Ein Bild vom Hochwasser des Jahres 1952, als weite Teile von Lambrecht unter Wasser standen, hier ein Blick in die Färberstraße.
Das Hochwasser- und Starkregenvorsorgekonzept der Stadt Lambrecht wurde bei der 1. Bürgerbeteiligung präsentiert.
Die Verbandsgemeinde hat für alle Gemeinden den Auftrag zur Erstellung eines Hochwasser- und Starkregenvorsorge-Gutachtens in Auftrag gegeben. Eine entsprechende Defizitanalyse stellten jetzt Mirco Lang und Steffen Daugs vom Ingenieurbüro Dilger in Dahn im Rahmen der Bürgerbeteiligung im Gemeinschaftshaus vor. Anregungen von Bürgern wurden notiert und werden in die Analyse eingearbeitet, die bei einer weiteren Bürgerversammlung im Herbst präsentiert wird, anschließend wird das Hochwasser-Schutzkonzept für die gesamte Verbandsgemeinde Lambrecht vorgestellt. Es bildet dann die Grundlage für eine spätere Umsetzung.
Hochwasserschutz sei eine Gemeinschaftsaufgabe, die Eigeninitiative zur Vorsorge mit Sandsäcken, Barrieren, druckdichten Fenstern und Türen sei zu fördern, denn bei plötzlichen Starkregenereignissen könne die Kanalisation die Wassermassen nicht aufnehmen, Wasser liefe über Wege und Straßen ins Tal und könne Schäden verursachen. Aufgabe des Ingenieurbüros sei es, nach der Auswertung des Ist-Zustandes einen Maßnahmenkatalog zur Vorsorge bei Starkregenereignissen zu erarbeiten. Unter Starkregen versteht man eine Niederschlagsmenge zwischen 60 und 75 Millimeter pro Quadratmeter und Stunde.
Die Ingenieure haben entlang des Speyerbachs auf seinem Weg durch Lambrecht fünf Gefahrenpunkte ausgemacht, die bereits in der Vergangenheit zu Überschwemmungen in der Talsohle führten. Hauptursächlich für Überschwemmungen ist die Überbauung des Speyerbachs durch Industriebauten des vergangenen Jahrhunderts und hohe Bachmauern, die den Lauf des Speyerbachs einengen und zusammen mit Mühlgräben den Speyerbach bei Hochwasser in seinem Lauf über die Ufer treten lassen.
Der erste Gefahrenpunkt ist der Industrieüberbau des Speyerbachs der heutigen Autowerkstätte Schaeffer. Wenn die Flutmassen, die von Westen kommen, keinen Platz mehr im Bachbett finden, staut sich das Wasser zurück mit der Folge der Überschwemmung der westlichen Hauptstraße. Nächster Gefahrenpunkt ist die Friedrich-Ebert-Brücke, die 2001 neu errichtet wurde, aber nach Hinweis eines Anwohners hätte höher gebaut werden müssen, um dem Wasser eine höhere Durchflussmöglichkeit zu gewähren. Ein weiterer Gefahrenpunkt ist eine weitere Bach-Überbauung bei der ehem. Tuchfabrik Marx bei der Färberstraße. Abhilfe bei den Überbauungen könnte nur die Anlage eines Bypasses schaffen, riet Marco Lang. Weitere Gefahrenstellen in Höhe des Tuchmacherplatzes und des Kupferhammers haben ihre Ursache in früheren Industriell genutzten Quereinbauten. Die Auflistung der Gefahrenpunkte entlang des Speyerbachs führt zu dem Schluss, dass die Abflussmöglichkeiten des Speyerbachs verbessert werden muss. Marco Lang riet davon ab, Bachsohlen auszubaggern, wichtiger sei es, die Zuflüsse von den Bergen zurückzuhalten und zu verlangsamen.
Das Hochwasserkonzept widmete sich auch den Seitentälern um Lambrecht, aus denen Bäche und Rinnsale dem Speyerbach zustreben. Hier gelte es, bei Starkregen Sand und Geröll zurückzuhalten. Waldwege sollten Querschläge erhalten, in Talkerben sollten Mulden angelegt und auch entsprechend in Funktion gehalten werden. Hier könnte aus dem Wald abfließendes Wasser lange Zeit zurückgehalten werden. Das Wasser, das bei Starkregen auf den Wegen des Waldes ins Tal läuft, sollte über entsprechend dimensionierte Sandfänge in die Kanalisation geleitet werden.
Besondere Beachtung fand das Beerental, wo der frühere Festplatz - heute Holzplatz - als große „Mulde“ eine entsprechend große Wassermenge zurückhalten kann, dagegen eignet sich der Parkplatz beim Lidl-Markt nicht für die Rückhaltung von Wasser, weil er zu tief liegt. Die eigentlich wasserreiche Luhrbach - deren Quellen mit einem Reservoir auch der Wasserversorgung der Stadt Lambrecht dienen - wurde nicht als Gefahrenstelle ausersehen, das Luhrbach-Bächlein fließt verrohrt unter der Bahnlinie hindurch zum Speyerbach. Eine Gefahrenstelle dagegen bildet das Zusammentreffen der räumlich nahen Markt-, Wallonen- und Karl-Marx-Straße, wenn diese nach Starkregen überirdisch Wasser in Richtung Speyerbach führen und hier in der Färberstraße für einen Rückstau sorgen.
Straßenweise wurden durch das Ingenieurbüro besonders die Hangstraßen in Augenschein genommen, die Kanalführung nachvollzogen und die Anwesenden aufgefordert, wichtige Vorkommnisse bei Starkregen aus der Vergangenheit mitzuteilen. Die Hangstraßen selbst litten offenbar in der Vergangenheit nicht unter den Starkregenereignissen, so sagte ein Anwohner, in der Gartenstraße habe er noch kein „unbefugtes“ Wasser feststellen können. Probleme gab es allenfalls an den tiefsten Punkten der Straßen, so bei der Sommerbergstraße in der Brückenunterführung. Probleme gab es auch im Dörrental beim Kanaleinlauf in die Hauptstraße.