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Talpost Lambrecht
Ausgabe 24/2025
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Heimatabend mit Geißbockübergabe

Die Begrüßung der Gäste sowie die geschichtliche Einordnung des Geißbock-Brauchtums übernahm Stadtbürgermeister Andreas Ohler.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die Vorsitzende des Verkehrsvereins, Christine Klein

Musikverein Königsbach unter der Leitung von Ute Hoffmann

Geißbockspiel: Organisation und Regie Tanja Bundenthal-Beck

"Er Leit, do gucken die Gass mol enunner. Do kummt de Jakob, die Lisbeth un de Gäßbock!"

Auf dem Weg nach Lambrecht

Kölsch und Lisbeth sind mit dem Geißbock zurückkehrt.

In Lambrecht ist die Aufregung groß.

Maître Jean erhält den Zuschlag und somit den Geißbock

Geißbock-Jubelpaare

Das Geißbock-Brautpaar 2025 Lisa und Michael Müller haben den 622. Tribut-Bock in die Verantwortung übernommen

Der Deal wird mit einem guten Schluck Deidesheimer Wein begossen

Lisa und Michael Müller mit Geißbock und Geleitbrief ausgestattet

Lambrecht. (hk) Alle fünf Jahre an Pfingsten – zuletzt vor zwei Jahren – wird die Geschichte der einstigen Tuchmacherstadt Lambrecht im Geißbock-Festspiel lebendig. In den dazwischenliegenden Jahren feiert die Stadt am Pfingstsonntag die Geißbock-Tradition im Rahmen eines stimmungsvollen Heimatabends.

In den vergangenen Jahren fand diese Veranstaltung im Schulhof der Grundschule statt – so auch in diesem Jahr. Trotz unbeständigen Wetters konnten Stadtbürgermeister Andreas Ohler und die Vorsitzende des Verkehrsvereins, Christine Klein, zahlreiche Besucherinnen und Besucher willkommen heißen.

Den Auftakt des Traditionsabends gestaltete der Musikverein Königsbach unter der Leitung von Ute Hoffmann mit schwungvollen musikalischen Klängen.

Geißbocktradition als Immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt

Der Verkehrsverein Lambrecht (Pfalz) e.V. und die Heimatfreunde Deidesheim und Umgebung e.V. haben gemeinsam die Aufnahme der Geißbocktradition beider Städte in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Deutschen UNESCO-Kommission beantragt. Dem ging ein langer Weg mit zahlreichen Arbeitsstunden und gemeinsamen Treffen voraus.

Im Namen der Stadt Lambrecht dankte Stadtbürgermeister Andreas Ohler den Initiatoren Hans Joachim Hinrichs, Gerhard Senftleben, Michael Stöhr und Dr. Martin Fell sowie Berthold Schnabel für ihr großes Engagement. Für seine wertvolle Unterstützung wurde auch Volker Edel gewürdigt, der am 30. Mai 2025 verstorben ist.

Der Einsatz wurde belohnt: Seit März 2025 ist die Geißbocktradition zwischen Lambrecht und Deidesheim offiziell in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Heiteres Geißbock-Spiel beim Heimatabend

Im Rahmen des Heimatabends brachte die zwölfköpfige Laienspielgruppe des Verkehrsvereins das von Karl-Heinz Himmler verfasste 9. Bild des Geißbock-Spiels auf die Bühne. Die Regie übernahmen Tanja Bundenthal-Beck, in Vertretung von Gregor Michme sowie Peter Weiß.

Das 9. Bild knüpft inhaltlich an das 8. Bild an, das eine wahre Begebenheit aus dem Jahr 1851 behandelt: „Ehepaar und Bock erleben in Deidesheim eine bittere Enttäuschung – der Stadtrat verweigert die Annahme des Geißbocks, da dieser zum einen nach Sonnenaufgang eintraf und zum anderen nicht den Vorschriften entsprach. Das Lambrechter Brautpaar kehrt daraufhin unverrichteter Dinge wieder heim.“

Karl-Heinz Himmler spinnt die Geschichte im 9. Bild in einer humorvollen Episode weiter:

In Lambrecht herrscht zunächst Ungewissheit, ob das Paar mit dem Bock überhaupt wohlbehalten in Deidesheim angekommen ist. Als Kölsch und Lisbeth schließlich mit dem Tier zurückkehren, ist die Aufregung groß. Sie berichten dem Bürgermeister von der abweisenden und wenig gastfreundlichen Behandlung in der Weinstadt – keine Labung, dafür Schimpfworte, und der Geißbock wurde kurzerhand zurückgewiesen. Der Bürgermeister zögert nicht lange: Er beschließt, den Geißbock in Lambrecht zu versteigern. Den Zuschlag erhält – eher unfreiwillig – Maître Jean für sechs Gulden, weiß jedoch nicht, was er mit dem Tier anfangen soll. Auf allgemeinen Rat verschenkt er den Bock schließlich an die Baas Bawett, damit ihr trauriges Zieglein nicht mehr alleine ist.

Mitwirkende auf der Bühne waren:

Thomas Frieß, Thomas Hanke, Maike Knoll, Karl-Günter Müller, Peter Weiß, Michael Beck, Tim Hanke, Angelika Denig, Fanny Bolz, Hans Denig, Michael Bolz und Nelle Pfeifer.

Geißbock-Jubelbrautpaare 2025

Wie es beim Heimatabend Tradition ist, wurden die anwesenden Jubiläumsbrautpaare auf die Bühne gebeten – jene Paare also, die einst einen Tributbock nach Deidesheim führten.

Vor fünf Jahren begleiteten Alessa, geb. Grimm, und Steffen Kern den 617. Tributbock Steffen I. nach Deidesheim. Vor zehn Jahren führten Beatrix und Roland Marx den 612. Tributbock Roland II. zum Ziel. Vor zwanzig Jahren machten sich Stephanie, geb. Kaiser, und Markus Kern mit dem 602. Tributbock Alfons I. auf den Weg. Und bereits im Jahr 2000 zogen Iris, geb. Raphael, und Roland Scholl mit dem 597. Tributbock Max nach Deidesheim und feiern somit in diesem Jahr ihr 25-jähriges Geißbock-Brautpaarjubiläum.

Übergabe Geißbock und Geleitbrief an das Brautpaar

Lisa und Michael Müller sind das Geißbock-Brautpaar 2025. Ihnen wurde die ehrenvolle Aufgabe übertragen, im Rahmen der jahrhundertealten Tradition den 622. Tributbock nach Deidesheim zu führen. Symbolisch wurde der Geißbock auf die Bühne gebracht, wo dem Paar der offizielle Geleitbrief überreicht wurde – die formelle Legitimation für ihre Aufgabe. Mit feierlichem Ernst versprachen Lisa und Michael, den Lambrechter Geißbock gewissenhaft und pünktlich dem Rat der Stadt Deidesheim zu übergeben. Besiegelt wurde dieser feierliche Akt mit einem Römerglas, gefüllt mit edlem Deidesheimer Wein.

Eine Delegation aus Deidesheim wohnte der Zeremonie bei, angeführt vom Deidesheimer Bürgermeister Dieter Dörr, dem Stadtbeigeordneten Bernd Anslinger sowie der amtierenden Weinprinzessin Anna III. Die fachkundige Überprüfung des Geißbocks übernahm Auktionator Markus Wahl, um sicherzustellen, dass das Tier allen Anforderungen des Brauchtums entspricht.

Der Tributbock 2025: Michael IV.

Die tierische Hauptfigur des diesjährigen Geißbockmarschs ist ein vierjähriger Ziegenbock der Rasse „Bunte Deutsche Edelziege“. Der 45 Kilogramm schwere Bock mit einer imposanten Hornspannweite von 80 Zentimetern wurde von Züchter Oliver Wittmer aus Forst ausgewählt. Dieser betreut seit vielen Jahren die Aufgabe des Geißbock-Lieferanten für die Stadt Lambrecht.

Geißbockmarsch nach Deidesheim

Am Dienstag nach Pfingsten beginnt der Tag für das Brautpaar früh: Um 5:30 Uhr startet der Geißbockmarsch an der Friedrich-Ebert-Brücke in Lambrecht. Nach einer ersten Rast am „Weißen Stich“ geht es weiter zur Pfälzerwald-Hütte Deidesheim, wo die Stadtsoldaten das Paar in Empfang nehmen und sicher zur Stadtgrenze begleiten.

Dort wird das Brautpaar gegen 10 Uhr von Deidesheims Bürgermeister Dieter Dörr empfangen. Am Rathaus begutachtet der Viehhofmeister den Bock, der laut altem Vertrag „gut gehörnt und gut gebeutelt“ sein muss. Anschließend erhält das Brautpaar traditionsgemäß ein Käsebrot und ein Glas Deidesheimer Wein.