Mit schwerem Gerät und offenbar unter fehlender Abstimmung zwischen der Bauleitung und der Baufirma war an die Mauern der ehem. Klosterkirche aus dem 14. Jahrhundert „herangegangen“ worden. Gleichzeitig entstanden Probleme bei der Rohr-Verlegung im Abwasserbereich. Auf Anweisung der Denkmalbehörde wurde der Bereich des bereits ausgebaggerten Fundamentes an der Nordseite der Kirche schnellstens mit Schotter verfüllt, um mögliche Schäden am Kirchenfundament zu vermeiden.
Wo sicherlich Handarbeit notwendig gewesen wäre, nahm der Maschineneinsatz keine Rücksicht auf die Fundamentierung der Pfeiler, es brach ein Fundamentstein aus mit der Folge, dass die Weiterarbeit eingestellt werden musste.
Auch dem gegenüberliegenden historischen Gemeindehaus gingen die Bauarbeiten „ans Fundament“. Das ehem. Rathaus, um 1800 errichtet, gilt als städtebaulich wirkungsvolles Gebäude und als „Eckpfeiler“ des Kirchenvorplatzes.
(ve) Die Bauarbeiten zur Neugestaltung des Kirchenumfeldes im Rahmen der Stadtsanierung II in Lambrecht wurden in der vergangenen Woche gestoppt. Die Baufirma hatte die Arbeiten nördlich der Kirche begonnen und baggerte gleich bis zu 1,20 bzw. 1,30 Meter Tiefe aus, obwohl nur eine Baggertiefe von 60 Zentimetern vorgeschrieben war, teilte auf Anfrage die Baudezernentin der Stadt Lambrecht, Tanja-Bundenthal-Beck, der Talpost mit. Sie war vom Ausmaß der Baggerarbeiten entsetzt, als sie am Montag nach ihrem Urlaub vor der Baugrube stand. Ende vergangener Woche fand nach dem Baustopp mit allen Beteiligten uund auch mit Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller ein „Krisengespräch“ statt, wie zu hören war.
Die Baufirma war mit schwerem Gerät bei den Erdarbeiten zugange und verschonte mit der großen Baggerschaufel auch die historischen Mauern der ehem. Klosterkirche aus dem 14. Jahrhundert nicht. Besonders an den Stützpfeilern der einzelnen Joche hatte wohl die Baggerschaufel direkten „Kontakt“ mit den alten Steinen und so kam es, dass an einem Stützpfeiler ein Stein des Fundamentes ausbrach. Der Denkmalschutz wurde informiert und gleichzeitig auch die Rechtsabteilung der prot. Landeskirche mit der Folge des sofortigen Baustopps, sagte Pfarrer Martin Groß, der ebenfalls vor Ort war. Um möglichen zusätzlichen Schaden zu vermeiden, wurde mit Schotter die ausgebaggerte Fläche an der Kirchenmauer wieder verfüllt, damit kein Wasser in das Fundament eintritt oder die Mauern auf andere Art geschädigt werden könnten.
Von Seiten der Stadt wurde eine Beweissicherung in Auftrag gegeben, zusätzlich wird ein Statiker die gesamte Nordwand der Kirche begutachten und nach möglichen Folgen der Baggerarbeiten untersuchen. Die Standsicherheit der Kirche wird wohl nicht gefährdet sein, mutmaßt die Beigeordnete Tanja Bundenthal-Beck, doch war es nach ihrer Meinung unverständlich, dass man mit Maschinenkraft an das alte Gemäuer herangegangen sei, wo Handarbeit und Vorsicht notwendig gewesen wäre.
Die Baggerarbeiten in der vergangenen Woche blieben auch nicht ohne andere Folgen, zumal diese noch in die regnerischen Tage fielen. Die Entwässerung vom Dach der Kirche war nur unzureichend bedacht worden mit der Folge, dass die Baugrube volllief und ein benachbartes Haus den Keller voll Schlamm und Wasser zu beklagen hatte. Notdürftig wurde mit Hilfe der Bauabteilung der Verbandsgemeinde am Wochenende ein geregelter Regenablauf geschaffen.
Gleichzeitig wurden menschliche Knochen und ein Schädel gefunden, weshalb die Denkmalpflege und auch die Polizei eingeschaltet wurden. Dabei wurde festgestellt, dass es sich um einzelne Knochen handelte und nicht um ein Skelett, es wurden auch nicht Reste eines Sarges gefunden, woraus geschlossen werden kann, dass nach früheren kirchlichen Bestattungen im Kirchenumfeld vor Jahrhunderten später Erdarbeiten durchgeführt wurden, wodurch es Verschiebungen bzw. Setzungen im Erdreich gab.
Für das offensichtlich unfachmännische Vorgehen bei den Baggerarbeiten mag die Urlaubszeit verantwortlich sein, mutmaßt die Beigeordnete. Es könnte sein, dass die Absprachen zwischen Bauleitung, Baufirma und Bautrupp nicht einheitlich erfolgten „aber dies darf einfach nicht sein“ kommentierte sie. Bis Redaktionsschluss lag noch kein Ergebnis vor, die Beweissicherung ist noch nicht abgeschlossen und der Statiker hat jetzt gerade seine Arbeit begonnen.
Die Stadt Lambrecht ist wenig glücklich über den Verlauf der Sanierungsarbeiten rund um die ehem. Klosterkirche. Dem ersten Baustopp aufgrund des Zustandes der Pflastersteine folgte nun der weitere Baustopp, der länger dauern könnte. Während an der Nordseite der Kirche die Bauarbeiten nun ruhen, wird auf der Kirchen-Südseite seit Montag wieder gearbeitet, jedoch mit einer anderen Pflasterfirma. Als Subunternehmer wurde eine neue Pflasterfirma beauftragt, denn der bisherige „Ein-Mann-Pflasterer“ konnte die gesamte Fläche allein nicht mehr bewältigen. Jetzt obliegt es der Aufsicht zu kontrollieren, ob die neue „Pflasterer-Kolonne“ die Pflasterung in gleicher Qualität wie es der alleinige Pflasterer vorgab, weiterführen wird.