seit!“