Morgen reise ich!

Natürlich geht es Ihnen nicht allein so! Auch alle anderen Leute hetzen und hasten bis zur letzten Minute, wenn sie in die Ferien wollen, und in den letzten Tagen wächst auch bei ihnen der Alltag zum Berg. Was hat man nicht alles noch zu tun. Erst wenn man sich einmal drei oder vier Wochen lang aus dem gewohnten Trubel zurückziehen will, merkt man, wie sehr man doch eingespannt ist, wie viele Fäden uns mit dem Beruf verbinden, und wie schwer es ist, sich von ihnen zu befreien. Aber dann hat man es recht und schlecht geschafft, hat sich von den Kollegen verabschiedet, ist nach Haus gegangen mit dem beglückenden Gefühl, dass man morgen schon weit weg von hier ist – und daheim verblasst dieses Glücksgefühl noch einmal vor den Anforderungen der letzten Stunden. Da müssen die Koffer gepackt werden, man muss mit der Nachbarin reden, die Mich ab- und die Zeitung umbestellen, man darf nicht vergessen, die Post zu verständigen und die Umleitung vom Festnetz auf das Handy durchzuführen. Gar nicht zu reden vom Kanarienvogel, der Kakteenbank und den Balkonkästen … Es ist nun einmal im menschlichen Leben so: Uns wird nur ganz selten etwas geschenkt, und das bisschen Glück der Ferien müssen wir uns bitter erkämpfen. Nicht nur Sie, geneigte Leser, sondern wir alle. Und das ist wenigstens ein Trost. Bisher haben wir es jedenfalls noch immer geschafft. Und auch Sie werden morgens pünktlich in Ihrem Zug oder in Ihrem Auto oder Flieger sitzen und aufatmend davon fahren oder fliegen; Dürfen wir Ihnen schon jetzt eine glückliche Reise wünschen?