Früher gehörte sie zu jedem Tagesschluss, die Unterhaltung mit dem Nachbarn. Man saß am Abend noch eine Weile auf der Bank vor der Tür, nahm sich die Muße, mit den Vorübergehenden über das Wetter zu sprechen oder über die Ereignisse der letzten Tage, man zog so gleichsam den Schlussstrich unter das Geschehen des Tages und bereitete sich auf den nächsten Tag vor. Heute ist das Schwätzchen vor der Tür seltener geworden. In den großen Städten gibt es keinen Feierabend mehr und keine Bank vor dem Haustor. Und außerdem haben die Menschen keine Zeit mehr für die geruhsame Plauderstunde, denn sie haben Mühe, das Notwendige zu sagen und ihre Meinung noch rasch durchs Telefon zu sprechen, oder per WhatsApp zu versenden. Nur in Kleinstädten und auch in den Talgemeinden gibt es noch das Schwätzchen am Feierabend, und wenn der abgehetzte Mensch im Auto vorüberfährt, und er dieses Bild friedlicher Stimmung sieht, wird ihm vielleicht die Hast seines Alltags so recht bewusst. Er vergisst dabei, dass jeder sein eigenes Dasein so verbringen kann, wie es ihm passt, und dass es an ihm selbst liegt, ob er sich das Abklingen vom Tag gewährt oder aber stattdessen zu Ablenkung und Unterhaltung drängt. Es muss ja keine Bank da sein. Um einen Tag zu überdenken, kann man auch einen Spaziergang machen. Das Schwätzchen vor der Tür ist lediglich ein Symbol für ein ausgeruhtes Leben, das in Fleiß und Mühe verbracht wird und dennoch im natürlichen Rhythmus von Spannung und Entspannung verläuft.