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Talpost Lambrecht
Ausgabe 28/2023
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Ein Siebzigjähriger „Macher“

Wolfgang Mildner bei der Präsentation der Broschüre „Grenzsteine von Lambrecht“.

 

Zum Geburtstag des „Naturmenschen“ Wolfgang Mildner – Pflanzen und Bäume (Streuobstwiese) sowie Steine (Felsen, Ritter- und Grenzsteine) sind sein Metier - In der Heimatkunde bewandert

Am kommenden Dienstag, 18. Juli 2023 feiert Wolfgang Mildner aus Lambrecht seinen 70. Geburtstag. Der bei der BASF ehemals beschäftigte Chemielaborant liebte von Jugend an die Natur in allen Variationen. Sportlich hielt er sich als Jugendlicher zurück, einzig das Tischtennisspiel interessierte ihn, doch dann fand er den Weg „aus der Halle in die Natur“, als er als Zwanzigjähriger Interesse an hohen Bergen fand und alpine Kurse auf der Hochgebirgsschule Glockner-Kaprun der Naturfreunde absolvierte. Damit hatte er sein sportliches Ziel gefunden und er startete zahlreiche Kletteraktivitäten. Er bewegte sich so sicher an Felswänden, dass ihn der damalige Naturfreunde-Ortsgruppen-Vorsitzende Otto Volz ermutigte, eine Klettergruppe in Lambrecht zu gründen. Gemeinsam mit anderen Kletterfreunden wurden zahlreiche Bergtouren in den Alpen angeboten, dazu gehörten auch hochalpine Skitouren. Um das Jahr über fit zu bleiben wurde der Klettergarten im Steinbruch Lambrecht angelegt, der 1997 offiziell eingeweiht wurde. Es folgten unter der Führung von Wolfgang Mildner die Einrichtung weiterer Klettertouren, so der Lindenberger Steinbruch, der Gerbersberg, der Weidenthaler Steinbruch und zuletzt der Gimmeldinger Steinbruch. Die zahlreichen Klettertouren ermutigten ihn, den ersten Kletterführer des nördlichen Pfälzerwaldes herauszugeben. Diese Aktivitäten in den Bergen entwickelte Wolfgang Mildner noch in der Freizeit während seiner beruflichen Tätigkeit, doch dann folgte sein Ruhestand, über dem, nicht wie bei vielen Menschen, ein Fragezeichen hing.

Er machte sich „im Rentenalter“ mit Freunden auf, Klettertouren in der Südpfalz in ehrenamtlicher Arbeit zu sanieren, Gipfelbücher aufzulegen und Neutouren zu erschließen. Damit ihm die Kondition erhalten bleibt unternahm er im Pfälzerwald lange Mountainbike-Touren, fuhr die Ritterseine ab, ebenso Quellen und Brunnen und gab das Buch „Brunnenwandern in der VG Lambrecht“ heraus. Die Brunnen in der Verbandsgemeinde waren nur der Anfang, es wurden durch Wolfgang Mildner alle Brunnen im Pfälzerwald erfasst. Gleichzeitig dokumentierte er die Gedenksteine im Pfälzerwald, sein gesamtes Wissen floss in eine pdf-Datei ein, die auf der Seite der Naturfreunde zu lesen ist (https://www.naturfreunde-lambrecht.de).

Um verwilderte frühere Hausgärten zu erhalten, entstand die Idee, Streuobstwiesen anzulegen, so die Streuobstwiese Beutelstein durch die Naturfreunde. Es folgte die Streuobstwiese Bohnenäcker, beide Streuobstwiesen sind heute schöne Biotope geworden, die gerne besucht werden und die seit Juni 2023 durch einen Obstwanderweg miteinander verbunden sind. Trotz seinem Engagement auf den Streuobstwiesen durch Neupflanzung alter Obstsorten und der Aufnahme von Baumpaten zur Bepflanzung der Wiesen, fand zwischenzeitlich Wolfgang Mildner wieder zu den „Steinen“ zurück und vollendete zusammen mit Walter Klein das von Ernst Kimmel begonnene Grenzsteinkataster von Lambrecht und legte die Broschüre „Grenzsteine von Lambrecht“ auf.

Die Streuobstwiesen hatten sich so gut entwickelt, dass auch geerntet werden konnte und es lag nahe, die Äpfel, Birnen oder Kirschen brennen zu lassen. Bei der gemeinsamen Arbeit des Destillierens ergab sich die Zusammenarbeit mit Matthias Dreyer aus Maikammer, der die Idee hatte, anlässlich „200 Jahre Teilung der 5. Haingeraide“ die Grenzsteine von Maikammer zu erfassen. Wolfgang Mildner war natürlich dabei, das Buch mit 220 Grenzsteinen erschien 2023. Man gab sich allein mit den Steinen von Maikammer nicht zufrieden, und so wurden sämtliche Grenzsteine der 5. Haingeraide erfasst (Als pdf-Datei auf der Seite http://www.clubsellemols.de einzusehen). Die Grenzsteine von Lindenberg und Neidenfels wurden so „nebenbei“ erfasst und sind auf der Seite der Naturfreunde zu sehen. Mit dem Erreichen des 70. Lebensjahres ist sein Forscher- und Entdeckerinstinkt nicht erloschen, Zusammen mit Klaus Graßmück wird aktuell das Projekt „Niveausteine in der Pfalz“ angegangen. Die Grundlage bildet eine Karte aus dem Jahre 1841.

Auch wenn Wolfgang Mildner meist pfalzweit unterwegs ist, widmet er sich ehrenamtlich seiner Heimatstadt Lambrecht. Man sieht ihn des Öfteren in Arbeitskleidung mit Gleichgesinnten auf den Streuobstwiesen, hier legte er Spielgeräte aus Naturmaterialien für Groß und Klein an und sorgte für Nisthilfen. Er ist auch an historischen Dingen seiner Heimat interessiert, so übergab er ein Modell des Kirchturmaufbaues der ehemaligen Klosterkirche als Leihgabe der prot. Kirchengemeinde, die sein Großvater angefertigt hatte. Trotz seines Engagements nimmt er sich Zeit für seinen Hausgarten, wo er aktuell alte Tomatensorten weiterentwickelt.