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Talpost Lambrecht
Ausgabe 34/2025
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Wenn Esthal feiert: Kerwe 2025 mit Brauchtum und bester Stimmung

Esthal. (hk) Die Esthaler Kerwe blickt auf eine beeindruckende Tradition zurück: Ihr Ursprung liegt im Weihetag der ehemaligen Katharinenkirche am 22. August 1723. Seit nunmehr über drei Jahrhunderten wird die „Eschdler Kerwe“ im August gefeiert, stets am Sonntag nach Maria Himmelfahrt. In diesem Jahr steht damit das 302. Jubiläum an – ein Fest, das die Dorfgemeinschaft seit Generationen verbindet und lebendig hält. Von Samstag, 16. August, bis Dienstag, 19. August, laden Musik, Geselligkeit und Brauchtum wieder zu unvergesslichen Kerwetagen ein.

KERWE-SAMSTAG

Auftakt mit Dorfbüttel und Kerwezug

Mit dem Klang von Dorfbüttel Helmut Eisenhauers Schelle begann am Samstagabend die Eröffnung der „Eschdler Kerwe 2025“. Lautstark rief er die Kerwe aus, begleitet von der Kerwe-Jugend, dem Musikverein und Bürgermeister Gernot Kuhn. Gemeinsam zogen sie, ausgestattet mit der symbolträchtigen Kerwe-Weinflasche und der Ortsfahne, durch die Klosterstraße in Richtung Kerweplatz. Ein kurzer Halt am Busplatz gehörte selbstverständlich dazu, wo die Dorfjugend die letzten Handgriffe für ihr Kerwe-Event erledigte.

Fassanstich und offizielle Eröffnung

Auf dem Kerweplatz übergab die Kerwe-Jugend die Kerwe feierlich an Bürgermeister Gernot Kuhn. In seiner Ansprache sprach er allen Helfern und Mitwirkenden seinen Dank aus und wünschte den Gästen unvergessliche Kerwetage. Der traditionelle Fassanstich durfte nicht fehlen: Mit sicherer Hand schlug Bürgermeister Kuhn den Zapfhahn ins Fass und eröffnete mit dem Ruf „O’zapft is!“ offiziell die Kerwe.

Livemusik und Feierlaune auf dem Busplatz

Im Anschluss übernahm die Dorfjugend das Zepter: Ab 20 Uhr startete am Busplatz der Kerwe-Rock. Die Band „Private Place“ sorgte mit energiegeladener Livemusik für beste Stimmung und lockte zahlreiche Besucher zum Mitfeiern.

KERWE-SONNTAG

Kerwe-Umzug

Am Sonntagnachmittag verwandelte sich Esthal in eine farbenfrohe Festmeile, als der traditionelle Kerwe-Umzug mit insgesamt 18 Gruppen durch die Hauptstraße zog. Die örtlichen Vereine und Initiativen sorgten mit viel Kreativität und guter Laune für ausgelassene Stimmung, während die Freiwillige Feuerwehr Esthal für einen reibungslosen und sicheren Ablauf sorgte.

Angeführt wurde der Zug von Dorfbüttel Helmuth Eisenhauer, der mit seiner Schelle wie gewohnt die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich zog. Ihm folgten die Kerwe-Mädels Tanja und Maren mit dem Begrüßungsschild sowie die Esthaler Ortsfahne, die stolz von Mats, Alexis, Jonas und Yann getragen wurde. Den Auftakt rundete die Kerwe-Jugend mit prächtig geschmückten Kerwe-Bäumen ab und setzte so einen stimmungsvollen Akzent an der Spitze des Umzugs.

Der Musikverein Esthal übernahm die musikalische Führung und sorgte mit schwungvollen Klängen für den richtigen Marschrhythmus.

Die Kinder der katholischen Kindertagesstätte St. Konrad zogen als kleine Baumeister mit dem passenden Slogan durch die Straßen: „Die Kita platzt aus alle Näh – ohne Umbau es nimmi geht“.

Ein besonderes Highlight boten erneut die Frauen der Esthaler kfd. Mit sichtbarer Freude und voller Energie zogen sie durch die Straßen – getreu ihrem Motto: „Wir haben Spaß und geben Gas.“ Ihre originellen Boxauto-Kostüme waren ein echter Blickfang und setzten einen farbenfrohen Akzent im Umzug.

Ebenfalls mit dabei waren die Quad- und Trikekinder-Vorderpfalz, die mit ihrer Teilnahme auf kostenlose Mitfahrgelegenheiten für benachteiligte Kinder aufmerksam machten.

Den Klang der Highlands hatte Dudelsackspieler Christian Sorg mitgebracht, und mit jedem Ton schien ein Hauch von Schottlands rauer Schönheit durch Esthals Hauptstraße zu wehen.

Mittlerweile gehört die „Kerwe-Mafia“ fest zum Umzug. Mit viel Witz zeigten sie, wie sie alles daransetzen, die eigenen Taschen zu füllen – vorzugsweise durch geschickte Manipulation. Ihre selbst gedruckten 500-Euro-Scheine fanden als Zahlungsmittel auf der Kerwe allerdings keine Anerkennung.

Der Verein „Hilfe im Tal“ machte mit seiner Teilnahme auf seine wichtige Arbeit aufmerksam.

„Unser Dorf des wuchert langsam zu – do fehlen Gäse un a Kuh!“ Mit diesem augenzwinkernden Spruch machten die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins auf die zunehmende Verwilderung rund um Esthal aufmerksam. Passend dazu führten sie gleich eine kleine Herde mit – allerdings zweifüßige.

Auch die Fußballer des ASV Esthal hatten allen Grund zur Freude: Mit viel Gaudi präsentierten sie ihre neue Spielgemeinschaft, die SG Mittelpfalz – frei nach dem Motto „Wie Yin und Yang, nur selten knallt’s – das is die SG Mittelpfalz!“. In bunten Chinesen-Kostümen schaufeirten sie auf ihrem prachtvoll geschmückten Umzugswagen durch die Straßen. Mit Tempeln, Farben und jeder Menge guter Laune war der Wagen ein echter Hingucker und sorgte für so manchen Schmunzler am Straßenrand.

Die Garden des ASV präsentierten sich ganz diesmal orientalisch. Ein großes Plakat vorneweg verkündete: „Vun Eschdl bis ins Morgenland – die Garde hat die Fasnacht in de Hand!

Der Männergesangverein setzte auf die Nixe Dorina in der Hoffnung, dass ihr möglichst viele neue Sänger ins Netz huschen – ganz nach dem Motto: „De Chor dut’s an Männer mangle, drum woll mer uns heit welche fange!“. Zugleich nutzte der Verein die Gelegenheit, um auf sein diesjähriges Konzert am 27. September und 1. Oktober hinzuweisen.

Beim Pfälzerwald-Verein Ortsgruppe Esthal sind die Wichtel los: „Die Wichtel wannern ausm Wald und machen beim Pfälzerwaldveroi halt. En kiehle Schorle in de Hidd, des macht die Wichtel wieder fit!“

Das Kerwe-Komitee feierte ausgelassen auf seinem eigenen Wagen und ließ die Eschdler Kerwe hochleben. Besonders die beidseitige „Gutselrutsche“ erwies sich dabei als großer Hit für die Kinder.

Den Schlusspunkt setzte der Esthaler Biker-Stammtisch, der mit dröhnenden Motorrädern und in bester Kerwe-Stimmung durch die Esthaler Hauptstraße donnerte.

Der Esthaler Kerwe-Umzug bot einmal mehr ein farbenfrohes und abwechslungsreiches Bild. Mit viel Kreativität, Humor und guter Laune präsentierten sich Vereine, Gruppen und Einzelpersonen. Ob traditionelle Elemente wie Dorfbüttel und Kerwe-Jugend, originelle Kostüme oder fantasievoll geschmückte Wagen – die Zuschauer erlebten einen stimmungsvollen Umzug, der die Gemeinschaft in Esthal eindrucksvoll unterstrich.

Dorfbüttel Helmut Eisenhauer ausgezeichnet

In Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Eschdler Kerwe hat das Eschdler Kerwekomitee Dorfbüttel Helmut Eisenhauer mit dem Eschdler Dalberg-Orden am Bande geehrt.

Kerweredd

Am Dorfplatz begrüßte der Bürgermeister die Kerwebesucher, sprach seinen Dank an alle Helferinnen und Helfer des Kerweumzugs aus – und machte damit den Weg frei für das, worauf alle gewartet hatten: die Kerwe-Redd.

Mit spitzer Zunge und viel Humor zogen Dietmar Kaiser und Madeleine Herter Bilanz des Dorfgeschehens. Nichts blieb verborgen: kleine und große Missgeschicke, die den Eschdlern im letzten Jahr passiert waren, wurden auf die Schippe genommen, besondere Ereignisse launig kommentiert. Wie gewohnt sorgte die Mischung aus Wahrheiten und Augenzwinkern für schallendes Gelächter und so manches verschmitzte Schmunzeln im Publikum.

Glitzer-Tattoos für Kinder

Nach dem Umzug bot der Förderverein der KiTa Esthal vor der Turnhalle Glitzer-Tattoos für Kinder an – ein Angebot, das großen Zuspruch fand.

Kaffee und Kuchen im Bürgerhaus

Im Bürgerhaus bewirteten die Frauen der kfd mit Kaffee und Kuchen. Der Erlös kommt verschiedenen karitativen Einrichtungen zugute.

Buntes Treiben auf dem Festplatz

Auf dem Festplatz erwartete die Besucher ein vielfältiges Programm aus Unterhaltung und Geselligkeit. Für das leibliche Wohl sorgten der ASV und die Familie Kaiser mit ihren Festzelten. Der Musikverein lud an seine Sekt-Bar ein, während Crêpes- und Süßwarenstände das Angebot abrundeten. Für Abwechslung bei Jung und Alt sorgten zudem Schieß- und Wurfstände, Box Autoscooter sowie ein Kinderkarussell.

KERWE-MONTAG

Bergbauernbuam sorgten für Feierlaune

Highlight am Montagabend war der Auftritt der Eschdler Bergbauernbuam beim ASV Festzelt. Mit ihren Stimmungsvollen Lieder begeisterten sie die Gäste. Auch hie und da wurde sogar das Tanzbein geschwungen.

KERWE-DIENSTAG

Ein dramatisches Ende mit viel Tam-Tam

Die Eschdler Kerwe 2025 ist gestorben. Wie jedes Jahr wurde sie am Kerwedienstag mit großem Geheule, Wehklagen und Trommelwirbel zu Grabe getragen. Doch diesmal war ihr Schicksal besonders tragisch – ja fast schon skurril. Die Kerwe ist ertrunken und verspeist worden.

Ein Leben voller Missgeschicke

Schon bei der Eröffnung nahm das Unheil seinen Lauf. Das festlich geschmückte Fahrzeug des Kerwe-Komitees sollte nach dem Aufbau in die Garage zurückgebracht werden. Mit an Bord: die Kerwe höchstpersönlich. Doch das Garagentor war nicht weit genug geöffnet. Mit einem lauten Ratsch riss es das Schild herunter – direkt auf den Kopf der Kerwe.

Bedellert, aber noch standhaft, schleppte sich die Kerwe auf den Festplatz. Am nächsten Tag beim Umzug dann das nächste Malheur: Vom Wagen des ASV rutschte sie unglücklich und verdellerte sich das Knie.

Letzte Stunden

Kopf kaputt, Knie lädiert, am Sektstand zu viel getrunken – irgendwann wurde es der Kerwe zu viel. Am Dienstag suchte sie hinter dem Zelt der Familie Kaiser Trost und ein bisschen Spaß auf dem Spielplatz. Zeugen wollen gesehen haben, wie sie sich die Rutsche hinunterstürzte – und dann war sie verschwunden.

Die wahrscheinlichste Erklärung: Sie landete direkt in den dampfenden Kessel mit Wellfleisch. Ein Indiz dafür: Im Zelt der Familie Kaiser wurden an diesem Tag auffällig viele Portionen verkauft.

Die Kerwe lebt weiter

Damit ist die Eschdler Kerwe 2025 nun wortwörtlich in die Bäuche der Besucher eingegangen. Wer am Dienstag im Kaiser-Zelt Wellfleisch gegessen hat, trägt also ab sofort eine besondere Verantwortung: "Ihr müsst die Kerwe gut behüten – bis zu ihrer Wiederkehr im nächsten Jahr!"

Und so verabschiedeten die Eschdler ihr Fest traditionsgemäß mit den Worten: „Liebe Kerwe, schlammere sunft, bis zu deiner Wiederkunft.“