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Talpost Lambrecht
Ausgabe 28/2023
Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz)
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Dengeln, Schärfen, Mähen…

Der richtige Griff und eine gut eingestellte Sense sind notwendig, um erfolgreich mähen zu können.

Sie üben das Dengeln, das Schärfen der Sensen oder Sicheln. Die Sense wird mit dem Dengelhammer auf einem schmalen Amboss vom Bart zur Spitze und zurück ausgehämmert.

Axel Hagedorn zeigt, wie mit einem Wetzstein die Sense geschärft wird. Dieses Wetzen muss während des Mähens in Abständen wiederholt werden, um das das Sensenblatt immer wieder nachzuschärfen.

 

Die Arbeit mit der Sense auf Wiesen wiederbelebt – Gut besuchter Mäh- und Dengelkurs in Lambrecht im Rahmen des Projektes „Gärten für die Artenvielfalt“

Ungewohnte metallen klingende rhythmische Schläge von „Metall auf Metall“ waren am Samstagvormittag auf den Streuobstwiesen der „Bohnenäcker“ zu vernehmen, als 18 interessierte Teilnehmer an dem Mäh- und Dengelkurs des deutsch-französischen Projektes des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen teilnahmen. Das Interreg-Projekt „Gärten für die Artenvielfalt – Jardiner pour la biodiversité“ begeistert Hobbygärtnerinnen und -gärtner in den Nordvogesen und im Pfälzerwald. Neben einem Gartenwettbewerb bietet das deutsch-französische Projekt des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen Veranstaltungen zu verschiedenen Gartenthemen, so das Handmähen.

Sensen sind im Handel in verschiedenen Längen und Formen erhältlich, meist auch vorgeschärft, doch müssen sie im Gebrauch ständig nachgeschärft werden. Dazu dient das Dengeln, wobei der „Finne des Dengelhammers“ auf einem flachen Amboss oder mit der „flachen Bahn des Hammers“ auf einem schmalen Amboss vom „Bart zur Spitze“ und zurück ausgehämmert wird. Die Kursteilnehmer saßen auf Dengelstöcken, legten das Sensenblatt über den Dengelamboss vor sich und bearbeiteten die Klinge mit den Schlägen des Dengelhammers. Durch das Dengeln wird die Schneide verdünnt und gehärtet und somit kalt verformt. Mit einem Wetzstein muss während des Mähens in Abständen das Sensenblatt wieder nachgeschärft werden.

Die Sense wird am Sensenbaum, der aus Metall oder Holz sein kann, angeschraubt. Zum Führen sind am Stiel zwei rechtwinklig abstehende Griffe angebracht, die je nach Größe des Mähers veränderbar sind. Wichtig ist die Winkel-Einstellung der Sense, denn das Sensenblatt soll dabei flach auf dem Boden aufliegen. Im theoretischen Teil des Vormittags konnte auf Asphalt die Auflage der Sense auf dem Boden getestet werden. Das Mähen im Gelände muss gut vorbereitet sein, erläuterte Axel Hagedorn, der empfahl, sich etwas breitbeinig zu positionieren, den rechten Fuß nach vorne zu stellen und das linke Bein nachzuziehen und die Sense möglichst weit rechts anzusetzen, ohne sich dabei zu verdrehen. Nach dieser Vorarbeit warteten die Kursteilnehmer auf das aktive Mähen, um mit Schwung der beiden Arme und einer leichten Drehung in der Hüfte, die Sense durch das Gras zu ziehen.

Die Praxis sah leider etwas anders aus, die Männer der Streuobstwiese „Bohnenäcker“ hatten bereits vor Wochen Wiesenabschnitte für den Mähkurs abgesteckt, doch dann folgte die Trockenheit und das zum großen Teil ausgetrocknete Gras war für eine Präsentation der „Mähkunst“ nur noch bedingt geeignet. Dennoch fanden sich noch etliche grüne Gräser, damit die Kursteilnehmer wenigstens im Ansatz einen Erfolg verbuchen konnten. Ohnehin mäht man nicht bei Trockenheit, empfahl Axel Hagedorn, die besten Mäherfolge erreicht man, wenn der Tau am Morgen die Gräser benetzt oder kurz nach Regenfällen.

Regie führte der 75jährige Mäh-Sachverständige Axel Hagedorn, in seiner Eigenschaft als Nabu-Vorsitzender des Ortsvereins Fechingen-Kleinblittersdorf im Saarland, der geduldig alle Fragen der Hobby-Mäher beantwortete und selbst bei den Arbeiten Hand anlegte und erklärte. Von Seiten des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen betreute Anne Laux den Mähkurs.

Das Mähen mit der Sense findet heutzutage nur noch im privaten Bereich statt. Im Agrarbereich für die großflächige Ernte ist das Handmähen durch den Mähdrescher, den Mähbalken oder den Kreiselmäher ersetzt worden, im Freizeitbereich überwiegen die Rasenmäher und Motorsensen. Jedoch auf dem Weg „zurück zur Natur“ im Rahmen des Klima- und Artenschutzes findet das Handmähen im privaten Bereich wieder viele Freunde, wie einige Teilnehmer des Kurses bekundeten und froh waren, hier Hilfestellung erhalten zu haben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus der gesamten Pfalz, quasi Heimrecht genossen Teilnehmer aus Lambrecht und Esthal.