Die einstige Katharinenkirche, gezeichnet und coloriert auf einer historischen Postkarte um 1900.
Die ehemalige Esthaler Katharinenkirche mit dem Pfarrgarten um das Jahr 1930.
Eingang zur ehem. Katharinenkirche von der Kirchstraße aus um das Jahr 1930.
(hk) Im Jahr 2023 steht ein bedeutsames Jubiläum in der Gemeinde Esthal an: Vor 300 Jahren wurde die Katharinenkirche eingeweiht. Bis heute wird in der malerischen Waldgemeinde die Kerwe gefeiert, um an diesen denkwürdigen Tag zu erinnern. Die Katharinenkirche wurde zur Vorhalle beim Bau der neuen Kirche in den Jahren 1933/34. Vor Ort kann man noch sehen, wo das alte Kirchlein stand, sich mit den Dimensionen vertraut machen und einige gut erhaltene Inventarien bewundern.
Blicken wir jetzt 300 Jahre zurück in die Vergangenheit: Die erste bekannte Kirche in Esthal verfiel zur Ruine, als Franz Eckenbert, Kämmerer von Worms, Freiherr von und zu Dalberg, und seine Familie im Jahr 1712 durch einen Erb- und Teilungsvertrag in den Besitz des Hauses Ruppertsberg mit all seinen Zubehörden kamen, einschließlich der Herrschaft Esthal mit Dorf und der Ruine Erfenstein. Es wird angenommen, dass die Zerstörung der ersten Kirche während des 30-jährigen Krieges (1618-1648), der in der Pfalz besonders verheerend war, stattfand.
Wer diese erste Kirche oder Kapelle erbaut hat und wie groß sie anfangs war, ist nicht bekannt. Allerdings konnte das Baujahr ziemlich genau bestimmt werden. Der Konservator Dr. Anton Eckardt vom Landesamt für Denkmalschutz in München untersuchte die Kirche und das Pfarrhaus in Esthal genau für sein Buch „Die Kunstdenkmäler der Pfalz", das 1926 veröffentlicht wurde. Der Chorraum und die Sakristei der Katharinenkirche standen besonders im Fokus seiner Begutachtung. Nach seiner Expertise lässt sich die Bauweise in die Übergangszeit vom romanischen zum gotischen Baustil, also vor 1300, datieren. Verschiedene Baudaten konnten von Harald König vom Gemeindearchiv Esthal recherchiert werden, die von 1250 bis 1290 reichen. Ende des 13. Jahrhunderts erlangten die Leininger Grafen die Lehenshohheit über die Burg Erfenstein. Ob sie auch die Erbauer der ersten Kirche in Esthal waren, bleibt vorerst im Dunkel der Geschichte verborgen. Die zeitliche Übereinstimmung legt jedoch nahe, dass es gut möglich wäre, und finanzielle Mittel hatten die Grafen zweifellos in ausreichendem Maße zur Verfügung.
Im Jahre 1714 schenkte Franz Eckenbert der Kirche das große Grundstück hinter dem Dalbergischen Amtshaus in Esthal, um dort einen größeren Friedhof anzulegen. Das Amtshaus stand am Platz des späteren Pfarrhauses, das heute als Wohnhaus vermietet ist. Das Untergeschoss ist laut Dr. Anton Eckhardt noch original aus der Renaissancezeit.
Franz Eckenbert bezahlte den Pfarrer aus eigener Tasche und ließ 1714 die Kirche auf den Grundmauern der verfallenen Kirche neu aufbauen. Sie wurde der heiligen Katharina geweiht. Die Größe der neu errichteten Katharinenkirche umfasste den Chorraum und die ersten zwei Fenster der jetzigen Vorhalle zur Bruder-Konrad-Kirche. Die Fensteröffnungen wurden dem Zeitgeschmack entsprechend vergrößert.
In vielen Pfarreien, insbesondere in der Vorderpfalz, bildeten große Grundstücksbesitze die Hauptquelle für die Pfarrbesoldung und die Unterhaltung der Kirchen. Da das kleine Stück Rodungsland, das die Esthaler Feldgemarkung ausmachte, nicht ausreichte, um eine tragfähige Stiftung zu bilden, ohne die Bevölkerung zu belasten, basierten das Einkommen des Pfarrers und der Kirche hier in Esthal auf zahlreichen Kapitalstiftungen. Franz Eckenbert von Dalberg sorgte bei der Wiedererrichtung der Pfarrei dafür, dass größere, sicher angelegte und gewissenhaft verwaltete Kapitalien für den Pfarrer, den Schulmeister und die Sachausgaben der Kirche ansehnliche Zinsen trugen. Auch dessen Beamte vermachten mehrere Stiftungen an die Kirche.
Im Jahr 1716 ließ die Herrschaft eine Glocke von Blasius Satler in Landau gießen, die Katharinenglocke, zu Ehren der Himmelfahrt Mariä, des heiligen Franziskus und der heiligen Katharina. Sie wurde an der Kirchweih eingeweiht.
Die Weihe der Katharinenkirche fand am 22. August 1723 statt. Franz Eckenbert bat den Bischof zur Weihe, und tatsächlich kamen der Bischof von Speyer, Damian Hugo Philipp Reichsgraf von Schönborn-Buchheim, und der Weihbischof Peter Cornelius von Beyweg.
Im Laufe der Jahre wurde die Katharinenkirche zweimal um je drei Meter erweitert: einmal 1825 und dann erneut 1868. Im Jahr 1888 erkannte man abermals, dass das Kirchlein für die 900 Seelen im Dorf zu klein geworden war, und ein Neubau wurde als notwendig erachtet. Der damalige Pfarrer Josef Becker gründete den Kirchenbauverein, der die Aufgabe hatte, die für den Neubau einer Kirche notwendigen Mittel zu beschaffen. Im Laufe der Jahre wurden rund 160.000 Mark gesammelt. Allerdings machte die Inflation jegliche Hoffnung auf eine neue Kirche zunichte, und es blieb lediglich ein Grundstock von 18.000 Reichsmark übrig. Die Sammeltätigkeit wurde jedoch 1928 wieder aufgenommen.
Im Jahr 1929 wurden neue Pläne vom Architekten Schönwetter-Schaltenbrand aus Neustadt angefertigt, die den Abriss der Katharinenkirche vorsahen, um an ihrer Stelle die neue Kirche zu bauen. Der Kostenvoranschlag von 150.000 RM war allerdings zu hoch. Im Jahr 1933 wurden neue Verhandlungen mit dem Architekten aufgenommen, und es entstand die geniale Lösung, die neue Kirche im Pfarrgarten zu bauen und die Katharinenkirche als Vorhalle zu integrieren. Die Kosten dieses Entwurfs beliefen sich auf akzeptable 120.000 RM. Noch im selben Jahr begannen die Bauarbeiten, und am 5. November 1933 fand die Grundsteinlegung mit Bischof Dr. Ludwig Sebastian statt. Die Einweihung der Bruder Konrad Kirche erfolgte am 23. September 1934.
Im Chorraum der Vorhalle ist noch heute ein beeindruckender gotischer Achteckkufen-Taufstein aus dem 14. Jahrhundert zu bewundern, der in hervorragendem Zustand erhalten ist und bei Taufen weiterhin Verwendung findet. Des Weiteren kann man in der Vorhalle alte Holzstatuen von Heiligen bestaunen, darunter eine eindrucksvolle Holzstatue des heiligen Petrus, die von einem Meister der Spätgotik um 1500 geschaffen wurde. Einen schlicht-schönen Hochaltar im klassizistischen Stil mit Säulenaufbau und Drehtabernakel findet man dort aus dem Jahr 1826. Die Entwürfe stammen von dem katholischen Pfarrer von Grevenhausen, Dr. Bernhard Gottfried Josef Würschmitt, der in Bildhauerei, Maler- und Schreinerarbeiten tätig war.
Harald König hat die Geschichte der Katharinenkirche in einer Jubiläumschrift ausführlich beschrieben. Die Herausgabe unterstützten die Firmen Elektronik-Asel, Sonflie-Fliegengitter, Hessler-Elektronik und Edeldruck. Die 62-seitige Broschüre ist mit zahlreichen Fotografien illustriert und kann während der Kerwetage in der Fotoausstellung im Bürgerhaus erworben werden.