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Talpost Lambrecht
Ausgabe 32/2024
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Deutsch-Französischer Krieg 1870/71 - Lambrecht feiert seine heimgekehrten Krieger

Das Denkmal mit dem Löwen in Weidenthal erinnert an die Opfer und Teilnehmer der beiden Kriege 1866 und 1870/71. Erbaut wurde es 1907.

Die Schlacht bei Sedan. Hier starb der Weidenthaler Friedrich Haag

Die Schlacht bei Weissenburg am 4. August 1870, bei der der Esthaler Soldat St. Bohn ums Leben kam

Lambrecht. (hk) Es ist spannend und interessant, aber nicht immer einfach, die Geschichte unserer Heimatregion zu erforschen, besonders wenn offizielle Heimatbücher und Chroniken wenig oder gar nichts darüber berichten. Dank alter Zeitungsberichte aus jener Zeit können wir jedoch besondere Ereignisse nachvollziehen und lebendig halten.

In den letzten Wochen hat mich insbesondere die Zeit des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 neugierig gemacht. Statt über den Krieg selbst zu schreiben, was ja ausreichend dokumentiert ist, habe ich mich auf die Lambrechter Friedenseiche konzentriert, die 1871 gepflanzt wurde, und die Schicksale der heimgekehrten Soldaten.

In Weidenthal gibt es noch ein Ehrenmal für die Soldaten dieses Krieges und des Krieges von 1866 – das Löwendenkmal an der Hauptstraße, auf Höhe der protestantischen Christuskirche. Laut der Weidenthaler Ortschronik von Heinrich Stuckert starb einer der 27 Kriegsteilnehmer des Dorfes am Krieg 1870/71, Friedrich Haag, in der Schlacht von Sedan 1870. Auf der Gedenktafel stehen jedoch 36 weitere Namen, was eine Diskrepanz darstellt, die das Weidenthaler Archivteam nun recherschieren wird.

In Esthal habe ich in der alten Chronik nichts über diesen Krieg gefunden. Vor zwei Jahren stieß ich jedoch auf Informationen über den Esthaler Soldaten St. Bohn, der bei der Erstürmung von Weißenburg am 4. August 1870 ums Leben kam. Diese Angabe habe ich in der überarbeiteten Version der Esthaler Chronik hinzugefügt, um sie vor dem Vergessen zu bewahren.

Nun zu Lambrecht: In einem Zeitungsbericht der Pfälzer Volkszeitung vom 4.9.1871 wird von 80 Kriegern berichtet, die 1871 nach Lambrecht heimgekehrt sind. Wie viele insgesamt in den Krieg gezogen sind, konnte ich nicht herausfinden. Der Bericht erwähnt, dass die heimgekehrten Krieger das Grab ihres, im Dezember 1870 verstorbenen Waffenbruders P. Scheid auf dem Lambrechter Friedhof besuchten. Ob er verletzt wurde und nach Hause gebracht wurde, bevor er verstarb, oder direkt vom Schlachtfeld tot nach Hause kam, bleibt unklar. Weitere Details über die Lambrechter Kriegsteilnehmer und ihre Schicksale konnte ich noch nicht finden. Die Stadtchronik schweigt auch hier.

Die große Begrüßungsfeier in Lambrecht am 3. September 1871

Wie in vielen anderen Orten der Pfalz wurde auch in Lambrecht am Jahrestag der Schlacht von Sedan eine Begrüßungsfeier für die aus dem Felde heimgekehrten Krieger veranstaltet – 80 an der Zahl, darunter vier Landwehr-Offiziere. Bereits am Vorabend verkündeten Festgeläute und Böllerschüsse die Feier des kommenden Tages. Am Morgen wurden die Bewohner durch Trompetensignale geweckt.

Um 8 Uhr sammelten sich die Krieger in Uniform an der Friedenseiche und besuchten das Grab ihres im Dezember verstorbenen Kameraden P. Scheid auf dem Friedhof. Sie legten einen Kranz nieder, der von sieben Damen gewunden worden war. Nach einem Trauerstück der Musik besuchten die Soldaten ihren kranken Kriegsgefährten Ludwig Knoll, dem ebenfalls ein Musikstück dargebracht wurde. Anschließend begaben sich alle Krieger in den Festgottesdienst. Danach fand eine Parade auf dem Marktplatz mit Musik statt.

Um 13 Uhr setzte sich ein Festzug vom Gemeindehaus in Bewegung, so großartig und würdevoll wie nie zuvor in Lambrecht gesehen. Der Zug bestand aus der Feuerwehr, Turnern, einem Musikchor, dem Festkomitee, etwa 50 weißgekleideten Damen, Geistlichen, der Gemeindeverwaltung mit Gemeinderat, Beamten, Sängern, Schützen und dem übrigen Publikum. Der Zug, begleitet von Musik, bewegte sich durch die mit Fahnen geschmückten Straßen zum vorbereiteten Biwak, um die Krieger abzuholen.

Hier wurden die Soldaten und Offiziere bei ihren Feldkesseln überrascht, stellten sich aber sofort in Reih und Glied auf. Selbst die anwesenden Marketenderinnen nahmen eine aufmerksame Haltung ein. Herr Adjunkt Walzinger hielt eine passende Ansprache an die Krieger, und Fräulein H. Weber rezitierte ein Huldigungsgedicht. Anschließend setzte sich der Zug, nun mit den Soldaten, in Richtung Marktplatz fort.

Nach einer schwungvollen Ansprache von Herrn G. Marx, patriotischen Liedern und Musikstücken zog die Menge zur geräumigen und hübsch dekorierten Koller-Loschky’schen Gartenwirtschaft. Hier erhielten alle Krieger vom Komitee eine Geldgabe sowie eine Beschreibung des Deutsch-Französischen Krieges von Angerstein. In ausgelassener Stimmung, unter Toasten, Ansprachen, Gesang und Musik, dauerte das Fest bis in die Nacht. Ein Teil der Anwesenden bereitete sich dann auf den Besuch der Bälle im Kuff’schen und Klein’schen Lokale vor.

Schließlich sei noch erwähnt, dass die Festversammlung vier Begrüßungstelegramme absandte: an den König von Bayern, an Kaiser Wilhelm in Gastein und an die bayrischen Generäle von der Tann und von Hartmann.

So feierte Lambrecht seine aus Frankreich heimgekehrten Krieger mit einer rundum gelungenen Feier.