Der erste wichtige Lostermin des Sommers steht am Samstag im Kalender, der Ehrentag Johannes des Täufers. Der Einzige unter den Heiligen, der nicht an seinem Todes- sondern an seinem Geburtstag gefeiert wird, prägte seinen Namen auch altem überlieferten Mittsommerbrauchtum auf, an dem unsere Landschaften so reich sind. Seit jeher herrschte der Glaube, dass man an diesem bedeutsamen Wendepunkt des Jahres einen Blick in die Zukunft tun könne. Man suchte Auskunft über Heirat und Tod, schmückte die Häuser mit Birkenlaub und ging um Mitternacht an einen Kreuzweg, um dort das Johanneskraut zu finden, das ein Jahr lang Glück verheißt... Wer seinen Hof vor Blitzschlag und die Äcker vor Gewitterschäden bewahren wollte, ließ sich ein Erbsengericht kochen. Denn durch dieses Gemüse, so meinte man, ließ sich die berüchtigte Wetterhexe besänftigen, die großen Kugeln über Wolkendecken rollt, wenn es donnern soll... Es lag nahe, an einem so bedeutsamen Tag auch das kommende Wetter zu erforschen, und so gibt es eine Unzahl von Bauernweisheiten, die sich auf den 24. Juni beziehen. Wenn am Johannistag Regen fällt, dann soll es noch vierzig Tage weiterregnen, und während man zuvor auf das frische Nass angewiesen war, mag man es nun gar nicht mehr, denn „vor Johanni bitt‘ um Regen, nachher kommt er ungelegen“, oder „vor Johanni müssen die Priester um Regen bitten, nachher kann man’s selber“. Warum das so ist, erklärt eine andere Bauernweisheit: „Regnet’s am Johannistag, eine nasse Ernte man erwarten mag!“ Und die Sprüche künden noch im Einzelnen davon, dass es „das zehnte Korn vom Hafer“ oder auch „Mäuse regnet“ oder „die Buche taub wird.“ Da man nach alter Erfahrung ziemlich danach gehen kann, dass „wie’s Wetter an Johanni war“ es noch „vierzig Tage gar“ bleiben wird, werden vermutlich an diesem letzten Junisamstag nicht nur die Bauern nach einem blauen, wolkenlosen Himmel Ausschau halten...