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Talpost Lambrecht
Ausgabe 31/2023
Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz)
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Die Musik im Ohr, den Schalk im Nacken …

Es war für Josef Bernhard Histing eine besondere Freude, auf der großen Domorgel in Speyer spielen zu können.

 

Tausendsassa Josef Bernhard Histing nach langer Krankheit verstorben

Bis zuletzt gekämpft und dennoch verloren! Nach langer Krankheit ist der weit über das Tal hinaus bekannte Musikus Josef Bernhard Histing im Alter von 71 Jahren verstorben. Mehr als fünf Jahrzehnte begleitete „Sepp“, wie ihn die Freunde nannten, an den Orgeln des Tales und darüber hinaus das sakrale Leben. Er begleitete an der Orgel nicht nur die Gottesdienste, mit seinen eigenen Improvisationen bei den Vor-, Zwischen- und Nachspielen überraschte und erfreute er gleichermaßen die Zuhörer. Es war für ihn eine besondere Ehre bei den Sommerlichen Abendmusiken in der ehem. Klosterkirche in Lambrecht eigene Konzerte an der historischen Geib-Orgel von 1777 zu gestalten. „Meine Stärke liegt im Improvisieren“ sagte er nicht so einfach dahin, er verstand es vorbildlich, diese Gedanken in Töne umzusetzen und zu interpretieren. Nach seinem Motto „Kirchenmusik soll nicht nur Gott, sondern auch die Menschen erfreuen“ sprang der Funke der musikalischen Freude stets auf die Zuhörer über, wenn er virtuos in seinen „Cross-Over-Konzerten“ in die Tasten griff. Er war neben der Pflege klassischer Orgelstücke auch ein Verfechter der Moderne und so griff er gerne Titel aus Musicals, Operetten und auch der Pop-Scene auf, die durch die Klänge der Kirchenorgeln ein ganz anderes und neues musikalisches Erlebnis vermittelten. Josef Bernhard Histing stand in freundschaftlichem Kontakt zum Speyerer Domorganisten Christoph Keggenhoff und so war es ihm ermöglicht, einmal jährlich auf der großen Domorgel spielen zu dürfen.

Seine besondere Aufmerksamkeit galt den wertvollen historischen Orgeln im Tal, der Geib-Orgel in der ehem. Klosterkirche in Lambrecht und der Schlimbach-Orgel in Elmstein. Noch 2017 hatte er angeregt, die historische Seuffert-Orgel in der Speyerbrunner Kirche technisch zu überholen. Diese war 1835 für die Kirche in Esthal erbaut worden und wurde 1955 an die Kirche in Speyerbrunn abgegeben, als Esthal eine neue Orgel erhielt.

Mit einer einjährigen Verzögerung infolge seiner Erkrankung feierte Josef Bernhard Histing 2017 sein 50jähriges Organisten-Jubiläum, wobei es ihm sehr schwerfiel, die „Königin der Instrumente“ auf der Kirchenempore zu erreichen. Er durfte den Dank der Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. und eine Urkunde samt Kerze von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in Empfang nehmen. Bereits zehn Jahre zuvor war ihm die Verdienstmedaille der Verbandsgemeinde Lambrecht als Anerkennung seiner kirchlichen und kulturellen Verdienste verliehen worden. 2011 erhielt er die Verdienstmedaille des Landes als Anerkennung seines vielfältigen ehrenamtlichen Engagements.

Aus einer musikalisch geprägten Esthaler Familie stammend, erhielt Josef Bernhard Histing im Alter von neun bis 13 Jahren Klavierunterricht bei Musiker Hans Maasch in einer Wohnung des Zunfthauses in Lambrecht. Er nahm den Schüler auch gerne mit zur Geib-Orgel in der nahen ehem. Klosterkirche. Er erkannte das Talent des Jungen und empfahl ihm, sich dem Orgelspiel zu widmen. So begann er in Esthal in der katholischen Kirche seinen „heimlichen Orgelunterricht in Eigenregie“, wobei er gerne ungesehen in die Kirche schlich und übte. Bei den „Salve-Andachten“ immer samstags spielte sein Onkel Jakob die Orgel, den er kurz danach „beerbte“. Zunächst war er dann aushilfsweise an der Esthaler Orgel tätig, bis er den Organistendienst komplett übernahm. Es folgten dann die Berufungen zu den Kirchen im Tal – von Lindenberg bis Weidenthal und Elmstein, selbst bis in die Vorderpfalz war er als Organist bekannt.

 
Dirigent und Vorsitzender

Sein musikalisches Talent bezog sich nicht nur auf die Tasteninstrumente, mit 19 Jahren übernahm Josef Bernhard Histing die Leitung des katholischen Kirchenchors in Esthal, über zwei Jahrzehnte ab 1973 war er Dirigent des kath. Kirchenchors in Lambrecht, er leitete vier Jahre den Männerchor des Gesangvereins Neidenfels und dirigierte von 1983 bis 1996 den Musikverein Esthal. Von 1999 bis 2016 führte er den Verein als Vorsitzender und in den drei Jahrzehnten seiner Tätigkeit entwickelte er den Verein in seiner Leistung weiter, 2016 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Stolz trug er die Goldene Ehrennadel des Kreismusikverbandes. Er engagierte sich zusätzlich bei der heutigen Realschule plus, denn er führte vier Jahre lang den Förderverein der Schule.

Urgestein der Lambrechter Fasnacht

Als Virtuose bewegte sich Josef Bernhard Histing auch auf der Fasnachtsbühne der Lambrechter Gäsböck. Er trat als 18jähriger dem Verein bei und man erkannte schnell seinen echten Mutterwitz und seine Musikalität, beide Eigenschaften machten ihn zum Leiter der Komiteesänger und der Sänger vom Närrischen Rat, er brillierte als Büttenredner und besonders zusammen mit seinem Freund Rudolf Glass in der Rolle der „Kellerborzler“ sorgte er für riesige Lacherfolge. Es versteht sich von selbst, dass er jahrelang Mitglied des Elferrates war und Aufgaben im Präsidium übernahm, darunter waren Tätigkeiten als Beisitzer, Kassenwart, Vizepräsident, Sitzungspräsident und als Geschäftsführender Präsident. Als Anerkennung seiner Arbeit war er zum Ehrensenator und zum Ehrenpräsidenten ernannt worden, als besondere Auszeichnung trug er den BDK-Verdienstorden in Gold mit Brillanten.

Bei allen seinen ehrenamtlichen Aktivitäten konnte der Versicherungskaufmann auf die Unterstützung seiner Familie mit Ehefrau Hanne und den drei Kindern bauen. Besondere Freude bereiteten ihm in den letzten Jahren seine beiden Enkelkinder, denen er eigene Kompositionen widmete.

Die Urnenbeisetzung von Josef Bernhard Histing erfolgt am Freitag, 11. August, 14.30 Uhr, auf dem Lambrechter Friedhof.