Dorfbrunnen am Rathaus mit dem Weidenthaler Ortswappen.
Die Feierstunde zum 775. Jubiläum von Weidenthal findet in der 1864 eingeweihten prot. Kirche statt.
Die Geschichtsschreibung der Gemeinde Weidenthal muss seit dem Jahr 2001 neu geschrieben werden. Mitarbeiter des Gemeindearchivs standen damals in Kontakt mit dem Landesarchiv Speyer und von dort erfuhren sie, dass die Abschrift einer Urkunde aufgetaucht sei, in der zweifelsfrei bereits 1247 auf die Existenz von Weidenthal hingewiesen werde. Die Urkunde wurde zu einem Zeitpunkt bekannt, als Weidenthal gerade seine 750-Jahrfeier im Jahre 2001 vorbereitete. Man hielt die Neuigkeit „unter der Decke“ und feierte fröhlich das 750. Jubiläum, basierend auf dem damals bekannten Gründungsdatum 1251. Doch das nächste Jubiläum „775 Jahre Weidenthal“ wird nun - nach der neuen Zeitrechnung - mit einer Feierstunde im Jahre 2022 begangen und nicht erst 2026.
In der Urkunde von 1247 geht es um Rechte des Wildes und der Fische. Es heißt „In dem Dorffe Weidenthal und Franckenstein ist richten und schlichten gemeinschaftlich dem abte von Limburg und den anwalden… Fält alda ein wild, so hören zwey theil dem abt von Limburg. Mit dem Fischrecht verhält es sich also: die fischerey von Dymerstein, von dem Retterich bis an die Rätschbach asuf der Limburger Seite ist die Limburger Kirche, auf der anderen seite aber dem anwald“.
Die Chronik von Weidenthal, von Dipl.-Ing. Heinrich Stuckert verfasst und von der Gemeinde Weidenthal 1960 aufgelegt und erweitert durch Pfarrer Friedrich Laubscher bis 1983 fortgeschrieben, nennt das Jahr 1251 als Ersterwähnung von Weidenthal. Schon 1251 und sicherlich auch früher besaßen die auf der Burg Frankenstein sesshaften Freien von Frankenstein in den auf Limburger Grund und Boden gelegenen drei Ortschaften Weidenthal, Frankenstein und Schliertal die Schirmvogtei und alle damit verbundenen Rechte als Lehen. Das Kloster Limburg war somit alleiiger Grund- und Gerichtsherr des Dorfes Weidenthal.
Weidenthal, der drittgrößte Ort in der Verbandsgemeinde Lambrecht, wurde 1247 als Wydentall erstmals urkundlich erwähnt und war im Besitz der Herren von Frankenstein, die ein Lehen des Klosters Limburg ausübten, das später teilweise an die Ritter von Hirschhorn überging. Mit deren Aussterben fiel die Gemeinde 1709 vollständig an die Kurpfalz, zu der sie bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gehörte und unterstand dort dem Oberamt Neustadt. Bereits zuvor wurde das Dorf im Dreißigjährigen Krieg beinahe völlig entvölkert. Im Jahr 1802 lebten 674 Menschen in der Gemeinde: 382 Katholiken, 251 Reformierte und 41 Lutheraner.
Im Zuge des Ersten Koalitionskriegs fand vor Ort ein Gefecht statt. Nach 1792 hatten französische Revolutionstruppen die Region besetzt und nach dem Frieden von Campo Formio (1797) annektiert. Von 1798 bis 1814 gehörte das Dorf zum französischen Departement Donnersberg und war dem Kanton Neustadt zugeordnet und besaß eine eigene Mairie. Aufgrund der auf dem Wiener Kongress (1815) getroffenen Vereinbarungen und einem Tauschvertrag mit Österreich kam die Region 1816 zum Königreich Bayern. Ab 1818 war die Gemeinde Weidenthal dem Landkommissariat Neustadt im bayerischen Rheinkreis, später dem Bezirksamt Neustadt an der Haardt zugeordnet, aus dem 1938 der Landkreis Neustadt an der Weinstraße hervorging.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Weidenthal Teil der französischen Besatzungszone und wurde in das 1946 neu gebildete Land Rheinland-Pfalz eingegliedert. Im Zuge der ersten rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform wechselte Weidenthal 1969 in den neu geschaffenen Landkreis Bad Dürkheim. Drei Jahre später wurde die Gemeinde Bestandteil der ebenfalls neu entstandenen Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz).
Die Gemeinde Weidenthal würdigt ihre 775 jährige Ersterwähnung am kommenden Sonntag, 28. August 2022, 17 Uhr, mit einer Feierstunde in der evangelischen Kirche. Die Festrede hält Dr. Thomas Kreckel vom Weidenthaler Gemeindearchiv. Musikalisch umrahmt wird die Feierstunde vom Männerchor des Cäcilienvereins Weidenthal unter Leitung von Lothar Bendel und vom Chor CHORlorado des Gesangvereins Weidenthal unter Leitung von Peter Clemens.