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Talpost Lambrecht
Ausgabe 25/2024
Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz)
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Tourismus im Tal tritt auf der Stelle

Der Tourismus-Ausschuss der Verbandsgemeinde Lambrecht tagte im neuen Dorfgemeinschaftshaus in Lindenberg. Als Gäste waren die jeweiligen Bürgermeister der sieben Ortsgemeinden eingeladen, doch nicht alle waren präsent. Die provokative Frage „Wie soll es weitergehen mit dem Tourismus im Tal“ sollte diskutiert und mit einem guten Ergebnis beantwortet werden.*

Schwierige Lage des Fremdenverkehrs in der Verbandsgemeinde Lambrecht zwischen den Hochburgen im Pfälzerwald und der Deutschen Weinstraße

Lambrecht. (ve) Vor zehn Jahren war der Tourismus im Tal als freiwillige Leistung von den jeweiligen Ortsgemeinden auf die Verbandsgemeinde übertragen worden, doch auch unter der zentralen Führung kommt der Tourismus im Tal nicht richtig in Schwung. Ein entsprechender Ausschuss wurde gebildet, doch er tagte nur zweimal in der letzten Legislaturperiode und zur zweiten Sitzung kurz vor Ende der Legislaturperiode waren die jeweiligen Ortsbürgermeister mit eingeladen zu einer Diskussionsrunde „Wie soll es weitergehen mit dem Tourismus im Tal?“ Die Verwaltungsarbeit wird geleistet von Pia Neumann, Betriebsfachwirtin für Tourismus, mit Unterstützung ihrer Kollegin Heike Zinsmeister mit einer halben Stelle.

In der ersten Legislaturperiode (2014 bis 2019) wurden mit dem Neubau des Besucherinformationszentrums Elmstein (BIZ) im Zuge der Erneuerung des Bahnhofes Elmstein mit einer Zuwendung von 250.000 Euro und der Anlegung des Trifterlebnisweges Legelbachtal mit 465.000 Euro Glanzlichter gesetzt. Hinzu kam die Erarbeitung eines Wanderwegenetzes und der Errichtung eines Trekkingplatzes. Für ihr Engagement erhielt die Verbandsgemeinde ein Preisgeld von 10.000 Euro im Rahmen der Aktion „Landschaft in Bewegung“. In der folgenden Legislaturperiode (2019 bis 2024) wurde das Marketingkonzept „Wald, Holz, Stolz“ für 20.000 Euro umgesetzt, mit dem gleichen Betrag das Konzept „Felsenkönig“ in Elmstein und für die Audiotouren Esthal und Lambrecht stehen 100.000 Euro bereit, für 100.000 Euro Euro wurde ein barrierefreies Umfeld um das BIZ in Elmstein geschaffen.

Zusammen mit Zuschüssen wurde viel Geld in den Tourismus gesteckt, doch der Erfolg ist nicht messbar, weil die Statistik von Übernachtungs- und Gästezahlen von Kleinbetrieben unter zehn Betten, wie sie in der VG Lambrecht vorherrschen, nicht mehr zentral erfasst werden. Eine eigene Statistik der Verbandsgemeinde sei ebenfalls wenig aufschlussreich, weil eine Ermittlung der Zahlen durch die Verbandsgemeindeverwaltung datenschutzrechtlich bedenklich sei und einige Bettenanbieter nicht bereit seien, freiwillige Angaben zu machen, wurde erläutert. So bleibt nur die Möglichkeit, die Übernachtungszahlen in Deutschland zum Vergleich heranziehen. Ein allgemeiner Einbruch der Gäste- und Übernachtungszahlen erfolgte in den Jahren der Pandemie.

Der Tourismus im Tal setzt weiter auf die Vorteile von Netzwerken, deren Beteiligung die Verbandsgemeinde rund 20.000 Euro wert ist, dazu gehört „Die Pfalz“, „Zentrum Pfälzerwald“, „Mountainbike Park Pfälzerwald“, „LAG Pfälzerwald Plus“ und weitere Organisationen. Allein könnte der Tourismus im Tal diese Leistungen in einem ständig steigenden Wettbewerb um Gäste nicht erbringen. Dennoch wurde angeregt, einen eigenen Prospekt für die Verbandsgemeinde Lambrecht aufzulegen. Auch die Wiederbelebung eines Radweges durch das Elmsteiner Tal wurde angesprochen, Bürgermister Gernot Kuhn empfahl, in den nächsten Haushaltsplanungen den „alten Radweg“ wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Die für den Tourismus notwendige Gastronomie im Tal sei nicht ausreichend. Um die Frage zu beantworten „Wo wollen wir hin und was ist das Ziel des Tourismus im Tal“ sei die Erstellung eines Tourismuskonzeptes notwendig. Der Elmsteiner Ortsbürgermeister Rene Verdaasdonk schlug einen Workshop mit einem neutralen Moderator vor. Darüber waren sich alle Ausschussmitglieder einig und nach den Kommunalwahlen 2024 soll der neue Tourismus-Ausschuss mit einem Workshop seine Arbeit aufnehmen. Es bestand auch Einigkeit darüber, dass für Maßnahmen der Tourismusförderung auch die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden müssen. Dem neuen Tourismus-Ausschuss wurden bereits Aufgaben vorgegeben, deren Umsetztung hoffentlich gelingt.

Nur halbherzig Tourismus gefördert

Der Begriff „Förderung des Fremdenverkehrs“ geistert bereits seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch das Lambrechter und Elmsteiner Tal. In den Zeiten, als die beherrschende Tuch-Industrie schwächelte und später ganz zum Erliegen kam, galt der Fremdenverkehr und der Tourismus als „Ersatz-Industrie“. Doch die Zeit war nicht reif, es konnte nicht einfach ein Schalter umgelegt werden, um aus einer Industrie-Region eine Tourismus-Hochburg zu machen. Von der Lage her hatten Elmstein und Esthal landschaftliche Vorteile, die beide Gemeinden auch nutzten.

Besonders Elmstein erkannte seine Chance, den Tourismus auszubauen. Die Ortsgemeinde und der Verkehrsverein initiierten bereits 1974 ein Unterhaltungsprogramm für die Feriengäste. Dazu gehörten Gemeindeabende für Einheimische und Gäste, es wurden Musikvorträge und Tanz geboten, ebenso Waldlehrwanderungen, Platzkonzerte und Ausflugsfahrten. Das damalige Forstamt Elmstein-Süd bot Feriengästen mit Jagdschein sogar die Möglichkeit des Abschusses eines Rehbockes der Klasse 2b und einer Ricke.

Bringt ein Workshop die Wende?

Vielleicht erfolgt aktuell durch den angeregten Workshop mit Erstellung eines Touristikkonzeptes ein neuer touristischer Impuls für das Tal. Dabei sei an das „Offene Forum Tourismus der Verbandsgemeinde Lambrecht“ aus dem Jahre 1998 erinnert, dessen Resümee auf die heutige Zeit übertragen werden kann: „Die Gäste aus der Nachbarschaft der Deutschen Weinstraße nicht vergessen“, „Radtouristen auf das verstärkt auszubauende Radwegenetz in die VG Lambrecht umweltfreundlich locken, wobei der zahlreich genutzte Radwanderweg Neustadt-Elmstein als Vorbild dient“, „Handlungsbedarf besteht in den Bereichen der Beherbergung und der Gastronomie“. So liest sich die Bilanz der Dokumentation aus dem Jahre 1998: „Es wurde keine der hervorragenden Ideen zur touristischen Entwicklung der VG Lambrecht optimal umgesetzt. Die Bürger des Tales und die Kompetenzträger haben es selbst in der Hand, den Tourismus im Tal voranzutreiben!“

Versuche, den Tourismus zu beleben, blieben im Ansatz stecken

An der Zukunft des Tales interessierte Persönlichkeiten außerhalb der Politik, darunter an erster Stelle Walter Bernius, entwickelten Aktivitäten, so zum Beispiel mit der „Fördergemeinschaft Romantisches Tal“, die sich bereits 1974 der Reaktivierung der Bahnstrecke Lambrecht-Elmstein zur Museumsbahn widmete. Dieses Vorhaben gelang zehn Jahre später 1984, in diesem Jahr 2024 konnte nun das 40jährige Jubiläum des Kuckucksbähnels gefeiert werden. Angedacht war vor Jahrzehnten auch eine Ferienhaus-Siedlung, die sich jedoch aus Umweltgründen nicht realisieren ließ. Auf politischer Ebene wurde der „Pfälzer Dreiklang“, bestehend aus Neustadt, Haßloch und Verbandsgemeinde Lambrecht gegründet, doch diesem Werbeverbund war kein langes Leben beschieden. Heute ist die Verbandsgemeinde Lambrecht Teil von touristischen Netzwerken, darunter „Die Pfalz“ und das „Zentrum Pfälzerwald e.V.“ Wie attraktiv der Tourismus für die Entwicklung der Gemeinden sein kann, sieht man an den Zahlen der Kreisstadt Bad Dürkheim, die auf Grund der Wertschöpfung allein im Tourismus einen Bruttoumsatz von 142 Millionen Euro erwirtschaftet, wodurch 2200 Arbeitsplätze entstanden sind.