Nach einem legendären Frühling in Toulouse bin ich nun auf der Rundreise entlang der französischen Atlantikküsten, steige vom Strand in den Flixbus, fahre in klapperigen Zügen zum Eis essen nach Pornic, Frankreichs „Eisstadt“ und denke über das Ende meines Auslandsaufenthaltes nach.
Aber vielleicht beginne ich doch erst einmal ganz von vorn.
Der sommerliche Februar in der „Ville rose“ leistete einen denkwürdigen Auftakt ins neue Jahr, sodass wir das Frühjahr in vollen Zügen genießen konnten. Kaum ein Wochenende verstrich ohne einen Trip; sei es nach Spanien, Lyon, Bordeaux, zum Wandern in die Pyrenäen oder zu Freunden ans Meer. Der Bus wurde unser zweites Zuhause und mittlerweile genieße ich lange Reisen, die man wundervoll zum Schreiben, Lesen und Musik Hören nutzen kann.
Aber auch in Toulouse ließen wir die Zeit nicht einfach verstreichen, besuchten Konzerte, feierten unseren bewährten Fasching, sangen an der Garonne beim Karaoke-Festival, genossen unsere Markt-Fundstücke beim Picknick im Park. Natürlich durfte auch ich immer mal wieder Besuch empfangen. Dieser reichte von unserer Freundesgruppe anderer Freiwilliger bis zu dem Besuch meiner Eltern und ganz am Ende einer Freundin aus Deutschland. Welch verrücktes Gefühl, wenn man seine Lieben auf einmal in der neuen Heimat herumführen darf!
Und dann gab es ja auch noch die Arbeit. Das Wichtigste, was ich aus meiner Arbeitsstelle mitgenommen habe, ist, dass Vertrauen Zeit braucht. Bis zum Schluss konnten wir immer besser mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten und viele freuten sich über unsere Arbeit. Aber es gab auch einige, denen nicht gepasst hat, was wir vorschlugen. Wir haben immer unser Bestes gegeben und waren offen für neue Ideen. Dann ist es auch okay, sich einzugestehen, wenn nicht jedes Projekt gelingt, ich bin schließlich auch nur ein Mensch. Ich kann meine Hand reichen, aber nehmen muss man sie schon selbst. Dadurch habe ich aber auch gelernt, die Vorurteile, mit denen man seinem Gegenüber häufig begegnet, zu hinterfragen. Denn nicht nur ich bin nur ein Mensch, die anderen sind es auch! Und jedes Verhalten beruht auf einem Grund, den ich nicht unbedingt kenne, oder verstehe. Trotzdem hat jeder den gleichen Umgang und Respekt verdient, den ich mir für mich selbst wünsche.
Nun bin ich ein letztes Mal während meines Service Civique auf Reisen - und diesmal alleine. Allen Erfahrungen und Erlebnissen während der vergangenen acht Monate wollte ich noch etwas Reflektionszeit widmen. Das Ziel: Eis Essen in Pornic.
Dazu machte ich mich zuerst auf den Weg in die Pyrenäen zum Wandern, um mich so langsam wieder an die Stille des Kleinstadtlebens zu gewöhnen.
Danach ging es Richtung Norden mit Zwischenstopps in Bordeaux und La Rochelle bei Freunden. Und nun befinde ich mich in dem wunderschönen, ruhigen Städtchen Pornic, direkt am Meer und genieße einen ordentlichen Schokobecher mit Streuseln.
Ich habe das große Geschenk der Freiheit erhalten und bin für nichts mehr dankbar, als sie nutzen gelernt zu haben. Natürlich ist es schade, dass meine Zeit hier bereits in einer Woche endet, aber schlimm ist es nicht. Ich habe die französische Lebensweise erlebt, mich weiterentwickelt und in meinem eigenen Leben adaptiert, was für mich richtig ist. Und dazu hat nicht nur Frankreich beigetragen. Es war ein Zusammenspiel aus allen Erlebnissen, Erfahrungen, meinen Freunden, mir selbst und meiner eigenen Freude!
Da bleibt mir nur noch ein Satz zum Abschluss: Freiheit nutzen ist wie Fahrrad fahren - das verlernt man nicht!