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Talpost Lambrecht
Ausgabe 25/2025
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Seltene gewebte Karte aus Lambrecht aufgetaucht

Erinnerung an die Webschule

Lambrecht. (hk) Ein außergewöhnliches Stück Lambrechter Handwerksgeschichte erreichte kürzlich die Verbandsgemeindeverwaltung Lambrecht per Post: Dirk Adena aus Wilhelmshaven schickte eine fein gearbeitete Karte im klassischen Postkartenformat, die einst seinem Urgroßvater Georg Roltsch aus Lambrecht gehörte. Es handelt sich um eine sogenannte Web-Karte – ein textiler Druck, gefertigt an der ehemaligen Webschule Lambrecht.

Für die fachliche Einordnung wurde Gerald Lehmann vom Webermuseum in Lindenberg hinzugezogen, ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Weberei. Lehmann erkannte sofort die Technik: Die feine Weberei wurde auf einem Jacquard-Webstuhl gefertigt – einer bahnbrechenden Erfindung, die es ermöglicht, jeden Kettfaden einzeln anzusteuern und so bildhafte Motive in Textilien zu weben. Solche kunstvollen Gewebe gab es bereits in der Zeit der handwerklichen Tuchmacherei, wo unter dem Begriff „Tuchwirken“ sogenannte gewebte Gemälde entstanden. Mit der Erfindung des Jacquard-Webstuhls konnte diese aufwendige Technik erstmals automatisiert umgesetzt werden.

„An der Webschule Lambrecht war es durchaus üblich, solche Bildgewebe herzustellen“, erklärt Lehmann. Beliebt waren unter anderem Darstellungen des Speyerer Doms oder Portraits von König Ludwig I. von Bayern. Die aufwendig gefertigten Stücke wurden seinerzeit verkauft, um den Betrieb der Schule mitzufinanzieren.

Die Karte von Georg Roltsch reiht sich somit ein in eine traditionsreiche Form textiler Kunst und gibt einen seltenen Einblick in die kreative Vielfalt der Lambrechter Webschule.