Rebecca Siemoneit-Barum ist die Leiterin der Veranstaltungen für die Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße
Justine Markisch – Referentin Tourismus IHK Pfalz
Lambrecht. (hk) Die Treffen der „Lambrechter-TAL Gestalter“, einer offenen Zusammenkunft von Menschen, die mit Ideen und Tatkraft gemeinsam etwas bewegen möchten, wurden ursprünglich von Lars Mattil über die Firma Jola ins Leben gerufen und werden inzwischen unter der Regie der Verbandsgemeinde fortgeführt. Beim Treffen am Mittwoch, 27. August 2025, standen die Themen Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße sowie der Tourismus in der Verbandsgemeinde im Mittelpunkt. Bürgermeister Gernot Kuhn konnte zahlreiche Interessierte im Fenstersaal des Gemeinschaftshauses Lambrecht begrüßen.
Als Referentinnen des Abends traten auf: Rebecca Siemoneit-Barum (Veranstaltungsleiterin der Landesgartenschau), Justine Markisch (Referentin Tourismus, IHK Pfalz) und Pia Neumann (Tourismusfachkraft der Verbandsgemeinde Lambrecht [Pfalz]).
Die Landesgartenschau 2027 in Neustadt an der Weinstraße findet vom 15. April bis 17. Oktober statt. Rebecca Siemoneit-Barum, Veranstaltungsleiterin der Landesgartenschau, gab den Anwesenden einen Überblick über Planungen und aktuelle Arbeiten. Das Gelände wird vielfältige Attraktionen bieten: einen Panoramaberg mit Panorama-Bar, Sportflächen, abwechslungsreiche Grünanlagen, Aktionsbereiche, eine Blumenhalle, eine Open-Air-Tribüne sowie eine überdachte Halle für Großveranstaltungen mit großer Bühne – und vieles mehr.
Die Sportlandschaft bietet ein Streetballfeld und einen Bolzplatz, eine Work-Out-Anlage, eine Boulderwand und Tischtennisplatten. Natürlich fehlen auch nicht ein Fußballfeld und eine Laufrunde. Kinder und Jugendliche finden im benachbarten Bewegungspark eine Kletterlandschaft, Trampoline, breite Rutschen und große Schaukeln.
Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass das Mitbringen von Hunden auf dem Landesgartenschaugelände nicht gestattet sein wird.
Parallel entsteht ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm über die gesamte Laufzeit der Schau, das vorrangig von lokalen und regionalen Kulturschaffenden, Vereinen aller Sparten sowie Landesverbänden – von Musik bis Sport – getragen werden soll. „Dazu kommen interessante Vorträge von überregionalen und internationalen Gartenexperten, Wissenschaftlern und Schriftstellern“, so Siemoneit-Barum. Geplant sind zudem Themenwochen (u. a. Literaturwoche, Chor- und Spielmannszug-Treffen) sowie Formate mit den internationalen Partnerstädten Neustadts. Auch die Kirchen werden mit Angeboten vertreten sein. Nicht fehlen werden sommerliche Highlights wie große Open-Air-Konzerte, Kinoabende unter freiem Himmel und interaktive Sportveranstaltungen.
Als Satelliten-Ort ist die Dr.-Welsch-Terrasse vorgesehen, die derzeit wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten für den Publikumsverkehr gesperrt ist. Dort soll unter anderem die Techno-Party „Sommertanz“ stattfinden.
Das Gelände der Landesgartenschau sowie die Dr.-Welsch-Terrasse werden mit Einzel- oder Dauerkarten zugänglich sein. Zu Preisen und Modalitäten der Tickets konnte die Veranstaltungsleiterin noch keine Angaben machen, ebenso nicht über ein Mobilitätskonzept. Die Informationen erfolgen zu einem späteren Zeitpunkt. Der Verkauf der Dauerkarten wird voraussichtlich im Februar 2026 starten.
Rebecca Siemoneit-Barum ermutigt Einzelpersonen, Gruppen, Vereine und Gemeinden aus der Verbandsgmeinde Lambrecht(Pfalz) ausdrücklich, sich während der Landesgartenschau zu präsentieren. Alle Ideen sind willkommen und werden mit den Bewerberinnen und Bewerbern eingehend besprochen. Sie verweist aber darauf hin, dass alle Veranstaltung auf dem Landesgartenschaugelände stattfinden werden. Im Rahmen der LGS wird es keine externe Veranstaltungsorte geben.
Kontakt:
Rebecca Siemoneit-Barum
Tel.: 06321 855-2714
E-Mail: rebecca.siemoneit-barum@neustadt.eu
Justine Markisch, Referentin für Tourismus bei der IHK Pfalz, hob in ihrem Vortrag die große Bedeutung des Fremdenverkehrs für die Region hervor. Die landschaftliche Vielfalt, der Naturpark Pfälzerwald als Teil des UNESCO-Biosphärenreservats, die Deutsche Weinstraße mit ihren romantischen Dörfern und die zahlreichen Burgen und Schlösser machten die Pfalz zu einer begehrten Tourismusdestination. Auch die kulinarische Vielfalt – von der urigen Weinstube bis zum Sterne-Restaurant – sei ein wichtiger Sympathieträger.
Die Tourismuswirtschaft sei nicht nur ein bedeutender Imageträger, sondern auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor für die Pfalz. Besonders in den ländlichen Gebieten präge der Fremdenverkehr nachhaltig das wirtschaftliche Leben. Trotz der pandemiebedingten „Corona-Delle“ zwischen 2020 und 2022, die Übernachtungszahlen und Gästezahlen merklich einbrechen ließ, entwickelten sich die Kennziffern inzwischen wieder in Richtung des Niveaus vor Corona. Markisch zeigte die Entwicklung von 2006 bis 2024 auf und machte deutlich, dass der Tourismus damit wieder auf einem stabilen Wachstumspfad ist.
In ihre Betrachtung flossen auch die Eckdaten zum Tagesausflugs-Tourismus ein, der für die Pfalz eine erhebliche Rolle spielt. Die Angaben beziehen sich zwar auf die gesamte Region, dürften aber erfahrungsgemäß auch für die Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) in ähnlicher Größenordnung zutreffen, für die bislang keine verwertbaren Zahlen vorliegen.
Markisch machte deutlich, dass sich die Branche ständig neuen Herausforderungen stellen müsse. Hier sehe die IHK ihre Aufgabe: Sie bündelt die Interessen der überwiegend mittelständischen Betriebe, vertritt diese gegenüber Politik und Verwaltung und bietet den Unternehmen praxisnahe Unterstützung. Dazu gehören Fachveranstaltungen wie „IHK-Tourismustreff“ und „Branchenforum“, Branchenanalysen, Hygieneschulungen, Weiterbildung sowie Hilfen bei der Fachkräftegewinnung.
„Unser Ziel ist es, die Servicequalität kontinuierlich zu verbessern und die Zusammenarbeit zwischen touristischen Entscheidern und Leistungsträgern zu stärken“, betonte Markisch. Davon profitiere nicht nur die Tourismusbranche selbst, sondern auch Handel, Handwerk und viele weitere Bereiche der regionalen Wirtschaft.
Pia Neumann, Tourismusfachkraft der Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz), machte in ihrem Vortrag deutlich, dass die touristische Bedeutung des Tals in den offiziellen Statistiken kaum sichtbar wird. Erfasst werden dort nur Betriebe mit mehr als zehn Betten – ein Kriterium, das die meisten der zahlreichen Ferienwohnungen im Tal nicht erfüllen. Auch Wohnmobilstellplätze fließen nicht in die Zahlen ein. Derzeit seien lediglich sieben touristische Betriebe in der VG gemeldet.
Herausforderungen und Fördermittel
Wie können sich kleine Urlaubsorte weiterentwickeln? Diese Frage stellte Neumann gleich zu Beginn. Rasant steigender Wettbewerb, der demografische Wandel und verändertes Freizeitverhalten machten es notwendig, mit der Zeit zu gehen. „Um den Anforderungen gerecht zu werden, müssen finanzielle Ressourcen gebündelt und Ausgaben zusammengefasst werden. Eine Verbandsgemeinde allein ist kaum noch in der Lage, touristische Infrastruktur dauerhaft aufrechtzuerhalten – geschweige denn neue aufzubauen“, so Neumann. Moderne Projekte seien nur mit erheblichen Fördermitteln möglich. Mindestens 60 Prozent Förderung müssten in Vorhaben fließen, damit die kommunalen Aufsichtsbehörden ihre Zustimmung geben. Auch die Audiotour in Lambrecht habe nur dank externer Gelder umgesetzt werden können.
Wichtige Netzwerke
Große Bedeutung misst Neumann den touristischen Netzwerken bei, in denen die Verbandsgemeinde vertreten ist. Dazu gehören unter anderem Pfalztouristik, der Verein Mountainbike Park Pfälzerwald, die LAG Pfälzerwald Plus, die Metropolregion Rhein-Neckar, das Biosphärenreservat Pfälzerwald, der Tourismus- und Heilbäderverband, das Wandermenü Pfalz, Trekking-Pfalz, „Nachhaltiges Reiseziel“ sowie die Mandelzentrale Pfalz.
„Sich diesen Netzwerken zu verschließen, würde Stillstand bedeuten“, betonte Neumann. Die Vorteile lägen auf der Hand: Austausch mit Fachleuten, gemeinsame Produktentwicklungen, Blick über den eigenen Tellerrand, gegenseitige Unterstützung und eine Stärkung der regionalen Sichtbarkeit.
Qualität und Erlebnisse im Fokus
Tourismusarbeit heute bedeute vor allem Qualität und Erlebnisinszenierung. Nur so könne die Destination Pfalz insgesamt bekannt bleiben. Als Beispiele nannte Neumann die geplante Pflanzaktion von 20 Mandelbäumen, die Weiterentwicklung der Lambrechter Streuobstwiesen, die Audiotour in Lambrecht sowie das Kulturerbe Geißbock. „Jeder trägt seinen Teil dazu bei, die Destination und damit auch die eigene Infrastruktur zu stärken“, so die Tourismusfachkraft.
Blick in die Zukunft
Für die kommenden Jahre kündigte Neumann strukturelle Veränderungen an. Vereine und Netzwerkpartner würden sukzessive in die Pfalztouristik übergehen, die damit gestärkt in die Zukunft starte und die Region noch sichtbarer mache. Vor Ort bleibe es Aufgabe der Kommunen, ihre Angebote attraktiv zu gestalten und die Qualität zu sichern.
Ideen für Lambrecht
Ganz konkrete Vorschläge brachte Neumann für die Stadt Lambrecht mit: Profilschärfung beim Thema Kulturerbe Geißbock, stärkere Betonung der Tuchmacher-Tradition, Ausbau der Gästeführungen, Unterstützung der AG Natur und Umwelt, Erhalt des Wohnmobilstellplatzes sowie eine bessere Vernetzung der Veranstalter im Ort. Zudem werden Anregungen aus der Gruppe der Labrechter Gestalter, etwa eine Erweiterung der Audiotour auf weitere Sprachen, ernst genommen werden. Gastgebern – und jenen, die es gerne werden wollen – bot sie die Unterstützung der Tourist-Info jederzeit an.
Kontakt
Pia Neumann
Tel.: 06325 181 110
E-Mail: tourist-info-elmstein@t-online.de
Im Nachgespräch deutete Bürgermeister Gernot Kuhn an, dass noch vor den Herbstferien eine Fortsetzung der „Lambrechter-TAL Gestalter“-Treffen zum Thema Landesgartenschau und Tourismus geplant sei.
Damit die Verbandsgemeinde bei der Landesgartenschau 2027 sichtbar wird, ist eine frühzeitige und aktive Beteiligung entscheidend. „Je vielfältiger und konkreter die Beiträge sind, desto größer ist die Chance, dass Initiativen in das offizielle Konzept aufgenommen werden. Dies ist eine einmalige Gelegenheit, die Zukunft unserer Region aktiv mitzugestalten“, hieß es aus dem Kreis der Beteiligten.
Gleichzeitig wurde deutlich: Weder finanziell noch personell kann die Verbandsgemeinde größere Beiträge leisten. Die touristische Infrastruktur ist nur mit erheblichen Fördermitteln zu sichern. Verantwortung und Ideen müssen daher aus der Bürgerschaft, den Vereinen und Betrieben kommen.