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Talpost Lambrecht
Ausgabe 39/2022
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Sollte sich Lambrecht neu ausrichten?

Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld zeigte sich beeindruckt von den sich bei der Hellenbrand-Maschinenbau im Einsatz befindlichen computergesteuerten Maschinen und Roboter.

Das Unternehmertreffen ermöglichte einen interessanten, regen Gedankenaustausch zwischen Verwaltung, Handel, Handwerk und Industrie.

Neben wirtschaftlichen Ausführungen standen auch Fragen der Energieversorgung, verbunden mit höheren Produktionskosten und deren Folgen im Mittelpunkt. Geschäftsführer Michael Hellenbrand führte die Teilnehmer des Unternehmertreffens durch die Montage- und Arbeitshallen der Hellenbrand-Maschinenbau-GmbH.

Landrat sieht den Ort als ideale Wohngemeinde – Abschied

von der einstigen Industriestadt – Bestehendes Gewerbe erhalten

(ve) Dem zweiten Unternehmertreffen des CDU-Ortsverbandes Lambrecht lag ein breitgefächertes interessantes Programm zu Grunde, zumal Gernot Kuhn, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lambrecht und Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld als fachkundige Diskussionsteilnehmer für einen interessanten Wissensaustausch sorgten. Landrat Ihlenfeld sah die Zukunft der Stadt Lambrecht als interessante Wohngemeinde mitten in einem Kessel des Pfälzerwaldes gelegen mit schnellen Zugverbindungen nach Osten und Westen. Beispielhaft nannte er die Gemeinden Hardenburg und Grethen nahe Bad Dürkheim, die sich als begehrte Wohngemeinden positiv weiterentwickelt hätten. Nach dem Niedergang der Tuchindustrie im Tal gelte es, sich neuen Projekten zuzuwenden, wobei er empfahl, Kontakte mit der Strukturentwicklungsgesellschaft des Landkreises aufzunehmen. Als Beispiel nannte er das Projekt einer Flächenvoltaikanlage. Lambrecht besitze positive Faktoren und zahlreiche Pluspunkte zu einer attraktiven Wohngemeinde, wie gute Anbindung an die Zentren und eine vorzügliche Nahversorgung. Eine Zukunftsplanung sei notwendig. Einige Schandflecke wie die Ruinen der ehemaligen Papierfabrik Knoeckel, Schmidt & Cie und das alte Awo-Seniorenhaus müssten verschwinden. Um das bestehende Gewerbe zu stärken und die Arbeitsplätze zu erhalten, sei die Schaffung von Wohnraum in der Stadt dringend notwendig, argumentierte Setaplast-Geschäftsführer Mostafa Saifi.

Lars Mattil, Geschäftsführer der Jola-Spezialschalter GmbH sprach die Steuerentwicklung der Firmen und der Kommunen in den Corona-Jahren an, wobei Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld darauf hinwies, dass Kommunen keine Wirtschaftsunternehmen seien und mit stark gestiegenen Sozialausgaben zu rechnen hätten, die Unterfinanzierung drohe und es sei auf einen Finanzausgleich zu hoffen. Schwierig sei die finanzielle Situation im Tal, freiwillige Leistungen würden gestrichen, zum Ansetzen von „Daumenschrauben“ sei man gezwungen. Mit Sorge sehe man kommenden kommunalen Haushalten entgegen. Auch der Kreis werde seinen Haushalt nicht ausgleichen können und man rechne mit einem 10-Millionen-Fehlbetrag im kommenden Jahr. Die kommunale Verwaltung sei gewachsen, sie sei effizienter geworden, aber neue Aufgaben seien hinzugekommen.

Speziell diskutiert wurden die Genehmigungsverfahren, die nach Ansicht einiger Diskussionsteilnehmer zu lange Zeit in Anspruch nehmen würden. Die Kfz-Außenstelle in Lambrecht verfüge leider nur über eine eingeschränkte Kompetenz, wobei der Landrat darauf hinwies, dass die KfZ-Außenstelle in Lambrecht die geringsten Zulassungsdaten im Vergleich zu den anderen Außenstellen aufweise, man aber am Standort festhalten werde. Die digitale Verwaltung soll weiter gestärkt werden. Gerne würde man im Tal einen Wertstoffhof einrichten, um den Tal-Bewohnern längere Zufahrten zu ersparen, doch konnte bisher kein passendes Grundstück gefunden werden. Ein wichtiges Dauerthema war die Glasfaserverlegung für das schnelle Internet. Es sei nach Verzögerungen nun ein neuer Ausbauplan erstellt worden, der bis ins kommende Jahr reicht.

Gastgeber: Hellenbrand-Maschinenbau GmbH

Das Unternehmertreffen fand in einem Produktionsraum der Firma Hellenbrand-Maschinenbau GmbH in der Beerentalstraße statt. Inhaber Michael Hellenbrand führte die Teilnehmer durch die modernen Montagehallen mit den digital gesteuerten Fräs- und Arbeitsmaschinen neuester Technik. Der 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zählende Spezialbetrieb arbeitet in erster Linie Verschleißteile für die Papierproduktion auf und verfügt über eine Niederlassung in Bremen. Die Firma Hellenbrand hat sich in der Branche der Papiererzeugung dank ihrer Qualität und Zuverlässigkeit einen guten Ruf, über die Grenzen Deutschlands hinaus, geschaffen. Gerade Termintreue und Qualität ist bei der Papierproduktion besonders wichtig, zumal die Papiermaschinen rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr produzieren. Das Unternehmen wurde von Michael Hellenbrand 1995 gegründet und kontinuierlich weiterentwickelt. Der Neubau einer Montagehalle befindet sich im Genehmigungsverfahren, doch wird das Vorhaben zunächst zurückgestellt, um die allgemeine Kostenentwicklung angesichts der Energiekrise abzuwarten. Vorausschauend hat Michael Hellenbrand in neue Technik investiert, Solaranlagen auf den Dächern der Montagehallen liefern Strom für den Eigenbedarf, eine Hackschnitzel-Heizungsanlage wird noch vor dem Winter in den Einsatz kommen.

CDU-Ortsverbands-Vorsitzender Andreas Ohler freute sich über den gelungenen Start der Reihe der Unternehmertreffen und von den Teilnehmern erhielt er entsprechende Bestätigung, denn es sei wichtig, dass sich Geschäftsleute – gerade in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten – austauschen könnten. Zudem seien die Unternehmertreffen ein Forum, lokale Probleme anzusprechen, nicht „wegzuducken“ sondern aufzuzeigen, „wo der Schuh drückt“. Ein drittes Unternehmertreffen sei schon in der Vorbereitung, verkündete Andreas Ohler.